In den letzten sieben Monaten hat der Goldpreis wieder einmal alles getan, um seine wahren Absichten zu verschleiern. Rückblickend markierte der Flash-Crash im August mit einem Tiefstand von 1.678 USD bereits den Beginn eines mehrmonatigen Aufwärtstrends. Mit dem Schlusskurs vom Freitag bei 1.898 USD liegt der Goldpreis nun 220 US-Dollar über dem Niveau von 1.680 US-Dollar, welches im Laufe des Jahres 2021 dreimal getestet und verteidigt werden konnte. Im Laufe der letzten sechs Monate wurde eine Reihe höherer Tiefststände und nun endlich auch höherer Höchststände etabliert! Die Aufwärtsdynamik ist stark.
Selbst beim letzten wichtigen Tiefstand (1.750 USD) am 15. Dezember 2021 war die Stimmung immer noch miserabel, da der Sektor zur meistgehassten Anlageklasse geworden war. Jetzt ist der Goldpreis erfolgreich aus seinem mehrmonatigen Dreieck ausgebrochen und sprintet weiter nach oben. Die Bullen biegen derzeit die Bollinger Bänder auf dem Tages- und Wochen-Chart nach oben, und die Saisonalität ist immer noch stützend.
Gold in USD, Wochenchart vom 20. Februar 2022
Auf dem Wochenchart sieht es so aus, als sei Gold nicht nur aus einem Dreieckskonsolidierungsmuster, sondern auch aus einem großen inversen Kopf-Schulter-Muster ausgebrochen. Es handelt sich zwar nicht um ein idealtypisches Kopf-Schulter-Muster aus dem Lehrbuch, aber es ist dennoch erwähnenswert. Legt man die Höhe der Formation an den Ausbruchspunkt an, könnte Gold theoretisch in Richtung 2.125 USD steigen!
Das Bollinger Band auf Monatsbasis, das bei etwa 1.975 USD liegt, könnte jedoch ein viel realistischeres Ziel für die laufende Bewegung sein. Wie Sie sich vielleicht erinnern, ist die Zone zwischen 1.950 und 1.975 USD ein sehr starker Widerstand. Wir würden jedoch ein kurzfristiges Überschießen in Richtung 2.000 USD nicht ausschließen.
Insgesamt ist das Wochenchart noch nicht überkauft und sieht weiterhin bullisch aus. Daher hat der Kursanstieg sehr gute Chancen, sich noch einige Wochen fortzusetzen.
Gold in USD, Tages-Chart vom 20. Februar 2022
Wie erwartet hat der Ausbruch über 1.840 USD bis 1.850 USD genügend Energie freigesetzt, um den Goldpreis schnell in Richtung der runden psychologischen Zahl von 1.900 USD zu drücken. Glücklicherweise hat sich die Stochastik auf dem Tages-Chart aus ihrem überkauften Zustand in den seltenen “eingebetteten Status” umgewandelt. Dabei liegen die beiden Signallinien des Oszillators seit mehr als drei Tagen in Folge über 80. Der Aufwärtstrend ist also bis auf weiteres festgezurrt, und eine Leerverkaufsstrategie würde den starken Aufwärtstrend irrsinniger Weise bekämpfen.
Natürlich können und werden die Ereignisse angesichts der unsicheren und komplexen geopolitischen Lage den Goldpreis in den kommenden Tagen und Wochen stark beeinflussen. Aus technischer Sicht wäre jeder Rückschlag in Richtung der Ausbruchszone um 1.845 USD eine Kaufgelegenheit. Allerdings wären kurzfristig bereits Kurse unterhalb 1.875 USD eine Überraschung. Viel wahrscheinlicher ist es, dass der Goldpreis in den kommenden Tagen seinen Anstieg auf mindestens 1.930 USD fortsetzen wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tages-Chart noch immer bullisch ist. Insbesondere der eingebettete Stochastik-Oszillator wird wahrscheinlich keinen größeren Rücksetzer zulassen, sondern eher eine Konsolidierung um 1.900 USD erzwingen. Achten Sie auf die beiden Signallinien. Nur wenn eine der beiden Linien auf Tagesschlusskursbasis unter 80 fallen würde, könnte die Aufwärtswelle beendet sein!
GDX (VanEck Gold Miners ETF) in USD, Tages-Chart vom 20. Februar 2022
Gold und Minenaktien stabilisieren Ihr Portfolio in unsicheren Zeiten und dienen als Absicherung. Während der Aktienmarkt aufgrund der Krise in der Ukraine und der potenziellen Zinswende in den USA weiter auf Talfahrt ging, ist der GDX VanEck Gold Miners ETF seit seinem Tiefstand Mitte Dezember um mehr als 21,5% gestiegen. In den letzten zwei Wochen verzeichneten die führenden Goldminenaktien einige ihrer besten Tage in den letzten 12 Monaten.
In der vergangenen Woche sprang Barrick Gold ($GOLD) aufgrund guter Gewinne, einer Dividendenerhöhung sowie eines neuen Aktienrückkaufprogramms um mehr als 7% nach oben. Einige kleinere Goldaktien wie Sabina Gold & Silver ($SGSVF) legten sogar noch mehr zu (+15 % am Freitag, den 11.Februar).
Jetzt, wo der Goldpreis steigt, ist es an der Zeit, dass die angeschlagenen und unterbewerteten Minenaktien aufholen. Normalerweise fängt es mit den großen Senior-Produzenten wie Barrick Gold, Agnico Eagle Mines ($AEM) und Newmont Corporation ($NEM) an, dann kommen die Junioren wie zum Beispiel Victoria Gold Corp. ($VITFF) und schließlich explodieren die kleinen Explorations- und Entwicklungsunternehmen förmlich nach oben.
Allerdings hat der GDX seine Abwärtstrendlinie sowie das 38,2%-Retracement der gesamten Korrekturwelle seit August 2020 fast erreicht. Die großen Minengesellschaften stoßen also auf einen Widerstand und müssen möglicherweise bald konsolidieren.
Gleichzeitig ist zu beachten, dass der Silberpreis der Rally beim Gold noch deutlich hinterherläuft. Tatsächlich hinkt Silber meist die ganze Zeit hinterher, aber in der Endphase einer sektorweiten Rallye überholt es plötzlich alle anderen Metalle und schießt fast senkrecht nach oben. Das ist dann in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Rallye im Sektor zu Ende geht. Offensichtlich haben wir aber noch gar keine starken Silbertage erlebt. Daher bestätigt Silber eigentlich, dass der Sektor noch mehr Raum und Zeit hat, um nach oben zu laufen!
Schlussfolgerung: Starke Aufwärtsdynamik
Insgesamt sieht Gold hier weiterhin vielversprechend aus, da das Aufwärtsmomentum weiterhin stark ist. Daher ist Gold wahrscheinlich auf dem Weg in Richtung von 1.950 USD bis 1.975 USD, mit einer gewissen Chance auf einen kurzlebigen Überschuss bis auf 2.000 USD. Aber natürlich ist das Chance/Risiko-Verhältnis angesichts des ziemlich überkauften Tagescharts und einer steilen Rally in der Größenordnung von 120 USD innerhalb von dreieinhalb Wochen nicht mehr vertretbar. Silber und viele der kleineren Minenaktien hingegen könnten jedoch immer noch eine Chance bieten, die laufende Rallye in den nächsten Wochen zu spielen.
© Florian Grummes
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