Grundlegender Wandel des Kupfermarkts möglich

Der Kupferpreis legte im April und Mai deutlich zu, nur um dann im Juni wieder ähnlich deutlich zurückzukommen. An der Börse vollzogen die Kurse der Kupferproduzenten und der Entwickler neuer Kupferprojekten eine ähnliche Berg- und Talfahrt. Im Hintergrund stand ein interessantes Ringen zwischen kurzfristig orientierten Händlern, die hier und jetzt Kupfer kaufen oder verkaufen wollen und langfristig orientierten Investoren, die sich besonders im April und Mai in Hinblick auf eine zukünftige Knappheit des roten Metalls positioniert haben.

Den Kupfermarkt kennzeichnete daher in den letzten Wochen eine sehr ungewöhnliche Spannung. Normalerweise bestimmt die chinesische Nachfrage nach dem roten Metall, die für mehr als die Hälfte der weltweiten Nachfrage steht, ob der Kupferpreis kurzfristig eher steigt oder fällt.

Die chinesischen Kupferhändler haben deshalb im Vergleich zu ihren westlichen Kollegen immer einen gewissen Informationsvorteil. Ihn haben sie in den letzten Jahren sehr oft gewinnbringend für sich genutzt. Im Mai wandte sich dieser Vorteil jedoch zu einem gewaltigen Nachteil. Er kostete die chinesischen Händler reichlich Nerven, ihr Gesicht und am Ende auch viel Geld.

Mit Blick auf die extrem schwache Kupfernachfrage im Reich der Mitte waren die chinesischen Händler sehr negativ für den Kupferpreis eingestellt. Sie gingen short und verkauften Kupfer an den Terminmärkten. Zwar war ihnen aufgefallen, dass der Kupferpreis im Westen stieg und deutlich über dem Preisniveau lag, das an der Börse in Shanghai gestellt wurde, doch ihr Vertrauen in die Dominanz der chinesischen Nachfrage war ungebrochen.

Verzweifelte chinesische Händler rufen ihnen unbekannte Hedgefondsmanager an

Was folgte war eine sehr demütigende Erfahrung für die chinesischen Händler, denn sie wurden von den steigenden Kupferpreisen an der Comex so stark in die Zange genommen, dass sie in ihrer Verzweiflung zum Telefon griffen und ihnen nur namentlich aus der Presse bekannte amerikanische Hedgefondsmanager anriefen.

Angerufen wurden Fondsmanager wie Pierre Andurand und Luke Sadrian. Sie gelten als einige der großen Kupferbullen und ihre Namen stehen bildlich für die hohe Liquidität, die im Mai plötzlich in den Kupfermarkt floss. Eine Welle von spekulativem Geld bahnte sich ihren Weg und trieb den Kupferpreis in immer neue Höhen.

Sie riss alle Bedenken hinsichtlich der aktuell schwachen Kupfernachfrage aus China mit sich und ließ den Kupferpreis immer steiler ansteigen. Der Höhepunkt dieser Bewegung war erreicht, als die chinesischen Händler kapitulieren und ihre Shortpositionen mit Verlust schließen mussten. Dieser Shortsqueez ließ den Kupferpreis nochmals deutlich über 11.100 US-Dollar je Tonne ansteigen.

Nach dem Sturm konzentriert sich der Markt wieder auf die physische Kupfernachfrage aus China

Gescheitert waren die chinesischen Händler vor allen an den trendfolgenden Fonds, die Kupfer einfach nur deshalb gekauft hatten, weil der Preis gerade stieg. Nachdem die chinesischen Shortseller ihre Schieflagen mit Schmerzen geschlossen und die westlichen Fonds einen Teil ihrer Buchgewinne realisiert hatten, normalisierte sich der Kupfermarkt wieder. Denn ohne die Nachfrage von westlichen Investoren, die mit viel Geld um sich werfen, überwiegen am Markt schnell wieder die chinesischen Bestellungen.

Von ihrem im Mai erreichten Hoch sind die Preise inzwischen wieder um rund 13 Prozent zurückgekommen. Eine kurzfristige Rückkehr zu den Hochs vom Mai ist nicht zu erwarten, denn nach Ansicht von Branchenkennern ist der Kupfermarkt kurzfristig so schwach ist wie noch nie.

Das führt zu einem ambivalenten Ausblick, denn kurzfristig dürfte der Pessimismus bezüglich der chinesischen Kupfernachfrage den Markt belasten. Mittel- bis langfristig ist jedoch mit einer massiven Kupferknappheit zu rechnen, weil die Wende hin zur Elektromobilität viel Kupfer erfordert und gleichzeitig die Exploration in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt wurde.

Eine grundlegende Wandlung des Kupfermarkts könnte sich hier ankündigen

Die Entwicklung der letzten vier bis acht Wochen ist damit auch ein Zeichen dafür, dass sich der Kupfermarkt grundlegend wandelt. Waren seit den späten 1990er Jahren Chinas Urbanisierung und Industrialisierung die treibenden Kräfte am Kupfermarkt, so wird dies in Zukunft die Elektrifizierung weiter Teile unseres Lebens sein.

Sie verschlingt große Mengen an Kupfer und dürfte dazu führen, dass wir in Zukunft noch einige fulminante Preisanstiege des roten Metalls sehen werden. Kurzfristig dürfte der Kupferpreis jedoch weiterhin zur Schwäche neigen, was antizyklisch agierenden Anlegern wiederum eine Gelegenheit verschafft, zu günstigen Preisen Positionen im Kupfersektor aufzubauen.

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