Obwohl dem Silberpreis ausgehend vom letzten Tiefpunkt am 13.Mai bei 20,46 US-Dollar zunächst wie erwartet immerhin eine 10%ige Erholung bis auf 22,52 US-Dollar gelang, bleibt die Lage übergeordnet angespannt und stark korrektiv. Denn nachdem diese Erholungsbewegung noch nicht mal das Minimalziel bei 22,64 US-Dollar erreichen konnte, liebäugeln die Silbernotierungen mit aktuell 20,90 US-Dollar schon wieder mit dem Jahrestiefstand.
Es fehlt nicht mehr viel und die breite Unterstützungszone der letzten zwei Jahre oberhalb von 20,50 US-Dollar wäre endgültig durchbrochen.
Angesichts des toxischen Cocktails aus Zinsanhebungen, Liquiditätsverknappungen sowie überschüssigen Lagerbeständen und einem potenziellen Nachfrageeinbruch aufgrund der kollabierenden Finanzmärkte, werden sich die Edelmetalle zunächst nur schwerlich dem derzeitigen Verkaufsdruck an den Märkten vollständig entziehen können.
Im besten Fall beginnen Gold und Silber aber frühzeitig einen neuerlichen Kurswechsel der US-Notenbank einzupreisen.
Vermutlich wird es bis dahin aber noch wesentlich mehr Schmerz bzw. eine eindeutig bestätigte Rezession sowie vor allem auch deutlich tiefere Aktienmärkte benötigen. Erst dann wird die Fed zur Politik des leichten Geldes zurückkehren. Schon jetzt ist der Stress im Finanzsystem so hoch wie seit 2008 nicht mehr.
Silberpreis in US-Dollar, Tageschart – Klar unterhalb der fallenden 200-Tagelinie
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 24.Juni 2022. ©Gold.de
Auf dem Tageschart kommt der Silberpreis trotz der zwischenzeitlichen Erholung nicht auf die Beine. Nach wie vor findet das Preisgeschehen klar unterhalb der fallenden 200-Tagelinie (23,32 US-Dollar) statt. Damit bleibt die Ausgangslage korrektiv und bärisch.
Konsequenterweise drücken die Bären die Silbernotierungen aktuell wieder in Richtung der Jahrestiefststände. Es fehlen gerade noch 0,45 US-Dollar, um die Serie der tieferen Tiefs erneut fortzusetzen. Die Tages-Stochastik hat zwar die überverkaufte Zone erreicht, bislang liefert der Momentum-Oszillator aber noch keine Anzeichen für eine Trendwende.
Im Umfeld eines stark gefallenen Kupferpreises sowie der kollabierenden Aktienmärkte müssen wir daher schon in diesen Tagen vorsichtshalber von neuen Jahrestiefstständen ausgehen.
Silber Saisonalität vom 24.Junii 2022. ©Sentimentrader und Gold.de
Trotzdem besteht in den nächsten Wochen die Chance, dass der Silberpreis seinen klassischen Boden im Frühsommer findet und dann bis in den Herbst hinein eine ordentliche Erholung aufs Parkett zaubert. Statistisch betrachtet finden die Edelmetalle zwischen Mitte Juni und Juni August einen frühsommerlichen Boden und haben dann drei ganz starke Monate vor sich. Beim Silber ist dieses saisonale Muster nicht ganz so stark ausgeprägt wie beim Gold, aber eine Rally am Goldmarkt dürfte auch den Silberpreis mit sich ziehen.
Silber CoT-Report vom 24.Junii 2022. ©Sentimentrader und Gold.de
Die Annahme einer bald anstehenden Sommerrally wird zudem auch vom aktuellen CoT-Report unterstützt. Demnach sind die Positionierungen an der COMEX derzeit so günstig wie seit zwei Jahren nicht mehr, denn die kommerziellen Händler haben ihre kumulierte Short-Position bis auf 22.047 leerverkaufte Kontrakte reduziert.
Ein paar weitere zähe Wochen mit fallenden oder seitwärts mäandernden Kursen sollten aber auf alle Fälle noch eingeplant werden.
Zusammengefasst deutet die charttechnische Ausgangslage kurzfristig zunächst auf neuerliche Tiefs und eine Fortsetzung der Korrektur hin. Das zweite Standbein der seit März laufenden Korrektur dürfte also wie erwartet zwischen ca. 18,50 und 20,50 US-Dollar gefunden werden. Ab ca. Mitte Juli bis Mitte August ist dann jedoch der Beginn einer Sommerrally am Silbermarkt zu erwarten.
Ob diese im schwierigen Makro-Umfeld bis zum Herbst nur wie ein laues Lüftchen verpuffen wird oder womöglich das Zeug zu einer Hausse in Richtung 30 US-Dollar und höher haben könnte, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen.
Mittel- und vor allem langfristig muss der Silberpreis „nur“ die Marke von 30 US-Dollar nachhaltig aus dem Weg räumen, um dann zügig in Richtung des Allzeithochs um 50 US-Dollar durchstarten zu können.
Bis dahin werden sich die Silber-Fans aber weiter gedulden müssen.
Silber in Euro: Nächstes Kauflimit bei 19,50 EUR
Das zuletzt genannte Kauflimit von 20,20 Euro wurde am 1.Juni erreicht. Da die Korrektur am Silbermarkt noch immer nicht ausgestanden zu sein scheint und zudem das saisonale Muster typischerweise zwischen Juni und August ein wichtiges Tief liefert, empfiehlt sich ein weiteres Kauflimit am Silbermarkt.
Dieses reduzieren wir leicht auf 19,50 Euro. Wer seine physischen Silber- und Goldbestände weiter aufstocken möchte (Empfehlung mind. 5% und max. 25% des Gesamtvermögens), findet nun endlich wieder gute Kaufkurse.