Minenaktien vor der Aufholjagd?
Stand: 07.02.2025 von Florian Grummes
Der US-Zinsentscheid vom 18. Dezember 2024 leitete wie erwartet die Trendwende am Goldmarkt ein. Nach einer anfänglich noch moderaten Erholung explodierten die Goldpreise in den letzten vier Wochen förmlich und erreichten heute 2.883,11 Dollar (Intraday) ein neues Allzeithoch. (Aktuell notiert Gold bei rund 2.906 USD; A.d.R)
Wie immer ist so eine dynamische Entwicklung auf mehrere Schlüsselfaktoren zurückzuführen. Insbesondere der technische Ausbruch aus dem Konsolidierungsdreieck, das den Goldpreis seit Ende Oktober begrenzt hatte, brachte jede Menge Trendfolger in den Markt.
Hinzu kam die Wiederaufnahme der Goldkäufe durch die chinesische Zentralbank nach einer halbjährigen Unterbrechung. Obendrein sorgt die Angst vor möglichen Zöllen durch die neue Trump-Regierung für eine erhebliche Angebotsverknappung in London.
Das Ganze wurde garniert mit einer traditionell hohen physischen Goldnachfrage zum chinesischen Neujahrsfest (Jahr der Schlange).
Diese Kombination aus makroökonomischen, geopolitischen und saisonalen Faktoren hat den Goldpreis auf ein Rekordniveau katapultiert und unterstreicht die anhaltende Attraktivität von Gold als sicherer Hafen und Wertaufbewahrungsmittel.
Goldengpass in London
Seit der US-Wahl im November haben Händler fast 400 Tonnen Gold im Wert von 82 Mrd. US-Dollar von London nach New York verlagert. Der Grund dafür ist die Befürchtung, dass die Trump-Administration Zölle auf Goldimporte erheben könnte. Dies hat zu einer ernsthaften Verknappung in London geführt, wo die Wartezeit für Goldabhebungen aus den Tresoren der Bank of England von wenigen Tagen auf bis zu acht Wochen angestiegen ist.
Allerdings ist die Verlagerung des Goldes nicht nur auf Zollängste zurückzuführen, sondern auch auf Arbitrage-Möglichkeiten. So lagen die Terminpreise für Gold in New York zuletzt über den Kassapreisen in London, was Händler dazu veranlasste, das Edelmetall über den Atlantik zu verschiffen.
Diese Situation erinnert an die Ereignisse während der Covid-19-Pandemie, als Unsicherheiten über Goldlieferungen und Lockdowns zu einem ähnlichen Ansturm auf die Goldlagerung in London und New York führten.
Zinssätze für Goldleihen auf 10-Jahreshoch, vom 20. Januar 2025. ©Bloomberg, GOLD.DE
Der massive Goldtransfer hat erhebliche Auswirkungen auf den Londoner Goldmarkt. London ist das globale Zentrum für Spot- und physische Goldgeschäfte sowie für die Goldleihe. Die Kosten für kurzfristige Goldleihen sind stark gestiegen, von typischerweise unter 0,5 % auf zeitweise bis zu 12 %. Dies zwingt Leerverkäufer dazu, ihre Positionen aufzulösen, was zu einem starken Anstieg der Goldpreise geführt hat.
Davon angetrieben hat der Goldpreis wichtige Widerstandsniveaus durchbrochen und sein Allzeithoch bei 2.790 US-Dollar mühelos übersprungen. Jeder Händler, der hier auf der falschen Seite positioniert war, musste seine Leerverkaufspositionen glattstellen und sorgte damit für zusätzlichen Kaufdruck.
Trotz der Turbulenzen am Goldmarkt in London bleibt physisches Gold für Anleger natürlich ein sicherer Hafen. Was wir erleben, ist keine Gold-Knappheit an sich, sondern eine Verschiebung in der Art und Weise, wie es gelagert und gehandelt wird, sowie eine Short-Squeeze beim Papiergold.
Einmal mehr bestätigt sich, wie wichtig es ist, nur physisches und direkt zugewiesenes Gold bei vertrauenswürdigen und unabhängigen Edelmetallhändlern zu kaufen, um sich vor den Unsicherheiten des Finanzsystems zu schützen.
Gold in US-Dollar – Aufwärtstrend festgezurrt
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 7. Februar 2025. ©GOLD.DE
Ausgehend vom Tief am 18. Dezember um 2.585 US-Dollar konnte der Goldpreis in den letzten siebeneinhalb Wochen um fast 300 US-Dollar deutlich zulegen.
Wir hatten immer wieder geschrieben, dass die günstige Saisonalität im Januar und Februar für Rückenwind sogen sollte.
Bis zur runden psychologischen Marke von 3.000 US-Dollar fehlt nun nicht mehr viel.
Allerdingst hat der fulminante Anstieg natürlich Kraft gekostet, so dass Zwischenkonsolidierungen und kurze, aber scharfe Rücksetzer jetzt nicht überraschen dürfen.
Gleichzeitig ist die Rallye vollkommen ungefährdet intakt. Insbesondere die Tages-Stochastik bewegt sich mit beiden Signallinien oberhalb von 80 und hat damit den Aufwärtstrend bis auf weiteres festgezurrt.
Unabhängig von kurzen Verschnaufpausen sollte es schon bald in Richtung von 2.900 und 2.945 US-Dollar weiter nach oben gehen. Übergeordnet wartet unser zweites großes Kursziel nach wie vor bei ca. 3.080 US-Dollar.
Gold – Rallye wie auf Schienen
Die Rallye am Goldmarkt läuft in den letzten Wochen wie auf Schienen weiter nach oben. Dabei erklimmt der Goldpreis ein neues Allzeithoch nach dem anderen. Ein Ende dieser beeindruckenden Aufwärtsbewegung ist bislang nicht in Sicht. Vielmehr dürfen wir davon ausgehen, dass die Party durchaus noch bis in den späten Frühling weiterlaufen könnte, denn der Silberpreis ist bislang noch gar nicht in Erscheinung getreten.
Die dynamische Entwicklung bei den Edelmetallpreisen wird von einem „Melt-Up“ an den Aktienmärkten flankiert.
In diesem Kontext wäre es nicht verwunderlich, wenn nun auch die stark unterbewerteten Minenaktien zur Aufholjagd ansetzen würden.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte
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