Der Goldmarkt hat die vergangene Woche mit einem weiteren Allzeithoch beendet. Auslöser waren schwächere US-Konjunkturdaten, die nach Ansicht der Märkte der Fed faktisch grünes Licht für zusätzliche Lockerung geben. Der Spotpreis schloss klar über 3.600 USD je Unze bei 3.644,60 USD pro Unze Gold – ein Wochenplus von 1,6 %. Auch Silber setzte den Ausbruch fort und markierte ein weiteres 14-Jahres-Hoch über 42 USD. Der Spotpreis: 42,11 USD je Unze, fast 3 % höher als vor einer Woche.
Spannend ist die Frage, wie viel Lockerung der Geldpolitik bereits im Kurs steckt. Analysten sehen Gold nicht nur als Reaktion auf erwartete Zinssenkungen steigen, sondern auch wegen der Unsicherheit um die US-Geldpolitik. Ein merklich schwächerer US-Arbeitsmarkt und Rezessionsrisiken könnten laut ihnen einen Schnitt um 100 Basispunkte auslösen – mit der Gefahr, dass die Fed überzieht. Diese Verwirrung stütze den Goldpreis.
Gold-Ausbruch intakt
Andere Experten halten den technischen Ausbruch in Richtung 3.700 USD je Unze bei moderaten Fed-Schritten für intakt, mit klaren Aufwärtsrisiken, falls die Notenbank aggressiver wird. Angesichts der zweijährigen Renditen sei bis Jahresende eine Reduktion des Leitzinses um 100 Basispunkte gerechtfertigt. Nach den aktualisierten Arbeitsmarktdaten – die vergangene Woche vorläufig fast eine Million Stellen aus der US-Beschäftigungsstatistik herausstrichen, dreimal weniger als der Zehnjahresschnitt und der schwächste Wert seit Beginn der Reihe – sei sogar ein Überraschungsschritt von 50 Basispunkten denkbar. Eine solche „Panikmaßnahme“ hätte diesmal Datenrückhalt; zudem könnte die Fed bis 2026 mehr Senkungen signalisieren. Dieses sehr taubenhafte Szenario sei im Goldpreis noch nicht eingepreist und könnte ihn deutlich über das 3.700-USD-Ziel treiben.
Der Markt bleibt allerdings skeptisch: Das CME-FedWatch-Tool sieht für nächste Woche nur eine 5%-Chance für -50 Basispunkte. Und die im März aktualisierten Fed-Projektionen sahen für das nächste Jahr lediglich zwei Zinssenkungen vor. Genau hier lauert ein kurzfristiges Risiko: Treffen die Erwartungen der Wall Street nicht ein, droht eine Gegenreaktion.
Zinsschritt um 50 Basispunkte unwahrscheinlich
Dennoch warnen andere Stimmen auch, dass die Märkte die Fed-Lockerung überschätzen, solange die Inflation hoch bleibt. Ein Schritt um 50 Basispunkte sei deshalb unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher sei eine „Enttäuschung“, da weitere Schritte datenabhängig bleiben und die Datenpunkte wohl unverändert eine mittlere Gesamtsenkung von 50 Basispunkten in diesem Jahr anzeigen. Da rund 70 Basispunkte eingepreist sind, wäre Raum für eine reflexhaft falkenhafte Reaktion – Belastung für Aktien, Anleihen und Gold. Langfristig bleibt Brown dennoch positiv: Rücksetzer seien dabei Kaufgelegenheiten, auch weil Reservemanager diversifizieren würden und die Unabhängigkeit der Fed weiter infrage steht.
Die Saxo Bank blickt ebenfalls über mögliche kurzfristige Schwäche hinweg. Die technische Großwetterlage spreche weiter für 3.800 USD je Unze, heißt es. Eine „Sell-the-Fact“-Reaktion auf eine Zinssenkung sei möglich, ändere aber nichts an der grundsätzlich bullischen Einschätzung – Rückgänge sieht man ebenfalls als Kaufchance.
Fazit: Gold über 3.600 USD, Silber mit 14-Jahres-Hoch über 42 USD – die Bullen haben das Momentum. Der kurzfristige Takt kommt vom Fed-Trommeln (25 vs. 50 bp, Dot Plot, Pfad bis 2026). Für Anleger heißt das: Auf Signale achten, Rücksetzer einplanen – und das große Bild im Blick behalten, das aktuell weiter nach oben zeigt.