1. Rückblick
Nach einer fulminanten Rally, ausgehend von 1.265 US-Dollar Mitte Mai, stieg der Goldpreis innerhalb von dreieinhalb Monaten in der Spitze bis auf 1.557 US-Dollar an. Die letzten vier Wochen waren dabei zunächst von mehreren Anläufen auf die Widerstandszone um 1.550 – 1.555 US-Dollar geprägt. Hier liefen sich die Bullen jedoch am 3.September schließlich fest, so dass es im Anschluss zu einem relativ scharfen Rücksetzer bis auf 1.483 US-Dollar kam. Trotz mehrmaliger Erholungsversuche konnte sich der Goldpreis bislang nicht von der psychologischen Marke von 1.500 US-Dollar nachhaltig wieder nach oben absetzen. Gleichzeitig ist der Rückfall von bislang 74 US-Dollar ziemlich überschaubar. Trotz der ursprünglich stark überkauften Lage sind die Bären in den letzten zweieinhalb Wochen auf der Unterseite kaum vorangekommen. Vielmehr fanden sich im Bereich 1.480 bis 1.500 US-Dollar immer wieder genügend Käufer, so dass die Aufwärtstrendlinie der letzten Monate bislang nicht nachhaltig gebrochen wurde und Gold mit einem starken Wochenschlusskurs ins Wochenende ging.
2. Chartanalyse Gold in US-Dollar
Quelle: Tradingview
Auf dem Wochenchart ist durch den steilen Kursanstieg der letzten drei Monate zunehmend die Möglichkeit einer riesigen Cup&Handle Formation entstanden. Grundsätzlich tauchen Cup & Handle Formationen als Konsolidierung im übergeordneten Aufwärtstrend auf. Der Goldpreis würde demnach seit dem 4.Quartal 2012 an einer derartigen Formation basteln! Behält der Aufwärtstrend in den nächsten Monaten seinen steilen Anstiegswinkel bei, könnte der Goldpreis bis zum Januar bis auf ca. 1.800 US-Dollar weiter ansteigen. Zwar ist der Wochenchart ohne Frage überkauft, fundamental gibt es derzeit aber ohne Frage genügend Gründe für eine Fortsetzung der Rally. Tatsächlich ist in diesem Kontext in den kommenden vier Monaten sogar ein wahrer Goldrausch an den Märkten möglich!
Insgesamt bleibt der Wochenchart bullisch. Das nächste Kursziel liegt bei 1.585 US-Dollar.
Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart hat der Rückgang in den vergangen zweieinhalb Wochen zu einer stark überverkauften Lage geführt. Tatsächlich war der Tageschart in den letzten Tagen so stark überverkauft wie zuletzt im April dieses Jahres. Angesichts der vorangegangenen Kursgewinne in der Größenordnung von fast 300 US-Dollar ist das wirklich mehr als beeindruckend. Den Bären gelang bislang lediglich ein Rücklauf an die Marke von 1.483 US-Dollar. Kurzfristig ist nun eine Erholung im Gange, die problemlos bis in die Zone zwischen 1.528 und 1.541 US-Dollar vorstoßen könnte. Im Anschluss wäre nochmals ein Rücksetzer in Richtung 1.500 US-Dollar oder sogar ein tieferes Tief möglich. So stark wie sich der Goldmarkt aber derzeit präsentiert, bleiben Kurse unterhalb von 1.480 US-Dollar wohl eher ein Wunschkonzert. Mit dem starken Wochenschluss hat der Tageschart ein Kaufsignal generiert. Kurse oberhalb 1.541 US-Dollar lassen eine weitere Attacke auf die Widerstandszone um 1.550 US-Dollar sowie neue Hochs erwarten. Jeder weitere Rücksetzer ist eine Kaufchance.
3. Terminmarktstruktur Gold
Quelle: CoT Price Charts
Trotz der Korrektur in den letzten zweieinhalb Wochen hat sich die Lage am Terminmarkt kaum verbessert. Zum Stichtag am 17.September hielten die kommerziellen Händler bei einem Schlusskurs von 1.501 US-Dollar eine kumulierte Netto-Shortposition von insgesamt 318.399 Kontrakten. Demgegenüber stehen die großen spekulativen Anleger, welche bislang nur überschaubare Gewinnmitnahmen tätigten und ihre hohen Long-Positionen nicht deutlich zurückgefahren haben.
