Silber schlägt Gold – Boom oder Endspurt?

Silber Barren vor und Gold auf einer alten Waage

Der Goldpreis ist derzeit in aller Munde. Aber auch das Silber macht mit nahezu täglichen Anstiegen auf sich aufmerksam. Es beginnt sogar, Gold seinen Rang abzulaufen und besser abzuschneiden als der „große Bruder“. Kann Gold seit Anfang 2024 mittlerweile auf ein Kursplus von rund 100 Prozent zurückblicken, so vermeldet das Silber sogar einen Kurszuwachs von 121 Prozent und lässt das Gold damit klar hinter sich.

Dass das Silber Gold outperformt und deutlich in den Schatten stellt, ist für die Edelmetallmärkte allerdings nichts Ungewöhnliches. Solche Entwicklungen sieht man immer wieder. Aber, und das ist der große Unterschied zur aktuellen Situation: Man sah diese stärkeren Anstiege des Silbers in der Vergangenheit immer erst am Ende einer Hausse bei den Edelmetallen.

Damit stellt sich zwangsläufig die Frage, ob der Boom bei Gold und Silber, den die meisten Anleger im Westen mehr oder weniger verschlafen haben und erst jetzt bemerken, bereits kurz vor seinem Ende steht. Das Silber auf der Überholspur deutet ein wenig in diese Richtung. Aber eine solche Entwicklung würde auch bedeuten, dass eine Hausse endet, noch bevor die Masse der Anleger sie überhaupt und in ihrer vollen Tragweite erkannt hat.

Eine Hausse, die an den Anlegern im Westen nahezu unbemerkt vorbeigeht, gibt es das?

Gegen diese Annahme spricht jedoch, dass der prozentuale Anteil, den die Edelmetalle – sei es physisch oder mittelbar in Form von Gold- und Silbermineninvestments – in den Anlegerdepots derzeit haben, immer noch ausgesprochen niedrig ist. Er liegt mit rund einem Prozent deutlich unter dem Hoch früherer Aufwärtsbewegungen in deren Verlauf er in der Regel bis auf vier Prozent angestiegen ist.

Gegen ein baldiges Ende der Rallye sprechen bei Gold auch die anhaltenden geopolitischen Risiken, die nicht nachlassenden massiven Goldkäufe der Notenbanken und die zunehmende Unsicherheit der Anleger hinsichtlich der weltweiten Sicherheit von Staatsanleihen.

Will man insbesondere dem zuletzt genannten Risiko ausweichen, stellt sich für jeden Investor unweigerlich die Frage, wohin mit dem Geld. Sie ist nur schwer zu beantworten, denn die Aktienmärkte sind nicht einmal halb so groß wie die weltweiten Bondmärkte und innerhalb der Bondmärkte ist nicht nur das Vertrauen in die Anleihen eines einzelnen Staates erschüttert.

Der weltweite Vertrauensverlust spricht weiterhin für Gold und Silber

Nicht nur die westlichen Länder sind massiv überschuldet, Japan und China sind es auch und da nicht die ganze Welt in Staatsanleihen aus Norwegen oder der Schweiz flüchten kann, führt bis auf weiteres am Gold erst einmal kein Weg vorbei. Silber ist an dieser Stelle nur prinzipiell eine Alternative, denn der Silbermarkt ist nochmals deutlich kleiner als der Goldmarkt. Auch er kann das viele Geld nicht aufnehmend, das momentan gerade nach Schutz und Sicherheit sucht.

Hinzu kommt, dass Silber anders als Gold in der Industrie nennenswert verbraucht wird. In den vergangenen Jahren wurde Silber deshalb bisweilen sogar der Charakter als Edelmetall und damit seine Stellung als Geldmetall abgesprochen. Damit wurde zwar zurecht hervorgehoben, wie wichtig die Stellung des Silbers als Industriemetall in der Zwischenzeit geworden ist, doch gleichzeitig wurde, was den Geldcharakter des Silbers betraf, weit über das Ziel hinausgeschossen.

Silber ist beides, ein von der Industrie händeringend benötigtes Metall und auch ein Edelmetall, das in der Geschichte immer wieder eindrucksvoll bewiesen hat, dass es in der Lage ist, Werte dauerhaft zu speichern. Geht man davon aus, dass die Masse der Anleger auch weiterhin gewillt ist, Silber ähnlich wie dem Gold, diese Funktion zuzuschreiben, besteht sogar die Möglichkeit, dass sich Industrie und Anleger in den kommenden Monaten und Jahren prinzipiell um das Metall streiten werden.

Das Silver Institute spricht von einem anhaltenden, strukturellen Defizit, das nicht einfach aufzulösen sein wird

Dass dieser Streit vor allem über den Preis ausgetragen wird, liegt auf der Hand. Das Silver Institute geht derzeit davon aus, dass der Silbermarkt von einem strukturellen Defizit gekennzeichnet ist. Seit nunmehr sechs Jahren ist die Nachfrage größer als das Angebot, die Lager sind vergleichsweise leer und die Minenproduktion ist nicht in der Lage, schnell die anhaltende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.

Das Silver Institut sieht den Silbermarkt daher als einen Markt, der auch in den kommenden Jahren weiterhin sehr angespannt sein wird. Dieser Druck dürfte sich auch auf die Preise auswirken und diese tendenziell stützen bzw. weiter ansteigen lassen. Ein Freifahrtschein für eine immerwährende Hausse wird damit allerdings nicht ausgestellt.

Wenn derzeit in verschiedenen Internetforen behauptet wird, der Silberpreis könne nicht mehr korrigieren, so ist einerseits verständlich, warum solche Aussagen überhaupt getätigt werden. Jedem Anleger sollte aber auch klar sein, dass korrekturlose ewige Anstiege an den Finanzmärkten immer nur reines Wunschdenken sein werden.

Es wird daher auch bei Gold und Silber früher oder später zu einer Konsolidierung kommen

Wann und auf welchem Kursniveau sie einsetzen wird, das wissen die Götter, denn sowohl Gold als auch Silber haben ihre Allzeithochs überschritten und es gibt damit keine charttechnischen Widerstände mehr, die jedem sofort ins Auge springen und deshalb geeignet sein könnten, einen Anstieg zumindest kurzzeitig oder gar ganz zu stoppen.

In der Vergangenheit waren Korrekturen bei Gold und noch mehr bei Silber hoch volatile Angelegenheiten. Trifft dies auch für die Zukunft zu? Diese Möglichkeit besteht ohne Frage. Vor dem Hintergrund des strukturellen Defizits am Silbermarkt sollte aber auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass die Käufer schon sehr früh wieder gezwungen sind, zuzugreifen, um am Ende nicht ohne das von ihnen benötigte Silber dazustehen.

Von einem wilden Auf und Ab der Kurse bis hin zu einer monatelangen zähen Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau sind deshalb verschiedenste Formen von Konsolidierungen gut vorstellbar. Für welche Variante der Markt sich entscheiden wird, wissen wir wie immer erst in der Rückschau.

Ob der Goldmarkt und vor allem der Silbermarkt in den kommenden Wochen und Monaten gute Märkte zum Traden sind, bleibt abzuwarten. Gute Ausstiege auf attraktiven Kursniveaus zu finden, könnte für die Anleger jedoch wesentlich leichter sein, als hinterher wieder einen guten Neueinstieg zu vollziehen.

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