Jede Bohrung ist ein Experiment. Geologen entwickeln Modelle und nutzen Bohrungen als die ultimative Versuchsanordnung, um ihre Hypothesen zu testen. So weit, so gut. Aber, ab wann darf man eigentlich von einer Entdeckung sprechen? Schon, wenn das geologische Modell bestätigt wird? Oder erst, wenn z. B. die Goldgehalte vom Labor vorliegen? Nichts ist bei Exploration spannender als diese Zeit zwischen der ersten Bestätigung und dem Warten auf Gewissheit, die leicht Enttäuschung bringen kann.
Genau in dieser Phase des Übergangs befindet sich derzeit Sitka Gold Corp. (CSE: SIG, FRA: 1RF). Vielleicht hat das Unternehmen gerade eine bahnbrechende Entdeckung gemacht? Wir wissen es nicht. Aber wir warten (gemeinsam mit dem Management) gespannt auf die Veröffentlichung der Bohrergebnisse – voraussichtlich gegen Ende dieses Monats. Der Countdown läuft. Wir wollen im Folgenden versuchen, die Spekulation mit Fakten zu unterlegen und die grundlegenden Überlegungen der Explorationsgeologen nachzuzeichnen. Das soll helfen, im Falle eines tatsächlichen Bohrerfolgs die Bedeutung der möglichen Entdeckung besser einordnen zu können.
Sitka Gold wildert im Vorgarten der Bergbaugiganten
Der Reihe nach: Sitka Gold verfolgt seit rund drei Jahren die Idee, am süd-östlichen Ausläufer des bekannten Cortez Trends in Nevada eine neue Lagerstätte vom Carlin-Gold-Stil zu entdecken. Dieser sedimentgebundene Lagerstättentyp in Nevada zieht die großen Bergbaugesellschaften an, weil sie hier Gold im industriellen Maßstab abbauen können. Die abbaubaren Ressourcen im Cortez-Camp liegen inzwischen bei mehr als 50 Mio. Unzen, verteilt auf eine Handvoll von großen Tagebauprojekten. Was will da ein kleiner Explorer wie Sitka mit gegenwärtig nur rund 20 Mio. CAD Börsenwert ausrichten? Immerhin herrscht beim geologischen Verständnis Waffengleichheit. Sitka weiß genau, wonach man suchen muss(te)! Die Sitka-Geologen sind überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg bei der Interpretation in der Stratigraphie des Cortez Trend liegt. Wer versteht wie sich Sedimentschichten abgesenkt, geneigt oder verschobenen haben, besitzt ein mächtiges Werkzeug bei der Suche nach Lagerstätten.
Denn alle großen Tagebauprojekte im Cortez Trend haben eines gemeinsam: sie fördern Gold aus einem ganz bestimmten Kalksteinhorizont, der in erdgeschichtlicher Zeit bei der Entstehung des Cortez Bruchs wie ein Schwamm mit Gold imprägniert worden ist. Man nennt das fein verteilte Gold vom Carlin-Stil daher manchmal auch unsichtbares Gold, denn es ist gerade nicht in Venen enthalten. An unterschiedlichen Stellen des Cortez Trends haben Geologen diesen Horizont unterschiedlich benannt, weil sie zum Zeitpunkt der Entdeckung nicht den ganz großen Zusammenhang erkannten, der dank heutiger Methoden erkennbar ist.
Als besonders wichtig hat sich die Kontaktzone zwischen einem Kalksteinsediment aus einer bestimmten erdzeitlichen Epoche und den darüber liegenden Schieferschichten erwiesen, die aus einer späteren Ablagerung stammen. Ähnlich wie bei Ölvorkommen hat der schwer durchdringbare Schiefer ideale Bedingungen für die Anreicherung von Goldvorkommen darunter geschaffen. Der Kalkstein wurde durch die heißen Flüssigkeiten aus der Tiefe verkocht und entsäuert. Das Modell von Sitka enthält demnach folgende Elemente: Gesucht ist erstens eine bestimmte goldreiche Kalk-Sedimentschicht, der so genannten Webb/Devil’s Gate Horizont, zweitens sollte die darüber liegende Schieferkappe intakt sein, drittens sollte sollte der Kalkstein möglichst weit an der Oberfläche kommen.
Erfolg auf Sitkas Alpha-Projekt schon nach der 3. Bohrung
Insgesamt hat Sitka gerade einmal drei Bohrungen am süd-östlichen Ausläufer des Cortez Trend abgeschlossen. Aus der ersten Bohrung auf dem Alpha-Projekt im vergangenen Jahr wurde geschlussfolgert, dass sich Sitka weitere Claims 8 Kilometer weiter nördlich sichern sollte. Gesagt, getan. Auf diesen neuen Claims wurden dann in diesem Jahr zwei Bohrungen niedergebracht. Schon die erste Bohrung durchteufte die Zielzone, allerdings wurde anschließend das Bohrgerät weitere 750 Meter nach Süden verlegt, weil dort der Scheitelpunkt des Systems vermutet wurde. Bingo! Bohrung AG21-03 lieferte exakt das vorausgesagte Bild: der Kontakt Webb/Devils Gate wurde in nur 73 Meter Tiefe getroffen. Der darunter liegende Kalkstein weist geradezu bilderbuchmäßige Umformungen auf.
