Als der Goldpreis im Oktober in eine Korrekturphase überging, waren sich viele Analysten und Kommentatoren schnell einig: Die Goldblase ist geplatzt. Anschließend warne massive Verkäufe bei den mit physischem Gold hinterlegten Gold ETFs und ETCs zu beobachten und es sah so aus, als würden die Anleger in Scharen aus dem Gold und den Aktien der Goldminen flüchten.
Auf den ersten Blick konnte so schnell in der Tat der Gedanke aufkommen, dass die Goldparty der letzten Monate nichts anderes als ein Strohfeuer gewesen sei. Aber ist dem wirklich so? Nicht zu bestreiten ist, dass die zum Goldpreis gemachten Statements sich damit sehr deutlich von den Ansichten unterschieden, die in den letzten zwei Dekaden zum Aktienmarkt gemacht worden sind.
Auch am Aktienmarkt nämlich waren immer wieder bisweilen sehr starke Kursrückgänge zu erkennen. Dennoch war der allgemeine Tenor dort ein ganz anderer als bei Gold. Hieß es beim Gold im Oktober, die Blase sei geplatzt und das gelbe Metall werde die kurz zuvor erreichten Hochs nicht mehr sehen, wurde beim Blick auf die korrigierenden Aktienmärkte immer wieder darauf hingewiesen, dass die Anleger die Konsolidierungen nicht überschätzen sollten, weil der übergeordnete Trend nicht gebrochen und damit nicht in Gefahr sei.
Warum wird auf dem einen Markt zum Nachkauf geraten und auf dem anderen der totale Zusammenbruch der Kurse erwartet?
Im Gegensatz zum Gold wurde deshalb an den Aktienmärkten gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, dass die Korrekturen Chancen zum Einstieg seien, die die Anleger nutzen sollten, um einen günstigen Einstieg oder Wiedereinstieg in den Markt zu vollziehen. Gleiches hörte man nach dem Beginn der letzten Korrektur im Gold eher selten.
Die Korrektur als Chance erkannt und zum günstigen Nachkauf geraten, haben am Goldmarkt vor allem jene, die Gold schon zuvor als attraktives Investment angesehen hatten. Sie blicken nicht nur auf den Goldpreis, sondern achten vor allem auf die fundamentalen Treiber im Hintergrund. Und die haben sich in den letzten Wochen eben nicht verändert.
Die Notenbanken kaufen weiterhin sehr aggressiv Gold zu, die geopolitischen Unsicherheiten sind nicht aus der Welt verschwunden und das Schuldenproblem wurde durch den jüngsten Kursrückgang bei Gold auch nicht gelöst. Von daher spricht auch weiterhin viel für die Erwartung, dass Gold bedingt durch die mächtigen Triebkräfte im Hintergrund auch weiterhin eine gefragte Anlage sei wird.
Auch im Goldsektor selbst ist von Euphorie aktuell nichts zu spüren
Eine Hausse endet bekanntlich dann, wenn auch die letzten Anleger, vor allem solche, die zuvor nicht an diesem Markt tätig waren, gekauft haben und man in der Zeitung, im Freundeskreis oder im Taxi plötzlich ungefragt die neuesten Aktientipps erhält. Von einer solche Situation kann am Goldmarkt derzeit keine Rede sein, denn die Masse der Anleger hat den jüngsten Kursanstieg mehr oder weniger verschlafen, während die großen Chancen der Künstlichen Intelligenz und der Technologieaktien vielen sehr bewusst sind.
Auch im Goldminensektor deuten die Zeichen nicht auf eine Hausse in ihrer Spätphase hin. Im Gegenteil: Viele Goldproduzenten werden bewertet, als stünde der Goldpreis noch deutlich niedriger. In diesen Bewertungen kommt somit zum Ausdruck, dass die Masse der Anleger die aktuellen Goldpreise nicht für angemessen hält und damit rechnet, dass sie bald wieder deutlich zurückfallen werden.
Die Goldminen agieren ebenfalls ausgesprochen zurückhaltend. Kaum ein Management traut sich mit Modellrechnungen an die Öffentlichkeit, die von einem Goldpreis von über 3.000 US-Dollar je Feinunze ausgehen. In der Regel wird auch weiterhin bei Prognoserechnungen von einem Goldpreis von unter 2.000 US-Dollar je Unze ausgegangen.
Der Grund für diese Zurückhaltung liegt in der Vergangenheit. Während des letzten Bullenmarktes mussten sich einige Manager den Vorwurf gefallen lassen, sie seien viel zu optimistisch mit ihren Preiserwartungen gewesen. Damit heute nicht ähnliches über die Goldminen gesagt wird, agieren die Manager weiterhin sehr vorsichtig und zurückhaltend bei ihren zukünftigen Annahmen zum Goldpreis.
Dies alles spricht nicht dafür, dass wir in den vergangenen Monaten einen extrem euphorischen Goldmarkt gesehen haben. Vielmehr ist anzunehmen, dass der langfristige Aufwärtstrend im Anschluss an die Korrektur wieder aufgenommen und fortgesetzt wird. Das bedeutet früher oder später neue Allzeithochs beim Gold und auch bei den Minen und Minenentwicklern dürften die Kurse langfristig weiter steigen.