Während der Goldpreis Ende November und in den ersten Dezembertagen nur mäßig zulegen konnte, durchbrach Silber in den letzten Tagen mit Schwung die Marke von 50 US-Dollar je Unze und erreichte wenig später auch das erst in diesem Herbst ausgebildete neue Allzeithoch bei 54 US-Dollar. Anschließend zogen die Notierungen weiter an und drangen schnell bis in den Bereich zwischen 58 und 59 US-Dollar vor.
Dass Silber innerhalb weniger Tage so schnell ansteigt, ist weniger bemerkenswert als die Tatsache, dass dieser Anstieg zu einer Zeit erfolgte, in der weder Gold noch die beiden anderen wichtigen weißen Edelmetalle Platin und Palladium starke Kursgewinne erzielen konnten. Mit anderen Worten: Silber ist derzeit nicht nur stark unterwegs, sondern auch noch alleine.
Die bemerkenswerte aktuelle Stärke des Silbers zeigte sich auch am 2. Dezember, als Gold, Platin und Palladium ihre vorangegangenen Anstiege korrigierten, während der Silberpreis lediglich für einige Stunden seitwärts lief und kaum nachgab. Auch in der Korrektur legte der kleine Bruder des Goldes somit eine beeindruckende Stärke an den Tag.
Bloomberg spricht von einem inflationsbereinigten Silberpreis von 150 US-Dollar je Unze
In den Medien, vor allem in den Finanzmedien, wurde anschließend viel über Silber gesprochen, denn man war bemüht, den jüngsten Anstieg einzuordnen. In diesem Bestreben wies die US-Nachrichtenagentur Bloomberg darauf hin, dass eine Unze Feinsilber heute 150 US-Dollar kosten müsste, würde man das langjährige Allzeithoch aus dem Jahr 1980 bei 50 US-Dollar um die Inflationsraten der seitdem vergangenen Jahre bereinigen.
Dieser Bloomberg-Berechnung liegen allerdings „nur“ die offiziellen Inflationsraten seit 1980 zugrunde. Ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn man die früheren Methoden zur Berechnung der Inflationsrate, die in den 1990er Jahren entscheidend verändert wurden, als Basis für die um die Inflation angepassten Silberpreise heranzieht. Damals ging man dazu über, technische Verbesserungen, welche die Leistung der verkauften Produkte steigerten, also beispielsweise schnellere Prozessoren in Computern, preissenkend in die Inflationsrate mit einzuberechnen.
Heraus kamen wie politisch gewünscht deutlich niedrigere Inflationsraten. Berechnet man die Inflationsraten jedoch nach der alten Methode, wie sie 1980 angewandt wurde, ergibt sich für Silber ein ganz anders Bild, denn in diesem Fall läge der inflationsbereinigte Silberpreis nicht bei 150 US-Dollar je Unze, wie Bloomberg angibt, sondern eher im Bereich von 300 bis 400 US-Dollar.
Man kann nun lange darüber streiten, welche der beiden Berechnungsmethoden die bessere ist und dennoch wird am Ende der Diskussion die Frage verbleiben, welches der beiden Ergebnisse das korrektere ist. Als Lösung bietet sich daher an dieser Stelle an, sich an die monetäre Eigenschaft von Silber zu erinnern und diese zur Basis eines Vergleichs zu machen.
Ein Vergleich mit der Geldmenge M2 zerstört alle Illusionen über unser Fiat-Money-Geldsystem
Denn anders als Kupfer oder Aluminium kommt dem Silber nicht nur eine Bedeutung als Industriemetall zu. Es ist wie das Gold gleichzeitig auch ein Währungsmetall. In den letzten Jahren ist die Geldfunktion von Silber zwar etwas in Vergessenheit geraten. Sie ist aber immer noch vorhanden und es ist diese Funktion als Geld und eines der ältesten Wertaufbewahrungsmittel der Menschen, die Silber auch heute noch vom Platin oder Palladium unterscheidet.
Man mag es kaum glauben, doch im Jahr 1980 lag die Geldmenge M2 ungeachtet aller inflationärer Schübe, die es in den 1970er Jahren gegeben hatte, lediglich bei 1,6 Billionen US-Dollar. Heute hingegen erfreuen wir uns an einer M2-Geldmenge von über 22 Billionen US-Dollar. Oder anders ausgedrückt: Für jeden US-Dollar, der damals in Umlauf war, schwirren heute 13,75 US-Dollar durch das Finanzsystem.
Die 50 US-Dollar je Feinunze des Jahres 1980 entsprechen vor diesem Hintergrund einem Silberpreis von 687,50 US-Dollar. Von diesem war Silber Anfang Dezember ungeachtet der jüngsten Allzeithochs mit Preisen zwischen 48 und 49 US-Dollar je Unze jedoch noch meilenweit entfernt. Von einer Blase zu sprechen, ist daher durchaus angebracht. Allerdings hat sich diese Blase in den letzten 50 Jahren nicht bei Silber entwickelt, sondern aufgeblasen wurde allein das Papiergeld.
Anleger, die sich vor dieser Blase und der mit ihr verbundenen Geldentwertung schützen möchten, tun auch weiterhin gut daran, physisches Silber zu erwerben oder in die Firmen zu investieren, die es fördern bzw. nach ihm suchen. Solange für eine Unze Silber lediglich zweistellige US-Dollarpreise je Unze aufgerufen werden, ist Silber noch billig, denn anders als das viele Papiergeld, das wie schon Voltaire sagte immer wieder zu seinem inneren Wert von null zurückkehren wird, kann das Silber weder schnell in großen Mengen gefördert, noch beliebig vermehrt werden.