Stand: 16.05.2025 von Florian Grummes
Während der Goldpreis nach einer spektakulären Rally schließlich am 22.April mit 3.500 US-Dollar ein neues Allzeithoch markierte, handelte der Silberpreis weiterhin deutlich unterhalb seiner starken Widerstandszone um 35 US-Dollar. Trotz des haussierenden Goldpreises gelang dem Silber bislang noch nicht mal ein Wiedersehen mit dem Hochpunkt vom letzten Oktober bei 34,89 US-Dollar.
Stattdessen bewegen sich die Silbernotierungen nun seit Mitte April trickreich in einer engen Handelsspanne primär zwischen ca. 32 und 33 US-Dollar seitwärts.
Mit einem Gold/Silber-Ratio knapp unter 100 hängt der Silberpreis zudem weit hinter dem Gold zurück. Unter fundamentalen Bewertungsmaßstäben ist Silber damit deutlich unterbewertet, um nicht zu sagen spottbillig.Dennoch hat sich auch Silber in den letzten zweieinhalb Jahren fast verdoppelt.
Trotzdem sind viele Silber-Anleger enttäuscht und warten ungeduldig auf die spektakulären Anstiege vergangener Hausse-Phasen, wie sie 2011 und 1980 zu beobachten waren. Dabei hat Silber das Gold seit dem Corona-Crash 2020 in den vergangenen fünf Jahren sogar deutlich übertroffen.
Fundamental betrachtet, wird für das Jahr 2025 laut unseren Kollegen vom „In Gold We Trust-Report 2025“ jedenfalls bereits das fünfte aufeinanderfolgende Angebotsdefizit von -117,6 Mio. Unzen erwartet.
Insgesamt ist das ein kumuliertes Defizit von fast 800 Mio. Unzen zwischen den Jahren 2021 und 2025 – das ist so viel wie eine gesamte Silber-Jahresproduktion der Minen.
Silber Angebot und Nachfrage 2016-2025, vom 12. Mai 2025. Quelle: The Silver Institute
Dabei wird der Silberbedarf maßgeblich durch den Einsatz in der Industrie getrieben, insbesondere durch den Rekordverbrauch in der Photovoltaik, der 2024 mit 197,6 Mio. Unzen ein Allzeithoch erreichte.
Die Zukunft für Silber sieht zudem vielversprechend aus, beispielsweise durch die Entwicklung silberbasierter Festkörperbatterien von Samsung, die eine Verdopplung der Energiedichte versprechen.
Letztlich bleibt aber der Goldpreis der wichtigste Faktor für die Silberpreisentwicklung: Sollte sich das Gold/Silber-Verhältnis auf den historischen Durchschnitt seit 1970 zurück bewegen, könnte Silber bei einem Goldpreis von aktuell ca. 3.185 US-Dollar problemlos auf 50 US-Dollar steigen.
Silber in US-Dollar – Tageschart
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 16. Mai 2025. Quelle: Tradingview
Seit dem 23. April konsolidiert der Silberpreis seine scharfe Erholung, welche auf den kurzzeitigen Crash im Umfeld der kollabierenden Aktienmärkte Anfang April folgte.
Damals fiel der Silberpreis innerhalb weniger Tage von 34,58 US-Dollar auf 28,31 US-Dollar zurück, nur um sich dann v-förmig wieder bis auf 33,69 US-Dollar zu erholen.Die seitdem laufende Seitwärts-Konsolidierung mutet eher wirr und trickreich an, bleibt im Unterton aber eher bullisch.
Eventuell will Silber noch mal seine steigende 200-Tagelinie (31.30 US-Dollar) auf Unterstützung testen wollen. Aber schon um 31,86 US-Dollar warten das untere Bollinger Band sowie die solide Aufwärtstrendlinie vom Februar 2024.
Damit Silber aus seiner Flaggen-Konsolidierung ausbrechen kann, braucht es aber auch die Unterstützung des Goldpreises.
Der Goldmarkt steckt jedoch mitten in einer volatilen Korrekturphase, die zuletzt von einem scharfen Abverkauf von 3.435 US-Dollar auf 3.120 US-Dollar, einer heftigen Erholung am gestrigen Donnerstag bis auf 3.252 US-Dollar sowie einem erneuten Rückfall am heutigen Freitag bis auf 3.154 US-Dollar gekennzeichnet ist.
Unser Fahrplan einer volatilen Konsolidierung auf hohem Niveau geht bislang also auf, trotzdem ist dieses wilde und volatile Hin- und Her am Goldmarkt nicht für schwache Nerven.
Wir befürchten, dass es durchaus noch eine Weile so weitergehen könnte, bis sich der Goldmarkt beruhigen wird und die nächste Aufwärtstrendphase beginnen kann. Dementsprechend müssen sich auch die Silber-Anleger noch etwas geduldigen.
Wir halten das Abwärtsrisiko am Silbermarkt aber für sehr überschaubar. Die mittelfristige Chance liegt hingegen weiterhin bei einem Anstieg bis auf 50 US-Dollar.
Bis diese Ausbruchsbewegung startet, müssen sich Silber-Investoren aber noch auf das ein oder andere Täuschungsmanöver einstellen, denn der Silberpreis liebt nichts mehr, als alle an der Nase herumzuführen.
Silber – Seitwärts, aber nicht aussichtslos
Während Gold bis Mitte April von einem neuen Allzeithoch zum nächsten eilte, blieb der Silberpreis deutlich hinter den Erwartungen zurück. Unser bullisches Szenario eines Anstieges bis auf ca. 50 US-Dollar hat sich bislang nicht bewahrheitet, ist aber auch noch nicht vom Tisch.
Stattdessen bewegt sich Silber seit Mitte April in einer engen Seitwärtsrange primär zwischen 32 und 33 US-Dollar.
Trotz einer Verdopplung des Silberpreises in den letzten zweieinhalb Jahren sind viele Anleger enttäuscht, da spektakuläre Kurssprünge wie in früheren Haussephasen bislang ausbleiben.
Fundamental betrachtet ist Silber angesichts eines anhaltenden Angebotsdefizits aber klar unterbewertet.
Charttechnisch konsolidiert Silber derzeit seine rasche Erholung nach dem kurzfristigen Einbruch von Anfang April. Die aktuelle Seitwärtsbewegung wirkt zwar unübersichtlich, bleibt aber grundsätzlich bullisch.
Ein Ausbruch nach oben hängt jedoch maßgeblich auch von einer Stabilisierung des Goldmarktes ab.
Kurzfristig bleibt das Risiko für Silber-Anleger überschaubar, mittelfristig bestehen weiterhin sehr gute Chancen auf deutlich höhere Kurse.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte
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