Bohrkerne (Core Samples)

Was sind Bohrkerne (Core Samples)?

Bohrkerne (englisch: Core Samples) sind zylindrische Gesteinsproben, die aus dem Untergrund entnommen werden, um geologische, mineralogische und strukturelle Informationen zu gewinnen. Sie werden im Rahmen von Explorations- und Erschließungsprojekten meist mithilfe diamantbesetzter Kernbohrungen aus größeren Tiefen extrahiert. Das Ziel: Aufschluss über den genauen Aufbau des Gesteins, wirtschaftlich relevante Mineralisierungen sowie das geotechnische Verhalten potenzieller Lagerstätten erhalten.

Im Unterschied zu herkömmlichen Bohr- oder Spülproben ermöglichen Bohrkerne eine kontinuierliche, unverfälschte Darstellung der geologischen Abfolge. Ihre zylinderförmige Form – mit typischen Durchmessern zwischen 30 und 100 Millimetern – sorgt für eine präzise, lückenlose Untersuchung des Untergrunds. Die entnommenen Kerne werden katalogisiert, fotografiert und in Bohrkernkisten verwahrt. Insbesondere bei metallischen Rohstoffen wie Gold, Kupfer oder Lithium sind Bohrkerne das wichtigste Mittel zur verlässlichen Bestimmung von Gehalt, Tiefe und Ausdehnung einer Lagerstätte.

Technischer Ablauf und geologischer Nutzen

Bohrkerne entstehen im Zuge spezieller Kernbohrverfahren, bei denen ein hohler Bohrkopf mit Diamantbohrkronen rotierend in das Gestein eindringt. Durch das zirkuläre Ausbohren wird der Gesteinszylinder im Inneren des Bohrgestänges eingeschlossen und regelmäßig entnommen. Die Länge eines entnommenen Bohrkerns kann je nach Gesteinsverhältnissen und Technik mehrere Meter betragen.

Die Analyse dieser Kerne erfolgt durch erfahrene Geologen mithilfe geochemischer Untersuchungen, radiometrischer Messungen, mikroskopischer Analysen und struktureller Kartierungen. Diese Daten werden genutzt, um Modelle zur Lagerstättenbildung zu entwickeln, Erzgehalte räumlich zu interpolieren und damit die wirtschaftliche Relevanz eines Fundes zu bewerten. Bohrkerne sind somit das Fundament jeder fundierten Ressourcenschätzung.

Bedeutung für den Rohstoffmarkt und Kapitalanleger

Für börsennotierte Rohstoffunternehmen – insbesondere in der Explorationsphase – haben Bohrkerne eine zentrale Rolle. Sie sind das direkte Bindeglied zwischen geologischer Realität und kommerzieller Kommunikation. Ergebnisse aus Bohrkernen werden in sogenannten Bohrberichten (Drill Results) veröffentlicht und von Analysten sowie Investoren genauestens geprüft. Hohe Erzgehalte, große Mächtigkeiten oder kontinuierliche Mineralisierungen können den Aktienkurs eines Explorers signifikant bewegen.

Da Explorationsaktivitäten einen Kapitalbedarf generieren, sind belastbare Bohrkerndaten oft Voraussetzung für Folgefinanzierungen. Viele kanadische Rohstoffgesellschaften unterliegen zudem der Berichterstattung gemäß National Instrument 43-101 oder der australischen JORC-Richtlinie. Diese Regelwerke verlangen die Offenlegung der Qualität und Methodik der Proben, darunter auch der Aufbereitung und Analyse von Bohrkernen. Eine transparente Dokumentation der Bohrkerne unterstützt die Glaubwürdigkeit und rechtliche Korrektheit der publizierten Ressourcenschätzungen.

Mittlerweile spielt auch der ESG-Aspekt (Environmental, Social, Governance) in der Bohrkernverwendung eine Rolle. So wird zunehmend darauf geachtet, möglichst geringe Eingriffe in die Umwelt durch das Bohrverfahren zu verursachen und die Probenverwaltung nachhaltig zu gestalten – etwa durch Digitalisierung der Bohrkerne oder langfristige Archivierung in klimakontrollierten Lagerstätten.

Praktischer Einsatz und historische Relevanz

Ein bekanntes Beispiel für die strategische Bedeutung von Bohrkernen ist der Goldfund in der kanadischen Region Red Lake. Dort führten systematische Kernbohrungen zur Entdeckung extrem hochgradiger Goldzonen, was letztlich zur Entwicklung einer der ergiebigsten Goldminen Nordamerikas beitrug. Die Analyse der Bohrkerne ermöglichte eine präzise geologische Modellierung, die nicht nur die Minenplanung erleichterte, sondern auch kurstreibende Bohrberichte ermöglichte.

Auch im Zuge der Energie- und Mobilitätswende steigt die Relevanz von Bohrkernen wieder an. In der Suche nach Lithiumlagerstätten für Batteriemetalle oder Kupfer zur Elektrifizierung werden weltweit Hunderttausende Meter an Bohrkernmaterial untersucht. Dabei zeigen Unternehmen zunehmend digitales Kernlogging, Drohnenkamera-gestützte Kernvisualisierung oder KI-gestützte Analyseprozesse – ein Trend zur Effizienzsteigerung bei gleichzeitiger Datenqualität.

Fazit: Unverzichtbares Werkzeug der Rohstoffbewertung

Bohrkerne (Core Samples) sind weit mehr als einfache Gesteinsproben: Sie dienen als physischer Beweis für geologische Inhalte, ermöglichen fundierte wirtschaftliche Bewertungen und beeinflussen maßgeblich die Kapitalmarktkommunikation rohstoffexplorierender Unternehmen. Ihre Aussagekraft reicht von der Prospektion bis zur Reservenbewertung und ist sowohl für Projektentwickler als auch Anleger entscheidend. Wer den Wert eines Explorationsunternehmens beurteilen will, kommt an der Qualität und Auswertung der Bohrkerne nicht vorbei.

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