Hohe Startkadenz und geringe Fehlerquote

Die Firmenstrategie von Rocket Lab (NASDAQ: RKLB, WKN: A3CY7P) ist ebenso einfach, wie anspruchsvoll, denn das Unternehmen strebt danach, zu einem führenden end-to-end-Unternehmen in der Raumfahrt aufzusteigen. Ziel ist dabei, nicht nur einzelne Module des Raumfahrtgeschäfts zu entwickeln und bereitzustellen, sondern vom Start der Raketen bis hin zum Datenmanagement aus dem All alle Komponenten der Wertschöpfungskette abzudecken.

Wer im All tätig sein will, der muss zunächst einmal die Schwerkraft überwinden und überhaupt dort hinkommen. Deshalb stellten die Entwicklung von Raketen und Trägersystemen die Basis für das Geschäft von Rocket Lab dar. Das Unternehmen verfügt heute nicht nur über eigene Raketen und Weltraumbahnhöfe, sondern hat diese auch so weit ausgebaut, dass mehrere Aufträge gleichzeitig abgewickelt werden können und etwaige Verzögerungen bei einem Projekt problemlos aufgefangen werden können, ohne dass andere Projekte davon in Mitleidenschaft gezogen werden.

Ins All zu kommen, ist allerdings nur der erste Schritt. Einmal dort angekommen, will Rocket Lab auch von all jenen Schritten profitieren, die hier durchgeführt werden. Deshalb hat das Unternehmen die eigene Produktpalette um Satelliten und ihre Technik erweitert. Rocket Lab entwickelt die Satelliten und ihre Software, testet sie ausführlich und bringt diese dann mit den eigenen Raketen sicher ins All.


Die Kick Stage – zur Ausbringung im All; Quelle: Rocket Lab

Was noch fehlt, ist der letzte Schritt, denn bislang agiert man in erster Linie als der Auftragnehmer für andere Firmen und ermöglicht ihnen, im All zu operieren und Geld zu verdienen. In Zukunft will Rocket Lab selbst Datendienstleistungen aus dem All anbieten. Sie sind schon heute für unsere moderne Welt zu einem wichtigen Element geworden und ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Mit der Bedeutung wächst auch ihr Wert.

Deshalb hat sich Rocket Lab vorgenommen, nicht nur am Transport ins All zu verdienen, sondern auch mit eigenen Services im All selber gutes Geld verdienen zu wollen. Während die ersten beiden Schritte schon vollzogen wurden und Rocket Lab heute ein etablierter Raketenanbieter und Satellitenhersteller und -betreiber ist, die die Datendienstleistung aus dem All eine Vision, die in den nächsten Jahren noch realisiert werden soll.

Die Konzentration auf die Nische zahlt sich aus

Wenn sich alle um den Kuchen streiten, kann es sein, dass sich von den Krümeln sehr gut leben lässt. Die großen renommierten Aufträge bringen zwar viel Aufmerksamkeit, Ruhm und Ehre und und im Erfolgsfall auch sehr viel Geld ein, doch die Konkurrenz ist meist ebenfalls sehr groß. Diese allgemeine Wahrheit gilt auch für die Luft- und Weltraumtechnik. Nach der Gründung im Jahr 2006 hat sich Rocket Lab unter Peter Becks Führung deshalb zunächst auf den Start kleinerer Raketen mit einer Nutzlast von bis zu 300 Kilogramm konzentriert.

Diese Raketen werden zumeist in eine niedrige Erdumlaufbahn geschossen. Die Aufträge kommen in der Regel von kleineren Unternehmen. Charakteristisch für diese Raketenstarts ist, dass sie immer häufiger durchgeführt werden. Dadurch entstehen Kostenvorteile, die wiederum eine höhere Startfolge nach sich ziehen. Gleichzeitig wird daran gearbeitet, Teile der Rakete wiederzuverwenden. Obwohl hier so etwas wie ein Massenmarkt entsteht, hat sich Space X unter Elon Musk darauf fixiert, führend an der Besiedlung des Mars beteiligt zu sein. Space X produziert daher vor allem Raketen mit einer Nutzlast von über 300 Kilogramm und legt seine Raketen auch so aus, dass sie weitere Entfernungen zurücklegen können.

