Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Frühjahr zu Turbulenzen am Kupfermarkt geführt. Im März dieses Jahres brach der Preis für das rote Metall drastisch ein. Die Firma Aurubis, einer der weltgrößten Kupferproduzenten und Kupferwiederverwerter, schrieb in ihrer sogenannten Kupfermail 181, dass „die Auswirkungen von Covid 19 den Kupfermarkt fest im Griff“ hätten. Auch die Ursache für diese Entwicklung blieb das Unternehmen nicht schuldig: Durch die Pandemie verzögerten sich in China, dem mit Abstand wichtigsten Kupferabnehmer, zahlreiche Infrastrukturprojekte; viele wurden sogar auf Eis gelegt. Die Konsequenz: die Nachfrage nach Kupfer ging deutlich zurück. Das hatte auch Auswirkungen auf die Kupfer-Schmelzgebühren. Sie fielen auf einen Tiefststand seit 2011.
LME-Woche nur virtuell
Unter dem Eindruck der Pandemie stand nicht zuletzt auch die London-Metal-Exchange-Woche. Diese Veranstaltung, die die Londoner Metallbörse jedes Jahr im Oktober für Käufer und Verkäufer ausrichtet, fand diesmal virtuell statt. Und zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten lud Javier Targhetta vom US-amerikanischen Bergbauunternehmen Freeport McMoran Schlüsselkunden nicht zu einem Empfang ein. Auch die Verhandlungen über einen Benchmark-Deal für die Kupferindustrie für das kommende Jahr führte der weltweit größte börsennotierte Kupferminenbetreiber via Internet. Sorgen bereiten den Kupfer produzierenden Unternehmen die geringen Schmelzgebühren, die obgleich des aktuell steigenden Kupferpreises noch immer zu gering seien. „Die Verarbeitungs- und Raffinationsgebühren sind ungerechtfertigt niedrig“, klagte der Vorstandsvorsitzende des Aurubis-Konzerns, Roland Harings.
Branche wieder zuversichtlich
Trotz der Unwägbarkeiten der vergangenen Monate war die Branche am Ende der LME-Woche zuversichtlicher gestimmt als zu Beginn. Denn nach dem Einbruch im März hatte sich der Kupferkurs rasch wieder erholt. Mitte Oktober notierte er bei 7000 US-Dollar pro Tonne – der höchste Wert seit dem Jahr 2018. Im Januar war eine Tonne Kupfer noch mit 5600 Dollar pro Tonne gehandelt worden. Die Hauptursache dafür war, dass die Volksrepublik China in der Corona-Krise als erste Volkwirtschaft weltweit schnell wieder Kurs auf ein Wirtschaftswachstum nahm. Ein starker Yuan tat ein Übriges, dass die Nachfrage nach diesem Industriemetall wieder anzog. Die Analysten von JP Morgan Chase & Co. gehen davon aus, dass der Kupferpreis im zweiten Quartal 2021 die 7500-Dollar-Marke erreichen könnte. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht, wenn man Capital Economics glaubt. Die Wirtschaftsforschungsberatung mit Sitz in London prognostiziert einen Anstieg des Kupferpreises bis 2025 auf nahezu 10 000 Dollar pro Tonne.
Sinkende Kupfergrade
Auswirkungen auf den Preis des roten Metalls hat auch die Tatsache, dass das Kupferangebot seit mehreren Jahren nicht ausreicht, um die Nachfrage zu decken. Man spricht vom sogenannten Kupferdefizit. Bis 2025 soll es am Weltmarkt auf 3, bis 2030 sogar auf 6 Millionen Tonnen steigen, so die Bank of Montreal. Der Branchenverband International Copper and Study Group (ICSG) erwartet, dass die weltweite Minenproduktion in diesem Jahr um 1,5 Prozent zurückgeht. Ursächlich dafür sind unter anderem die sinkenden Kupfergrade der bestehenden Minen. 1990 fanden sich rund 1,5 Prozent Kupfer im Gestein, jetzt ist es nur noch etwa 1 Prozent. Gleichzeitig erschweren immer neue Auflagen, neue Minen zu erschließen. Eine fatale Entwicklung, da bis 2035 weltweit 200 Minen schließen werden. Auf der anderen Seite ist das unverwüstliche und leicht zu verarbeitende Industriemetall begehrt, wie nie zuvor. Experten rechnen in den nächsten Jahrzehnten mit einer rasant steigenden Nachfrage. Sie schließen einen Zuwachs von bis zu 340 Prozent bis zum Jahr 2050 nicht aus.
Der Rohstoff der Energiewende
Der große Bedarf an diesem Rohstoff kommt nicht von ungefähr. „Ohne den Werkstoff Kupfer wäre die Energiewende gar nicht möglich“, konstatiert Michael Sander vom Deutschen Kupferinstitut. Für viele Zukunftstechnologien sei Kupfer der Schlüsselrohstoff schlechthin. Ein Beispiel: in einem Mittelklassewagen mit Verbrennungsmotor werden durchschnittlich 25 Kilogramm Kupfer verbaut. In einem vergleichbaren Elektro-Fahrzeug ist es das Drei- bis Vierfache. Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) prognostiziert im Bereich der Elektromobilität bis zum Jahr 2035 einen Zuwachs in Höhe von rund fünf Millionen Tonnen. Gefragt ist das rote Metall auch im Bereich der Erneuerbaren Energien. Windkraftanlagen benötigen Kupfer vor allem in den Ringgeneratoren.
Recycling gewinnt an Bedeutung
Vor diesem Hintergrund rückt das Recycling verstärkt in den Blick der Branche. Denn das rote Metall lässt sich ohne Qualitätsverlust wiederaufbereiten. Mit einer Jahresproduktion von 210 000 Tonnen Kupfer pro Jahr betreibt die Firma Aurubis in Lünen eine der größten Kupferwiederaufbereitungsanlagen der Welt. Noch ist beim Recycling Luft nach oben, denn weltweit wird nur etwa die Hälfte des Kupfers wiederaufbereitet. Dabei ist eine Rückgewinnung auch von den Kosten her interessant: Beim Recyclen muss bis zu 85 Prozent weniger Energie eingesetzt werden.
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