China versucht die westlichen Rohstoffmärkte zu umgehen
Viele Anleger halten Silber nach dem rasanten Preisanstieg der letzten Monate bereits für teuer, manche sogar für überteuert. Dass sich der Preis für eine Feinunze Silber von diesem Niveau aus noch einmal verdoppelt, können sich viele Investoren derzeit deshalb nicht vorstellen.
So ungewöhnlich ist die Erwartung eines massiv steigenden Silberpreises allerdings nicht, denn das amerikanische Energieministerium unterstützt die Entwicklung eines neuen Recyclingverfahrens für Silber. Das klingt zunächst einmal gut. Der Haken ist allerdings, dass die neue Technik Silber auf den Markt bringen wird, das mehr als doppelt so teuer ist wie aktuell.
Je nach aktuellem Tageskurs kostet eine Unze Feinsilber derzeit um die 30 US-Dollar. Den Bergbauunternehmen gelingt es noch, sie zu Preisen von rund 25 US-Dollar zu fördern. Die neue Recyclingtechnik wird zwar Silber aus alten Solarmodulen zurückgewinnen, dies jedoch zu Kosten von mehr als 60 US-Dollar je Unze.
Eine Technologie ohne wirtschaftliche Grundlage?
Wer ein wenig rechnen kann, der bemerkt sofort, dass das Verfahren bei den heutigen Preisen absolut nicht konkurrenzfähig sein kann. Trotzdem wird das Verfahren vom US-Energieministerium gefördert. Sinn macht diese Förderung nur dann, wenn sich das Ministerium in Zukunft entweder deutlich geringere Recyclingkosten oder entsprechend höhere Silberpreise vorstellen kann.
Bislang enthielten die verbauten Solarmodule 0,643 Unzen, also rund 20 Gramm, Silber. Die Module der neuen Generationen enthalten jedoch mit annähernd 40 Gramm fast die doppelte Menge an Silber. Die Erhöhung des Silbergehalts in den Modulen verwundert nicht, denn dank seiner unübertroffenen elektrischen Leitfähigkeit muss die Branche auf den Einsatz von mehr Silber zurückgreifen, soll die Effizienz der Solarmodule weiter gesteigert werden.
Es wird noch einige Jahre dauern, bis die heute installierten Solarmodule dem Recycling zu geführt werden. Doch sobald dieser Punkt erreicht sein wird, ist auch die Menge des Silbers, das zurückgewonnen werden kann, um etwa den Faktor zwei höher.
Das US-Energieministerium hofft auf die patentierte Technologie von SOLARCYCLE
SOLARCYCLE ist ein technologieorientiertes Unternehmen, das 2022 von Suvi Sharma, Pablo Ribeiro Dias und Jesse Simons mit dem Ziel gegründet wurde, die Nachhaltigkeit von Solarenergie durch das Recycling ausrangierter Solarmodule zu maximieren. Das Unternehmen hat seitdem für seinen innovativen Ansatz beim Recycling von Solarmodulen viel Anerkennung und auch beträchtliche Finanzmittel erhalten.
Im April 2023 erhielt SOLARCYCLE einen Forschungszuschuss in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar für die Untersuchung des Prozesses zur Rückgewinnung hochwertigerer Metalle und Materialien aus ausgedienten Solarmodulen vom US-Energieministerium. Ein Jahr später im April 2024 zahlte das Ministerium mehr als 64 Millionen US-Dollar an „Qualifying Advanced Energy Project Credits“ für die geplante 344 Millionen US-Dollar teure Solarglasfabrik in Cedartown im US-Bundesstaat Georgia.
Die fortschrittliche Recyclingmethode von SOLARCYCLE, die das Energieministerium fördert, ist bereits patentiert. Sie zielt auf hohe Rückgewinnungsraten ab. Jedoch das Grundproblem bleibt, denn technisch ist es sehr schwierig und damit auch teuer, das Silber der Solarmodule von den anderen Materialien zu trennen. Erforderlich ist eine anspruchsvolle chemische Behandlungen, die mit erheblichen Arbeits- und Betriebskosten verbunden sein kann.
Deshalb stellt die Skalierung dieser Lösungen zur Deckung der wachsenden Nachfrage nach Recyclingsilber zu wettbewerbsfähigen Preisen auch für SOLARCYCLE eine große Herausforderung dar, obwohl die Innovationen sehr vielversprechend sind. SOLARCYCLE gibt an, dass seine patentierte Technologie in einem alten Solarmodul zwischen 75 und 95 Prozent der wertvollen Materialien wie Silber, Silizium, Kupfer und Aluminium kostengünstig in die Solarlieferkette zurückführen kann.
Der internationale Wettlauf um das verbleibende Silber hat längst begonnen
Das Engagement des US-Energieministeriums für SOLARCYCLE trägt der wachsenden Nachfrage nach Silber in der Solarindustrie Rechnung. Es erkennt an, dass die globale Silbernachfrage allein seit 2020 um 58 Prozent gestiegen ist, wobei ein großer Teil dieses Anstiegs auf die Nachfrage der Solarindustrie zurückgeht.
Die BRICS-Staaten, insbesondere China, Indien und Russland, sind derzeit bestrebt, Silber aggressiv anzuhäufen, um ihre Industrien unabhängiger von Lieferungen aus dem Westen zu machen. Im Westen wird derweil nach Lösungen gesucht, wie mehr Silber durch das Recycling zurückgewonnen werden kann.
Beide Wege weisen unmissverständlich darauf hin, dass sich auf dem Silbermarkt derzeit ein Sturm zusammenbraut. Er wird durch mehrere zusammenlaufende Faktoren angetrieben und je aggressiver die einzelnen Staaten dabei vorgehen, umso explosiver stellt sich die Lage für den Silberpreis dar.
China versucht die westlichen Rohstoffmärkte zu umgehen
Zu Chinas Strategie gehört es, Silber direkt von Minen in Chile, Argentinien, Mexiko und Peru zu kaufen. Traditionelle Märkte wie die Comex oder die Londoner Metallbörse werden dabei umgangen und es werden auch Preise gezahlt, die über den Spotpreisen liegen.
Diese Vorgehensweise sichert nicht nur unmittelbare Ressourcen, sondern verdrängt auch die westlichen Käufer, was in Europa und den USA Bedenken hinsichtlich der künftigen Verfügbarkeit von Silber aufkommen lässt. Verschärft werden diese Probleme durch den alarmierenden Rückgang der Silbergehalts der Erze. Berichten zufolge sind die Silbergehalte von 40 Unzen pro Tonne auf weniger als zwei Unzen pro Tonne zurückgegangen.
Darüber hinaus werden im wichtigsten Silberförderland Mexiko Tagebaue immer kritischer gesehen und genau unter die Lupe genommen. Der Widerstand gegen diese war in den letzten Jahren sehr stark und unter dem alten Präsidenten wurde kein einziger neuer Tagebau genehmigt. Ob die neue Präsidentin, Claudia Sheinbaum, die seit dem 1. Oktober 2024 im Amt ist, die Blockadepolitik ihres Vorgängers aufgeben oder weiterführen wird, wird innerhalb des mexikanischen Rohstoffsektors eine der spannendsten Fragen des Jahres 2025 sein.
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