Ausbringung (Recovery Rate)

Was bedeutet Ausbringung (Recovery Rate)?

Die Ausbringung (Recovery Rate) bezeichnet im Bergbau und in der Erzaufbereitung den Prozentsatz eines bestimmten Rohstoffs, der aus dem geförderten Gestein wirtschaftlich extrahiert werden kann. Sie ist eine zentrale Kennzahl bei der Bewertung von Lagerstätten sowie in der Wirtschaftlichkeitsrechnung mineralischer Rohstoffprojekte. Die Ausbringung wird typischerweise in Prozent ausgedrückt und beschreibt das Verhältnis zwischen dem im Erz vorhandenen Metallgehalt und dem tatsächlich zurückgewonnenen Anteil nach der Verarbeitung.

Einfach formuliert: Wenn aus einer Tonne Erz 5 Gramm Gold theoretisch enthalten sind, aber nur 4,25 Gramm tatsächlich extrahiert werden, beträgt die Ausbringung 85 %. Diese Kennzahl ist entscheidend für die Rentabilität eines Projekts und wird häufig im Rahmen von Machbarkeitsstudien, ökonomischen Bewertungen und technischen Reports veröffentlicht.

Technische und geologische Grundlagen der Ausbringung

Die Ausbringung eines Metalls oder Minerals hängt von mehreren Faktoren ab: der Art des Lagerstättenmaterials, dem Aufbereitungsverfahren, dem Erzgehalt und dem technologischen Stand der eingesetzten Verfahren. Weit verbreitete Aufbereitungsverfahren umfassen Schwerkrafttrennung, Flotation, Cyanidlaugung oder Pyrometallurgie, je nach Rohstofftyp.

Einfluss auf die Ausbringung nehmen auch die physikalisch-chemischen Eigenschaften der Minerale, ihre Bindungsformen und das Vorkommen von Nebengestein oder mineralogischen Störfaktoren. So können bestimmte Vererzungstypen wie feinkörnige Erze oder refraktäre Goldlagerstätten niedrigere Ausbringungsraten aufweisen, da sie schwer aufzuschließen oder aufwendig zu verarbeiten sind.

Von der geologischen Seite ist die Ausbringung eng mit der Ressourcenschätzung verknüpft: Schätzungen des wirtschaftlich gewinnbaren Vorkommens basieren unter anderem auf empirisch ermittelten oder erwarteten Ausbringungsraten. Diese wiederum werden oft bereits im Rahmen früherer Projektphasen wie Exploration oder Prospektion durch Labortests (Metallurgie) untersucht.

Relevanz der Recovery Rate für Investoren und Kapitalmärkte

Für Anleger in Rohstoffunternehmen, insbesondere im Bereich der Explorations- und Frühphasenentwicklung, stellt die Ausbringung (Recovery Rate) eine kritische ökonomische Kenngröße dar. Je höher die Ausbringung, desto mehr Metall kann pro Tonne Erz tatsächlich verkauft werden – was in direktem Zusammenhang mit den potenziellen Erträgen und somit dem Unternehmenswert steht.

Die Recovery Rate beeinflusst auch Kapitalflussrechnungen, geschätzte Produktionskosten (AISC – All-in Sustaining Costs) und Reservenklassifizierungen. Besonders an der Börse notierte Juniors oder Entwicklerprojekte werden oft auf Basis von Studien wie „Preliminary Economic Assessments“ oder „Feasibility Studies“ bewertet, in denen die Recovery Rate ein dominierender Kosten- und Bewertungsfaktor ist.

Niedrige Ausbringungsraten können ein Projekt trotz hoher Gehalte wirtschaftlich uninteressant machen, während ausgereifte Verfahren oder innovative Technologien auch minderwertigere Lagerstätten erschließen können. Für ESG-orientierte Anleger spielt die Effizienz der Rohstoffnutzung ebenfalls eine Rolle: Eine verbesserte Ausbringung bedeutet zugleich niedrigeren Ressourcenverbrauch pro Einheit Produkt.

Recovery Rate in der Praxis: Beispiel Goldbergbau

Im Goldbergbau liegen typische Ausbringungsraten zwischen 80 % und 95 %, abhängig vom Erztyp und der Verarbeitungstechnologie. Bei freiem Gold (Free Milling Gold), das sich leicht mechanisch oder mit Cyanid lösen lässt, sind auch 97 % realisierbar. Komplexere Goldlagerstätten, die Arsenopyrit oder sulfidische Begleitminerale enthalten, erfordern oxidative Vorbehandlungen wie Röstung oder Druckoxidation, was die Recovery Rate senken oder Prozesskosten erhöhen kann.

Ein historisches Beispiel ist das Carlin-Trend-Gebiet in Nevada (USA), wo erst mit der Entwicklung effizienter Laugungsverfahren in den 1960er Jahren vormals wirtschaftlich irrelevante mikroskopische Goldvorkommen (sogenanntes „invisible gold“) mit akzeptablen Ausbringungsraten verarbeitet werden konnten.

Heutzutage setzen viele Produzenten auf metallurgische Testreihen schon im Rahmen von Bohrprogrammen, um realistische Recovery Raten für spätere Ressourcenmodelle und Geschäftspläne zu ermitteln. Damit wird der Übergang von Bohrkernen (Core Samples) zur wirtschaftlichen Bewertung fundierter und nachvollziehbarer.

Fazit: Warum die Ausbringung entscheidend ist

Die Ausbringung (Recovery Rate) ist eine Schlüsseleinheit zur Beurteilung der Verwertbarkeit mineralischer Rohstoffe. Sie verbindet geologische, technische und wirtschaftliche Aspekte und bildet eine tragende Säule der Projektbewertung in der Rohstoffindustrie – von der Exploration bis zum Produktionsbetrieb. Für Kapitalanleger ist sie eine zentrale Kennziffer zur Einschätzung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit und Effizienz eines Rohstoffprojekts. Eine hohe Recovery Rate in Verbindung mit tragfähigen Rohstoffpreisen erhöht die Chance auf positive Margen und solide Renditen bei Beteiligungen in Minen- oder Explorationsunternehmen.

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