Forderungen nach einer Revision der US-Goldbestände
Seit der neue US-Finanzminister, Scott Bessent, am 3. Februar 2025 erstmals in der Öffentlichkeit über eine Neubewertung der Goldbestände in der Bilanz der US-Notenbank nachgedacht hat, tobt in den Vereinigten Staaten eine intensive Diskussion um die Frage, wie sinnvoll eine solche Neubewertung ist und welche Konsequenzen sie nach sich zieht.
Aktuell verfügen die USA über Vermögenswerte, zu denen auch das Gold gehört, mit einem Gesamtwert von fast 5,7 Billionen US-Dollar. Ihnen stehen Verbindlichkeiten von ca. 45,5 Billionen US-Dollar gegenüber. Bewertet wird das Gold in den Bilanzen mit lediglich 42,22 US-Dollar je Feinunze. Das heißt bei den aktuellen Marktpreisen von über 2.800 US-Dollar je Unze, wird der Wert des US-Staatsgoldes in der Bilanz der US-Notenbank in Abhängigkeit vom Tageskurs um weit über 700 Milliarden US-Dollar zu niedrig angegeben.
Mark Cabana, der führende Experte der Bank of America für die US-Notenbank, hat sich zu den möglichen Folgen eines solchen Schritts geäußert. Er benannte drei Hauptbereiche, in denen US-Vermögenswerte monetarisiert werden könnten: Sachanlagen (Immobilien, Anlagen und Ausrüstung), institutionelle Investitionen in staatlich geförderte Unternehmen wie Fannie Mae und Freddie Mac sowie die Gold- und Silberreserven.
Eine Neubewertung des Goldes hätte nicht nur positive Konsequenzen
Von diesen drei Optionen hat die Neubewertung von Gold das mit Abstand größte Potenzial. Die US-Regierung hält derzeit Gold und Silber im Wert von 11,044 Milliarden US-Dollar, basierend auf dem im Jahr 1973 festgelegten gesetzlichen Kurs von 42,22 US-Dollar pro Unze. Bei einer Neubewertung der Edelmetalle zu aktuellen Marktpreisen könnte sich ihr Wert auf rund 784,5 Milliarden US-Dollar erhöhen.
Mark Cabana merkt an, dass eine Neubewertung weitreichende Auswirkungen auf die Bilanzen des Finanzministeriums und der Federal Reserve Bank hätte. Dabei würde die Neubewertung geldpolitisch im Wesentlichen als eine Form der quantitativen Lockerung fungieren, indem sie dem Finanzministerium eine beträchtliche Menge an Bargeld zuführt, ohne dass Goldverkäufe auf dem freien Markt erforderlich wären. Dies könnte zu einer verstärkten Makroaktivität, Inflationsrisiken und zusätzlichen Barmitteln im Bankensystem führen.
Der Analyst der Bank of America weist allerdings auch auf die potenziellen Nachteile hin, die ein solcher Schritt haben könnte. Zu ihnen zählen rechtliche Probleme und Bedenken des Marktes hinsichtlich einer Lockerung der Fiskal- und Geldpolitik sowie eine Schwächung der Unabhängigkeit dieser Institutionen. Darüber hinaus würde eine Goldaufwertung zu einem weiteren Anstieg des Goldpreises führen, was sich möglicherweise auch auf andere Vermögenswerte wie den Bitcoin auswirken könnte.
Die Bank of America schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Monetarisierung von US-Vermögenswerten momentan zwar als gering ein, räumt jedoch ein, dass die Unberechenbarkeit der Trump-Regierung die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schritts erhöhen könnte. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch im stark steigenden Goldpreis wider, der sich momentan der Marke von 3.000 US-Dollar pro Unze nähert.
Die Forderungen nach einer Revision der Goldbestände in Fort Knox werden lauter
Durch die aktuelle Debatte in den USA um den bilanziellen Wert des US-Staatsgoldes wurde auch die alte Streitfrage um eine Revision der Goldbestände in Fort Knox wiederbelebt. Elon Musk hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, die US-Goldreserven einer gründlichen Revision zu unterziehen und damit eine Forderung wiederholt, die US-Senator Rand Paul schon seit Jahren erhebt.
Sollte es zu einer solchen Prüfung kommen, gibt es drei mögliche Szenarien. Das erste mögliche Ergebnis ist, die USA haben genau die 261 Millionen Unzen oder 8.133 Tonnen Gold in ihren Tresoren, die sie in ihrer Bilanz ausweisen. Daneben gibt es noch die Möglichkeiten, dass aktuell mehr oder weniger Gold in den Tresoren verwahrt wird.
Verfügen die USA genau über die angegebene Menge von 8.133 Tonnen Gold, würde die Revision das Vertrauen in die Transparenz der Regierung und die Stabilität des US-Dollars stärken. Der Befund der Revision würde alle skeptischen Theorien zerstreuen und sowohl inländische als auch internationale Interessengruppen davon überzeugen, dass die US-Reserven intakt sind und ordnungsgemäß verwaltet werden.
Auf Abweichungen von der bilanzierten Goldmenge würde der Markt sehr sensibel reagieren
Haben die USA hingegen weniger Gold in Fort Knox als angegeben, würde dies die unter Edelmetallfans seit langem bestehende Skepsis bestätigen. Ein solches Ergebnis könnte daher das Vertrauen in das US-Finanzsystem und in den US-Dollar ernsthaft untergraben, weil das Gold historisch gesehen ein Symbol für die Stabilität einer jeden Währung ist.
Diskrepanzen zwischen dem angeblichen und dem tatsächlichen Goldbestand könnten auch auf eine mögliche Misswirtschaft oder auf Leasingpraktiken hinweisen, die Papieransprüche auf Gold begründen, die über die physischen Reserven hinausgehen. Solche Enthüllungen könnten eine Marktpanik auslösen und einen massiven Anstieg der Gold- und Silberpreise nach sich ziehen.
Dass die USA tatsächlich mehr Gold in ihren Tresoren haben als offiziell in den Bilanzen ausgewiesen wird, ist eher eine theoretische als eine reale Möglichkeit. Sie würde den Markt daher massiv überraschen und würde auch die Position des US-Dollars deutlich steigern. Wäre dies der Fall, stellt sich einmal mehr die Frage, warum man jahrelang nur wenig geprüft hat und warum eine so große Geheimhaltung um die wahren Goldbestände in Fort Knox gemacht wurde und noch immer gemacht wird.
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