Wenn ein einzelnes Land mehr als 50% des Angebots eines Minerals kontrolliert, ist das ein Alarmzeichen, insbesondere, wenn es sich um ein so instabiles Land wie die Demokratische Republik Kongo (DRK) handelt. Das erklärte Caspar Rawles, Analyst bei Benchmark Mineral Intelligence, vergangenen Monat auf einer Konferenz in Vancouver. Die soziale und politische Instabilität in Verbindung mit Bedenken in Hinsicht auf Kinderarbeit intensivieren seiner Ansicht nach das „Kobaltproblem“ der Batteriehersteller, die keine andere Wahl hätten, als die wachsende Abhängigkeit von den Vorkommen in dem afrikanischen Land hinzunehmen.
Das jedenfalls ist die Prognose des Experten, auch wenn er zugesteht, dass es Nachfrage nach neuen Quellen in anderen Regionen gibt.
Die DRK dominiert mit 64% des in Minen abgebauten Angebots laut Zahlen von Benchmark Intelligence den Kobaltmarkt (Erz/Konzentrat) deutlich. Und, nur wenig beruhigender, den Experten zufolge stammen 57% des Metallangebots auf dem Kobaltmarkt aus China. Da die Volksrepublik selbst über keine signifikanten Kobaltvorkommen verfügt, hält man eine starke Position beim Abbau in der DRK, wo das „Energiemetall“ als Beiprodukt der Kupferproduktion abfällt.
Die führende Rolle Chinas wurde dieses Jahr noch ausgebaut, als Freeport-McMoRan (WKN 896476) und Lundin Mining (WKN A0B7XJ) die Tenke Fungurume Kupfer- und Kobaltmine an China Molybdenum und eine Private Equity-Gesellschaft aus China verkaufen. Beobachter rechnen damit, dass das amerikanisch kanadische Joint Venture seine Kobaltaffinerie in Finnland an die gleiche Gruppe veräußern wird. Diese Anlage liefert laut Rawles aus der Verarbeitung von Fungurume-Erz rund 10% des globalen Angebots an Kobaltmetall.
Und trotz aller beunruhigender Nachrichten aus der DRK zeigt sich der Analyst überzeugt, dass es ohne Kobalt aus der DRK keine Lithium-Ionenbatteriebranche geben wird. Benchmark gehe davon aus, dass das Kobaltangebot aus der DRK im Markt noch dominanter werde, da dort die großen Projekte mit einer Kapazität von mehr als 10.000 Tonnen pro Jahr bestünden.
Allerdings sei Kobalt aus der DRK nicht zwangsweise gleich Konfliktkobalt, selbst wenn man die lokale Kleinstproduktion mit einbeziehe. Einige dieser Betriebe seien völlig legal.
Das Problem anzugehen, werde aber schwierig, glaubt Rawles. Viele Unternehmen würden oft nur auf einem kleinen Teil riesiger Liegenschaften arbeiten und hätten keine Möglichkeit, die oft verarmte Bevölkerung davon abzuhalten, auf anderen Teilen der Claims tätig zu werden. Nur die Bergbaupolizei habe die Möglichkeit, das zu verhindern, doch die beschlagnahme nur das Material und trage nicht zur Lösung des Problems bei. Das, so der Experte weiter, sei ein altbekanntes Problem und es werde Zeit brauchen, eine Lösung zu finden.
Wenig überraschend würden die Kathodenhersteller deshalb an Ersatzstoffen arbeiten. Und nicht alle Kathoden würden, im Gegensatz zu Lithium, Kobalt benötigen. Dennoch geht Rawles davon aus, dass rund 81% des Marktes auch weiterhin Kobaltkathoden nutzen werden.
Benchmark rechnet damit, dass der Markt für Lithium-Ionenbatterien von 70 GWh im vergangenen Jahr auf 170 GWh im Jahr 2020 steigen wird. Die Kobaltnachfrage werde bis dahin zwar hoch sein, das Angebot aber nicht übersteigen, hieß es. Ab dann allerdings rechnet Rawles bis 2023 mit einem steigenden Angebotsdefizit, das 2024 oder 2025 auslaufen werde.
Das Kobaltangebot könne seiner Meinung zufolge ausschließlich auf Grund von Unterbrechungen bei der Produktion sinken. Kritiker von DRK-Präsident Joseph Kabila führen die Verzögerung bei den Wahlen im Land auf seine Entschlossenheit zurück, auch nach 16 Jahren im Amt an der Macht festzuhalten. Proteste haben bereits zu zahlreichen Opfern geführt und Sorgen um noch breitere Unruhen ausgelöst.
Laut Rawles wäre ein weiterer Faktor, der das Verhältnis von Angebot und Nachfrage im Kobaltmarkt verändern könnte, dass sich Elektromobile schneller durchsetzen als erwartet.
Trotz einer Reihe kleinere Projekte, die möglicherweise die Produktion aufnehmen könnten, geht Rawles davon aus, dass die Dominanz der DRK am Kobaltmarkt anhalten wird. Neue Produzenten müssten einer Strategie der Wertsteigerung folgen, ist er überzeugt, und eine Kobaltchemikalie herstellen, die die Anforderungen der Batteriehersteller genau erfüllt. Und das müsse geschehen, ohne das Produkt in China verarbeiten zu lassen, wo es mit Konfliktmaterial gemischt werden könnte. Auf jeden Fall, so der Experte, werde es Nachfrage von bestimmten Unternehmen geben, die Kobalt aus der DRK nicht anrühren wollen.
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