Die Sitka Claims liegen rund 40 Kilometer südöstlich der von Barrick und Newmont gemeinsam betriebenen Cortez Hills Goldmine. Noch näher liegen die Projekte Goldrush und Red Hill, die die geologische Blaupause für die Suche von Sitka geliefert haben. Neuere geologische Modelle zeigen, dass Goldrush mit Red Hill zusammenhängt, weshalb das gesamte System inzwischen in Goldrush-Komplex umbenannt wurde. Die Details der Entdeckung von Red Hill sind (im Vergleich zu Sitkas Alpha-Projekt) besonders interessant. Erste Bohrauswertungen führten Ende 2004 zur Entdeckung des Red Hill-Systems mit einem Abschnitt von 61m @ 8,2 g/t Gold in 375m Tiefe. Anschließende Bohrungen in den Jahren 2006-08 bestätigten die Kontinuität und erweiterten die Mineralisierung im Gebiet Red Hill. Ende 2009 durchteufte ein neues Entdeckungsloch, das sich etwa 1,7 km südlich des ursprünglichen Gebiets Red Hill befindet, 20,5 m mit 30,6 g/t (388 m Tiefe). Heute ist das Red Hill Projekt 4,2 Kilometer lang und 800 Meter breit. https://mrdata.usgs.gov/sedau/show-sedau.php?recno=103 Bereits die Entdeckung von Red Hill war das Ergebnis großer Fortschritte bei der geologischen Interpretation im Cortez-Distrikt in den frühen 2000er Jahren. Die Ressource für den Goldrush-Komplex zum Jahresende 2013 beläuft sich auf 75,5 mt @ 4,52 g/t gemessene und angezeigte Ressourcen für 10 Moz Gold, mit zusätzlichen 39,5 mt @ 4,82 g/t für 5,6 Moz abgeleitete Ressourcen. Das System bleibt in mehrere Richtungen offen und die Exploration wird fortgesetzt.
„Was wäre, wenn“, lautet jetzt die Frage für Sitka Gold. Könnte Alpha ein zweites Red Hill sein? Erst einmal hat Sitka nur sein geologisches Modell bestätigt und den Kontakt Webb/Devils Gate in 73 Meter Tiefe getroffen. Das wäre für ein Goldvorkommen vom Carlin-Typ in Nevada zumindest keine große Tiefe.
Abbildung 1: Sitkas Alpha Projekt liegt am südwestlichen Ausläufer des Cortez Trend. Der nördlichere der beiden Claims wurde soeben getestet. Dort hatten die Geologen erwartet, den Zielhorizont Webb/Devil’s Gate bereits in geringer Tiefe anzutreffen. Genau diese Hypothese wurde bestätigt. Im 3. Bohrloch wurde der Zielhorizont bereits in einer Tiefe von 240 Fuß, sprich 73 Metern angetroffen.
Das vorläufig letzte Wort soll Cor Coe, CEO von Sitka, haben. Er kommentierte den jüngsten Explorationserfolg so: „Wir haben den Zielhorizont in einer Tiefe angetroffen, die im Falle einer Goldmineralisierung sehr attraktiv und leicht abbaubar wäre. Die Ergebnisse bestätigen unser Modell und bestärken unsere Annahme, dass Alpha Gold die geologischen Voraussetzungen für eine große Goldlagerstätte vom Carlin Typ aufweisen könnte. Der Kalkstein, der im Zielhorizont angetroffen wurde, war stark alteriert. Er wird als hervorragendes Wirtsgestein für eine Goldmineralisierung angesehen wie dies analog bei bestehenden Goldlagerstätten entlang des Cortez Trends zu beobachten ist. Wir erwarten mit Spannung die Untersuchungsergebnisse dieser Bohrlöcher.”
Abbildung 2: Querschnitt der Bohrung AG21-03. Die Zielzone des Devil’s Gate Kalksteins ist violett gekennzeichnet.
Fazit:
Wenn sich herausstellt, dass der in AG21-03 gefundene Kalksteinhorizont tatsächlich Gold enthält, könnte Sitka am Beginn einer neuen bedeutenden Entdeckung stehen, denn der Wirtshorizont ist in alle Richtungen offen. Und wenn die Goldgehalte nur entfernt so sind wie beim benachbarten Red Hill, wäre (zurecht) der Teufel los. Eine Entdeckung von Sikta wird mit Sicherheit alle großen Nachbarn interessieren, ganz besonders Kinross, deren Projekt direkt an das von Sitka angrenzt. Darum gehört Sitka unbedingt auf die Watchlist.
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