Damit entstand unterhalb von 300 Kilogramm und im erdnahen Orbit eine von Space X nicht bearbeitete Nische, die Rocket Lab erfolgreich besetzen konnte. Für dieses Segment hat Rocket Lab seine Electron-Rakete entwickelt. Sie stellt für die Betreiber von kleinen Satelliten einen kostengünstigen und häufigen Zugang zum All dar, wobei das Unternehmen als end-to-end-Dienstleister den gesamten Startprozess von der Planung der Mission über die Integration der Nutzlast bis hin zum eigentlichen Start und dem Betrieb im Orbit abwickelt.

Hohe Startkadenz und geringe Fehlerquote

Seit ihrem Erstflug im Jahr 2017 hat die Elektron bislang 37 Starts durchgeführt und dabei 164 Satelliten ins All gebracht. Nur drei Starts scheiterten, was eine hohe Erfolgsquote von 91,89% bedeutet. Für die zweistufige Rakete, die mit Triebwerken von Rutherford ausgerüstet ist, sprechen die geringen Kosten und die schnelle Startfähigkeit. Über die Jahre gelang es, einen soliden Kundenstamm aufzubauen und diesen vor allem mit individuellen Lösungen für sich zu begeistern.

Diese Erfolgsgeschichte soll nun mit der Neutron, einer mittelschweren Trägerrakete mit 13 Tonnen Nutzlast, fortgesetzt werden. Auch die Neutron ist für Flüge in eine niedrige Erdumlaufbahn ausgelegt und sie soll vollständig wiederverwendbar sein. Denn das Design ist so ausgelegt, dass die Rakete aus Rocket Labs eigener Kohlefaserverbundstruktur besteht. Gestartet werden soll die Rakete vom neuen Neutron Production Complex an der Ostküste Virginias. Zu dieser Rampe wird die abgebrannte Rakete nach erfolgreicher Mission wieder zurückkehren, sodass sie von dort aus zur Überholung und zum erneuten Flug wieder in den Produktionsprozesse zurückgebracht werden kann.

Das Rückgewinnungsteam; Quelle: Rocket Lab

Die Fähigkeit, schnell starten zu können, wird in der Raumfahrt immer wichtiger. Mit seinen Starts in Neuseeland hat Rocket Lab diese Kompetenz immer wieder unter Beweis gestellt und damit auch die Aufmerksamkeit des US-Verteidigungsministeriums auf sich gezogen, denn dieses ist daran interessiert, dass gerade in Krisen und Konflikten die Möglichkeit besteht, neue Satelliten kurzfristig ins All zu schießen. Das Ministerium hat daher mit Rocket Lab einen Vertrag über 50 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Sein Ziel ist es, die Fähigkeit zu demonstrieren, bei einer Echtzeit-Bedrohung sofort reagieren und manövrieren zu können.

Eine Überlebensgarantie ist dieser Vertrag zwar nicht, aber er stabilisiert Rocket Lab in finanzieller Hinsicht sehr und er deutet ebenfalls an, dass das Unternehmen auch technisch bestens aufgestellt ist, denn Lösungen, die für Krisen und Konflikte gedacht sind, müssen technisch höchsten Ansprüchen genügen, ansonsten enden sie leicht in einer Katastrophe. Rocket Lab hat damit die Chance, neben Space X zu einem der langfristig erfolgreichen Player im Bereich der Weltraumtechnik aufzusteigen.

Goldinvest wird die Entwicklung dieses interessanten Raketeninvestments deshalb weiter verfolgen und interessierte Anleger sollten dies auch tun, denn Branchenkenner schätzen, dass Rocket Lab heute dort steht, wo Space X vor etwa sechs bis acht Jahren stand.

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