Greenfield

Definition: Was bedeutet „Greenfield“ im Rohstoffkontext?

Der Begriff Greenfield beschreibt in der Rohstoff- und Bergbauindustrie ein Projekt, das auf einem bislang völlig unerforschten oder nur unzureichend erschlossenen Gebiet beginnt. Es handelt sich um eine Neuentwicklung, bei der weder bestehende Infrastrukturen noch historische Daten zur Verfügung stehen. Greenfield-Projekte setzen in der Regel am Ausgangspunkt der Wertschöpfungskette an und erfordern eine umfassende geologische Prospektion, systematische Exploration und gegebenenfalls Bohrprogramme, um das Vorkommen wirtschaftlich verwertbarer Rohstoffe zu bestätigen.

Charakteristisch für Greenfield-Vorhaben ist ein hohes Maß an Unsicherheit – aber auch erhebliches Potenzial. Da keinerlei bestehende Minenaktivität vorliegt, bietet sich Raum für Neuentdeckungen, insbesondere in noch wenig untersuchten Regionen. Im Gegensatz dazu stehen sogenannte Brownfield-Projekte, bei denen vorhandene Anlagen oder stillgelegte Minen reaktiviert oder erweitert werden.

Projektentwicklung und technische Rahmenbedingungen

Greenfield-Projekte beginnen häufig mit der Analyse öffentlich zugänglicher Datenbanken, geologischer Karten und Satellitenbilder. In der Anfangsphase liegt der Schwerpunkt auf breit angelegten, kostengünstigen Methoden wie Feldbegehungen, Bodenproben und geophysikalischen Untersuchungen. Das Ziel ist es, erste Hinweise auf mineralische Anomalien zu identifizieren.

Die darauf folgende explorative Phase umfasst die gezielte Entnahme von Proben, häufig auch in Kombination mit einem Bohrprogramm, um Anzeichen für Lagerstätten in der Tiefe zu überprüfen. Die Qualität der entnommenen Bohrkerne (Core Samples) liefert entscheidende Informationen über Gehalt, Mächtigkeit und räumliche Ausdehnung des potenziellen Rohstoffvorkommens.

Ein zentraler Schritt ist die nachgelagerte Ressourcenschätzung, bei der die gewonnenen Daten genutzt werden, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts zu bewerten. Erst nach positiver Einschätzung der Lagerstätte und entsprechender Genehmigungsverfahren kann der Übergang in die nächste Entwicklungsstufe – die Machbarkeitsstudie – erfolgen.

Wirtschaftliche Bedeutung und Relevanz für Investoren

Greenfield-Projekte gelten als risikobehaftet, bieten aber bei Erfolg potenziell überdurchschnittliche Renditen. Für institutionelle und private Anleger, die in börsennotierte Explorationsunternehmen investieren, sind sie ein hochspekulativer, aber strategisch interessanter Bestandteil der Portfolio-Diversifikation.

Insbesondere in Rohstoffzyklen mit hoher Nachfrage – etwa bei Gold, Kupfer oder Lithium – sind Neuentdeckungen gefragt, um langfristig die Versorgung zu sichern. Greenfield-Exploration kann hier als Katalysator für Kursfantasie fungieren, da ein bedeutender Fund den Unternehmenswert schlagartig erhöhen kann.

Kapitalmärkte reagieren häufig sehr sensibel auf Fortschritte in frühen Projektstadien. Positive Bohrergebnisse oder erste Ressourcenschätzungen führen nicht selten zu Kursanstiegen, wenngleich Folgefinanzierungen zur Projektentwicklung notwendig sind.

Auch im Kontext von ESG-Kriterien gewinnen Greenfield-Entwicklungen an Bedeutung: Neue Projekte können unter heutigen Umwelt- und Sozialstandards konzipiert werden und vermeiden dadurch potenzielle Altlasten, wie sie bei Brownfield-Standorten auftreten.

Praxisbeispiel und aktuelle Entwicklungen

Ein bekanntes Beispiel für ein erfolgreiches Greenfield-Vorhaben ist das Oyu-Tolgoi-Projekt in der Mongolei, das eines der größten Kupfer- und Goldvorkommen der Welt umfasst. Die Entdeckung begann Anfang der 2000er-Jahre auf einem geologisch weitgehend unerforschten Terrain. Heute wird die Lagerstätte von einem internationalen Bergbaukonzern betrieben und hat maßgeblich zur Entwicklung der Region beigetragen.

Aktuell verlagert sich der Fokus der Greenfield-Exploration zunehmend auf kritische Metalle wie Lithium, Nickel und Seltene Erden. Im Zuge der Energiewende und des global steigenden Bedarfs an Technologien zur Dekarbonisierung steigt das Interesse an bislang wenig entwickelten Förderregionen in Afrika, Südamerika und Nordkanada. Unternehmen, die frühzeitig Zugang zu aussichtsreichen Greenfield-Gebieten sichern und explorieren, könnten hier eine Schlüsselrolle einnehmen.

Fazit: Hohe Risiken, große Chancen

Greenfield-Projekte markieren den Ursprung rohstoffbasierter Wertschöpfung, stehen aber für hohe technische, finanzielle und regulatorische Hürden. Sie sind unverzichtbar, um neue Lagerstätten zu erschließen und die weltweite Versorgung mit strategischen Rohstoffen zu sichern. Für Anleger mit Risikobereitschaft und langfristigem Anlagehorizont kann ein Investment in sorgfältig selektierte Greenfield-Unternehmen hohe Renditechancen bieten. Entscheidend ist, die geologischen Rahmenbedingungen, Management-Erfahrung und Entwicklungsfortschritte kritisch zu prüfen. In einer Welt mit wachsendem Rohstoffbedarf bleibt Greenfield-Exploration ein zentraler Pfeiler der globalen Rohstoffstrategie.

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