Quelle: Sentimenttrader
Insgesamt bleibt es bei dem dunkelroten Warnsignal seitens der Terminmarktanalyse. In einem Goldrausch wie er sich momentan möglicherweise abzeichnet kann die kommerzielle Shortposition aber auch noch weiter ansteigen. Insbesondere die starke Nachfrage seitens der Gold ETFs gibt hier momentan den Ton an.
4. Sentiment Gold
Quelle: Sentimenttrader
Die von Sentimentrader gemeldeten Sentimentdaten zeigten Anfang September eine viel zu euphorische Stimmung unter den Marktteilnehmern an. Der Rücksetzer in den letzten zweieinhalb Wochen ist aus dieser Perspektive daher nicht verwunderlich und hat bereits zu einer kompletten Bereinigung des Sentiments geführt. Die Stimmungslage ist demnach aktuell neutral einzustufen. Von einer antizyklischen Kaufchance aufgrund von Panik und Angst ist der Goldpreis aber noch weit entfernt. Auffällig bleiben die vielen eher bärisch eingestellten Analysten, die in der Mehrzahl eine deutlich tiefere Korrektur am Goldmarkt erwarten.
Zusammengefasst kommt die Sentimentanalyse aktuell zu einem neutralen Ergebnis.
5. Saisonalität Gold
Quelle: Sentimenttrader
Der Goldpreis begann seine typische „Sommerrally“ in diesem Jahr statistisch betrachtet über einen Monat zu früh! Demnach passt die aktuell laufende Korrektur grundsätzlich gut in das Muster, nur das sie eben im September statt im Oktober stattfindet. Hält sich der Goldpreis an den statistischen Verlauf, müsste es im Oktober wieder zu steigenden Preisen kommen. Darüber hinaus wäre dann auch die Fortsetzung der Rally bis zum Jahresende realistisch. Das große Finale der Aufwärtsbewegung wäre für den Januar zu erwarten, denn gemäß dem saisonalen Zyklus findet der Goldpreis normalerweise zwischen Februar und März seinen Hochpunkt.
Sollte die Saisonalität in diesem Jahr um einen Monat nach vorne verschoben sein, könnte die Korrektur bereits in ca. zwei bis vier Wochen ihr zeitliches Ende finden.
Fazit und Empfehlung
Angesichts neuerlicher Zinssenkungen, absehbarer Gelddruckorgien und den zunehmenden Spannungen an den Finanzmärkten, wäre es töricht, nicht auf den Schutz des Goldes zu setzen.
Quelle: Holger Zschaepitz
Quelle: Holger Zschaepitz
Obwohl die amerikanische Zentralbank in diesem Jahr bereits zweimal die Zinsen gesenkt hat, musste sie in dieser Woche massiv an den Geldmärkten intervenieren, um die sogenannte Repro Rate zu stabilisieren. Bis zu 75 Mrd. US-Dollar wurden alleine in dieser Woche bereits ins System gepumpt! Bis zum 10. Oktober will die FED täglich weiter 75 Mrd. US-Dollar für Übernachteinlagen zur Verfügung stellen. Damit hat das von der FED seit Ende 2017 betriebene „Quantitative Tightening“ sein eindeutiges Ende gefunden. Um die strauchelnden Finanzmärkte aufzufangen, müssen die Zentralbanker die Bilanz wieder massiv ausweiten. Für Gold sind das idealen Voraussetzungen.
Charttechnisch ist der Aufwärtstrend intakt und die Stärke der Bullen ist offensichtlich. Sollte Gold tatsächlich an einer Cup&Handle Formation basteln, wird sich der Aufwärtstrend in den nächsten Monaten beschleunigen. Dann könnte Gold tatsächlich bis zum Januar die Marke von 1.800 US-Dollar wiedersehen. Hier allerdings wäre dann ab Februar nicht nur das Ende der Fahnenstange zu erwarten, sondern auch der Beginn einer ca. zweijährigen und schmerzhaften Korrektur mit Kurszielen im Bereich 1.500 US-Dollar und vermutlich auch 1.350 – 1.380 US-Dollar.
Florian Grummes
Edelmetall- und Krypto-Experte
www.midastouch-consulting.com
Kostenloser Newsletter