Gold bleibt nach Ansicht der Société Générale einer der wichtigsten Bausteine im Anlageuniversum: Die französische Großbank geht davon aus, dass Gold den US-Dollar und US-Anleihen bis Ende 2026 weiterhin übertreffen wird – und hält deshalb eine maximale Goldquote in ihrem Multi-Asset-Portfolio. Gleichzeitig erwartet das Haus, dass der Goldpreis bereits Ende des kommenden Jahres die Marke von 5.000 US-Dollar je Unze erreichen kann.
Damit gehört Gold für Société Générale klar zu den Gewinnern in einem Umfeld, in dem klassische festverzinsliche Anlagen und die US-Währung unter Druck stehen und Investoren nach alternativen Stabilisatoren für ihre Portfolios suchen.
Gold im Zentrum der Strategie
In ihrem aktuellen Ausblick macht Société Générale deutlich, dass Gold in der strategischen Asset-Allokation einen hohen Stellenwert einnimmt. Die Bank hält eine Goldquote von 10 % im Multi-Asset-Portfolio aufrecht – und damit die Obergrenze, die sie sich selbst gesetzt hat. Gleichzeitig wird die Positionierung in anderen Anlageklassen spürbar zurückgefahren: US-Inflationsanleihen werden vollständig aus dem Portfolio gestrichen, Unternehmensanleihen von zuvor 10 % auf 5 % halbiert.
Begründet wird diese Verschiebung mit der bisherigen Marktentwicklung: 2025 war für viele Rentenmärkte ein schwieriges Jahr, während der schwächere US-Dollar die Renditen in Fremdwährung für internationale Anleger belastete. Gold hingegen habe – neben ausgewählten Aktienmärkten – positiv zur Wertentwicklung beigetragen und von einer „Verbreiterung der Asset-Performance“ profitiert, so die Analysten.
Für die kommenden Quartale rechnet Société Générale damit, dass sich dieser Trend fortsetzt. Rückläufige Zinsen in den USA und ein anhaltend schwächerer Dollar gelten als zentrale Rahmenbedingungen, von denen Gold profitieren soll. Vor diesem Hintergrund bleibt das Edelmetall aus Sicht der Bank ein Kernbaustein der strategischen Allokation.

Gold: Zinswende und US-Wirtschaft als Preistreiber
Der Gold-Ausblick von Société Générale ist eng mit der Erwartung an die US-Geldpolitik verknüpft. Zwar wurde der Leitzins der Federal Reserve inzwischen von 5,5 % auf 4,0 % gesenkt, doch die Analysten verweisen darauf, dass der reale Leitzins – also nach Abzug der Inflation – weiterhin erhöht ist. Die monetären Bedingungen gelten damit noch als vergleichsweise restriktiv.
Die Ökonomen der Bank erwarten bis April des kommenden Jahres weitere Zinssenkungen um insgesamt 50 Basispunkte. Damit würde sich die Geldpolitik aus ihrer Sicht wieder in Richtung eines „neutralen“ Niveaus bewegen und die Finanzierungsbedingungen schrittweise entspannen. Für Gold wäre dies grundsätzlich positiv, da sinkende Zinsen und niedrigere Realrenditen die Attraktivität des zinslosen Edelmetalls im Vergleich zu Anleihen verbessern.
Gleichzeitig verweist Société Générale auf strukturelle Risiken in der US-Wirtschaft. Der Inflationsdruck dürfte zwar nachlassen, dennoch zeichnen sich Belastungen am Arbeitsmarkt ab. Die Fed stehe damit vor der Herausforderung, ihren doppelten Auftrag – Preisstabilität und Vollbeschäftigung – mit wachsenden politischen Zwängen zu verbinden.
Vor allem vor dem Hintergrund anstehender Wahlen könnte der Druck zunehmen, Lebensmittel- und Lebenshaltungskosten im Zaum zu halten und zu verhindern, dass höhere Zinsen das Wachstum zusätzlich abbremsen. Aus Sicht der Bank spricht dies für eine insgesamt vorsichtige Zinspolitik bis 2026 mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit weiterer Lockerungsschritte, falls sich die Konjunktur merklich abkühlt. Diese Kombination aus moderatem Wachstum, sinkenden Realzinsen und anhaltenden Unsicherheiten bildet den makroökonomischen Rahmen für die Goldprognose.
Goldnachfrage: Privatanleger und Notenbanken als Stützen
Neben der Zinslandschaft sieht Société Générale die Nachfrageentwicklung als zentralen Faktor für den Goldmarkt. Die Analysten beobachten, dass Privatanleger ihre Portfolios verstärkt diversifizieren und Gold in einem wachsenden Anteil beimischen – sei es über Barren, Münzen oder Gold-ETFs. Gold habe sich damit zunehmend als regulärer Baustein in der Vermögensstruktur etabliert, nicht nur als kurzfristiger „Krisenversicherer“.
Auch auf institutioneller Ebene bleibt die Rolle von Gold aus Sicht der Bank wichtig. Insbesondere nicht-westliche Notenbanken setzen den Trend fort, ihre Währungsreserven schrittweise vom US-Dollar in Richtung Gold und andere Anlagen zu diversifizieren. Diese Käufe wirken dem Angebot an der Oberfläche entgegen und stützen den Markt zusätzlich.
Vor diesem Hintergrund bekräftigt Société Générale ihre Erwartung, dass Gold bis Ende des kommenden Jahres auf rund 5.000 US-Dollar je Unze steigen könnte. In ihrem Bericht verweisen die Analysten darauf, dass Rücksetzer aus ihrer Sicht weiterhin genutzt werden, um Engagements im Edelmetall auf- oder auszubauen. Aus Marktsicht spielten dabei sowohl die Zentralbanknachfrage als auch die anhaltenden Zuflüsse in physisch hinterlegte Produkte eine wichtige Rolle.
Gold als Diversifikationsinstrument
Ein weiterer Punkt im Gold-Ausblick derAnalysten ist die Frage der Diversifikation. In den vergangenen Jahren ist die Korrelation zwischen US-Aktien und Anleihen deutlich gestiegen – ein Muster, das klassische Mischportfolios belastet. In einer Phase, in der sowohl Aktien- als auch Rentenmärkte zeitweise unter Druck gerieten, war die stabilisierende Wirkung von Staatsanleihen deutlich geringer als in früheren Zyklen.
Gold wird in diesem Kontext als Instrument gesehen, das im Portfolio eine unabhängige Rolle einnehmen kann. Das Edelmetall korreliert historisch nur begrenzt mit den großen Aktienindizes und verhält sich oft gegenläufig zu Realzinsen und dem US-Dollar. Aus Sicht der Bank spricht dies dafür, Gold nicht nur als reinen „Safe Haven“ in Krisenzeiten zu betrachten, sondern auch als strategischen Baustein, um das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios zu glätten.