Der Zinkpreis befindet sich auf einem Dreimonatshoch. Die Lager in London und Shanghai sind leer. Die Analysten von MacQuarie haben ihren Zielpreis angehoben. Teck Resources rechnet bald mit dem Erreichen des „Pinch Point“.
Der Zinkpreis hat zu Wochenbeginn in London ein neues Dreimonatshoch erreicht. Das Industriemetall hat damit seit dem Preistief im Dezember 2015 bereits um mehr als 80% zugelegt. Doch das scheint erst der Anfang zu sein. Denn die Lager sind leer und am Markt herrscht inzwischen Unruhe. So überschritt der Preis für eine Tonne Zink am Montag an der London Metal Exchange (LME) die Marke von 2.800 US.Dollar. Der unmittelbare Grund waren wohl die starken Industriedaten aus China. Die Volksrepublik zeigte im Juni ein neues Dreimonatshoch bei der Industrieaktivität sowie den Auftragseingängen.
Das vergessene Metall
Diese Nachrichten treffen den Zinkmarkt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn die Lager sind leer. Während des Rohstoffbooms bis 2011 wurde kaum in neue Zinkminen investiert, das vor allem für den Rostschutz verwendete Metall (ca. 65%) galt im Gegensatz zu Gold als ziemlich „unsexy“. Als die Krise dann begann, gab erst recht keine Explorationsaktivitäten. Dies rächt sich nun. Denn in den vergangenen und den nächsten Jahren werden etwa 10 bis 12 Prozent des weltweiten Angebots verschwinden. Dies liegt an ausgeschöpften Minen, die sukzessive ihre Förderung senken oder den Betrieb komplett einstellen. Zudem haben neue Minen lange nicht die hohen Grade und die Größen früherer. Dementsprechend wird jetzt viel in neue Zinkprojekte investiert. Doch auf kurze Sicht kommen diese Aktivitäten viel zu spät. Vom Start eines Zinkprojekts bis zum Bau einer Mine können gut und gerne zehn Jahre vergehen. Zu spät, um dem aktuell knappen Angebot etwas hinzuzufügen. Deutlich wird dies an den Lagerdaten. So liegen die Lagerbestände an der LME nur noch bei etwa 290.000 Tonnen und sind damit in den vergangenen 12 Monaten um mehr als ein Drittel gesunken (siehe Graphik). Noch schlimmer ist die Situation in Shanghai. China ist mit weit mehr als 40 Prozent der größte Zinkverbraucher der Welt, 2017 dürfte man rund 15 Millionen Tonnen verbrauchen. Im „Paris des Ostens“ sind die Lagerbestände aber um rund 60 Prozent gesunken und liegen aktuell bei rund 65.000 Tonnen. Betreiber von Zinkschmelzen wurden bereits angewiesen, die Produktion herunterzufahren. Es gibt schlicht zu wenig Zinkkonzentrat.
Analysten sind optimistisch
Die Analysten von MacQuarie rechnen nun mit deutlich höheren Zinkpreisen. Die Investmentbank erwartet, dass die Marke von 3.000 US-Dollar pro Tonne bald fällt. Im Gesamtjahr wird mit einem Angebotsdefizit von 650.000 Tonnen gerechnet. Etwas konservativer als die australische Bank ist die Société Générale. Bei den Franzosen wird mit einem Jahresdefizit von 250.000 Tonnen kalkuliert. Allerdings: Gemäß den Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG), dem Verband der Zink- und Bleiproduzenten, lag das Defizit bereits in den ersten vier Monaten 2017 bei bei 112.000 Tonnen. Und das obwohl die globale Minenproduktion um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt hatte.
„Pinch Point“ könnte Rally auslösen
Nun könnte bei Zink eine Situation wie vor zehn Jahren bevorstehen. Denn laut Berechnungen von Teck Resources, einem der größten Produzenten der Welt, könnten die weltweiten Zink-Bestände im September den „Pinch Point“ erreichen. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Menge an verfügbaren Zink nur noch für zehn Tage des globalen Verbrauchs reicht. Das letzte Mal als dieser „Pinch Point“ erreicht wurde – vor etwa zehn Jahren – legte der Zinkpreis in der Folge auf bis 4.500 US-Dollar je Tonne zu. Das wären noch einmal zwei Drittel über dem aktuellen Preis. Übrigens: die Branchenexperten von Wood MacKenzie hatten schon vor mehr als zwei Jahren vorausgesagt, dass 2017 dieser „Pinch Point“ eintreten werde.
ETF oder „Pure-Player“?
Für spekulativ orientierte Anleger bedeutet das: Betreiber von Zinkminen könnten auf Sicht von 12 bis 36 Monaten ein risikobehaftestes, aber chancenreiches Investment sein. Denn die Gewinnmargen dieser Unternehmen werden bei höheren Zinkpreisen steigen. Alternativ bieten sich Zink-ETF als direktes Investment-Vehikel an. Nicht zu empfehlen sind die Aktien von Bergbauriesen wie Teck Resources oder Glencore. Sie gehören zwar zu den größten Zinkproduzenten der Welt. Allerdings sind diese Milliardenkonzerne so breit aufgestellt, dass eine Zinkrally allein keine Kurse bewegen kann. Gefragt sind deshalb „Pure Player“ unter den Zinkproduzenten.
Quelle: rohstoffbrief.com