Warwick Grigor, Analyst bei Far East Capital verfolgt schon lange die Entwicklung der australischen First Graphite (WKN A2ABY7 / ASX FGR), die mittlerweile zum Produzente des „Wunderstoffs“ Graphen geworden ist. In einer aktuellen Analyse stellt Herr Grigor nun First Graphite und deren Wettbewerber Talga Resources (WKN A1C0Q2) gegenüber.
Laut Herrn Grigor ist er in jüngster Vergangenheit immer wieder auf den Unterschied in der Kursentwicklung von First Graphite und Talga angesprochen worden, die dazu geführt hat, dass Talga bereits eine Marktkapitalisierung von rund 150 Mio. AUD aufweist, während es bei First Graphite gerade einmal 33 Mio. AUD sind. Seiner Ansicht nach ist entweder First Graphite zu niedrig oder Talga zu hoch bewertet – oder beides. Um die Unterschiede zwischen den Unternehmen darzustellen, hat Herr Grigor deshalb die jüngste Präsentation von Talga herangezogen, die auf einer Konferenz von Goldman Sachs gehalten wurde.
Laut dem Experten bewirbt Talga sein schwedisches Graphit fortlaufend als hochgradigste Ressource weltweit – gemäß JORC-Standard. Das sei zwar dem Buchstaben nach korrekt, doch bedeute es nicht, dass es sich dabei um das hochgradigste Graphit der Welt handele, so Herr Grigor. Graphit aus Sri Lankan nämlich, das bereits seit mehr als 100 Jahren abgebaut werde, weise drei- bis viermal höhere Gehalte auf und werde oft mit Gehalten von bis zu 95% Gesamtgraphitkohle gefördert. Auf Grund der Art der Erzkörper, schmale Adern untertage, sei Graphit aus Sri Lanka nicht für eine Klassifizierung gemäß JORC geeignet. Das, so der Analyst weiter, bedeute ja aber nicht, dass es nicht existiere.
Und laut Herrn Grigor, der übrigens Non-Executive Chairman bei First Graphite ist, sei Talgas Aussage, dass man über das Potenzial verfüge, zum größten Graphenlieferanten mit den besten Margen zu werden, einfach nicht richtig.
Denn sowohl Talga als auch First Graphie würden ein elektrochemisches Aufblätterungsverfahren verwenden, um Graphen herzustellen. Der große Unterschied dabei sei die Menge des aus Graphit entstehenden Graphens, die wiederum direkt von der Qualität des Rohmaterials (Graphit) abhänge. Talga beginne mit Erz, das Gehalte von 24 bis 25% Gesamtgraphitkohle aufweise und bringe 90% des Graphits aus, wovon 90% Mikrographit seien und 10% Graphen. Das bedeute, so der Analyse, Talga gewinne aus jeder Tonne Graphit lediglich 20 bis 30 Kilogramm Graphen.
First Graphites Ausgangserz hingegen weise Gehalte von 95% auf und dann erhalte man eine Umwandlung zu Graphen von mehr als 80% innerhalb von 24 Stunden. Was bedeute, dass aus jeder verarbeiteten Tonne Graphit 800 Kilogramm Graphen produziert würden. Das sei „dramatisch besser“ als das Ergebnis von Talga, so Herr Grigor.
Und damit sei der CAPEX für jede Anlage von FGR minimal und die Gewinnmargen enorm. Zumal First Graphite ja keine zentrale Produktionsanlage errichten wolle, sondern hoch effizienten, modulare Einheiten herstelle, die je nach Nachfrage produziert werden können. Und darüber hinaus, so der Experte weiter, werde First Graphite keine Wagenladungen an Mikrographit produzieren wie es bei Talga der Fall sei. Und Talga habe für dieses Material noch nicht einmal einen Markt gefunden.
Herr Grigor weist zudem darauf hin, dass elektrochemische Aufblätterung kein patentierbarer Prozess sei, egal was verschiedene Unternehmen auch sagen würden. Einige Aspekte des Verfahrens könnten vielleicht so geschützt werden, doch der Prozess selbst sei für alle verfügbar. Entscheidend sei bei der Verwendung dieses Verfahrens die Qualität des Graphits, das man einsetze. Und da funktioniere nichts so gut wie Ganggraphit aus Sri Lanka.
Schlussendlich, so Herr Grigor, wird die beste Graphengesellschaft jene sein, die die beste Wirtschaftlichkeit aufweise. Und das beginne mit dem höchsten Gehalt, der die Investitionskosten beeinflusse und Auswirkungen auf die Qualität habe. Jeder Fortschritt bei Graphenanwendungen, der die weltweite Nachfrage steigere, werde dem gesamten Graphensektor zugutekommen. Es sei deshalb gut, dass Talga mit der Industrie arbeite, um die Nachfrage nach Graphen zu stimulieren, aber wie immer in der Herstellung sei die billigste Quelle die beste Quelle.
Es sei wahrscheinlich wahr, dass es nicht genug Graphit aus Sri Lanka gebe, um in der Zukunft die erwartete Nachfrage zu befriedigen, aber man könne davon ausgehen, dass Graphit aus Sri Lanka den Graphenproduzenten die höchsten Gewinnmargen bescheren werde. Und darum gehe es nun einmal, so Herr Grigor.
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