Ein Paradigmenwechsel
Stand: 29.11.2024 von Florian Grummes
Wie vor vier Wochen vermutet, löste der Trump-Wahlsieg tatsächlich heftige Gewinnmitnahmen am überkauften Goldmarkt aus. Dabei stürzte der Goldpreis ausgehend von seinem neuen Allzeithoch bei 2.790 US-Dollar innerhalb von gerade einmal zwei Wochen bis auf 2.535 US-Dollar um rund 9 % in die Tiefe.
Die geopolitische Lage hat sich jedoch durch die unerwartete Entscheidung des scheidenden US-Präsidenten Biden, der Ukraine den Einsatz weitreichender amerikanischer Langstrecken-Raketen gegen Ziele in Russland zu erlauben, deutlich verschärft.
Diese Genehmigung markiert eine signifikante Eskalation des Konflikts und hat zu verstärkten Spannungen zwischen den beteiligten Parteien geführt. Der Goldpreis quittierte dies in der vorherigen Handelswoche mit einer scharfen Erholung der Preise bis auf 2.720 US-Dollar.
Zum Auftakt der nun zu Ende gehenden Handelswoche erzwangen die Bären am frühen Montagmorgen im asiatischen Handel jedoch sofort eine erneute Trendwende.
Innerhalb von nicht einmal 24 Stunden fiel der Goldpreis um 4,27 % bzw. 116 US-Dollar auf 2.605 US-Dollar und bestätigte damit die seit dem 31. Oktober laufende Konsolidierung.
Immerhin konnten die Bullen seit Dienstag schon wieder einiges an Boden gut machen, so dass das mittelfristige Bild für den Goldpreis weiterhin äußerst konstruktiv und optimistisch bleibt.
Gold als robuste Anlage in volatilen Zeiten
Trotz relativ hoher Zinssätze, einer Jahresendrallye an den Aktienmärkten, einem Boom beim Bitcoin, einem starken US-Dollar und einem deutlich erhöhten Preisniveau bleibt Gold als strategische Depot-Komponente weiterhin gefragt.
Die wieder anziehenden Inflationsdaten sowie die exponentiell steigende Staatsverschuldung in den USA machen Gold besonders attraktiv in einem Umfeld geopolitischer Spannungen. Diese Faktoren unterstreichen die Rolle von Gold als stabilisierenden Wertspeicher und sicheren Hafen in einem zunehmend volatilen Marktumfeld.
Die Rolle des Goldes im globalen Finanzsystem:
Ein Paradigmenwechsel
Ganz entscheidend bleibt aber etwas anderes: In den letzten fünf Jahrzehnten haben Banken ihre Geschäfte mit Papiergold unter der Annahme geführt, dass Regierungen Gold als Zahlungsmittel nicht wieder einführen würden.
Diese Prämisse erlaubte es den Banken, die Weiterverpfändung von Gold als profitables Geschäftsmodell zu nutzen.
Die Struktur des Fiat-Geldsystems stützte diese Strategie über eine sehr lange Zeit, doch die jüngsten geopolitischen Entwicklungen, insbesondere die Sanktionen gegen Russland, haben diese Annahme ins Wanken gebracht und zu einem historischen Wendepunkt geführt.
In vielen Teilen der Welt erlebt physisches Gold eine Renaissance und kehrt zunehmend als Zahlungsmittel zurück, was die westlichen Papiergold-Jongleure mit ihren Papiergold-Positionen vor erhebliche Herausforderungen stellt.
Diese Veränderungen haben auch direkte Auswirkungen auf den Goldmarkt. Zum einen zeigt der Goldpreis seit über zwei Jahren eine klare Aufwärtstendenz. Es kommt nur noch gelegentlich zu kurzlebigen und volatilen Rückschlägen. Trotz dieser Korrekturen bleibt die physische Nachfrage stark, und der Preis erholt sich in der Regel schnell nach einem heftigen Abverkauf und schiebt sich dann auf ein neues Allzeithoch weiter nach oben.
Dies verdeutlicht nicht nur die Robustheit des Marktes für physisches Gold, sondern auch die weltweit wachsende Skepsis gegenüber westlichen Papiergold-Instrumenten und deren Versprechen, den realen Wert von Gold langfristig zu repräsentieren.
Gold in US-Dollar – Dreieckskonsolidierung
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 29. November 2024. ©GOLD.DE
Wie erwartet kam der Goldpreis seit unserer letzten Analyse deutlich unter Druck. Dabei wurde auch die starke Unterstützungszone um 2.600 US-Dollar für einige Tage unterschritten. Erst bei 2.535 US-Dollar kamen wieder mehr Käufer als Verkäufer in den Markt.
Mittlerweile hat dieses Tief allerdings seit dem 14. November Bestand und könnte den Tiefpunkt der gesamten Korrektur bedeuten, denn mit 2.605 US-Dollar gelang den Bären am letzten Dienstag lediglich ein höheres Tief.
Auf der Oberseite hingegen steht dem neuen Allzeithoch bei 2.790 US-Dollar ein tieferes Hoch bei 2.722 US-Dollar gegenüber. Insgesamt läuft der Goldpreis damit in einer Dreieckskonsolidierung seit vier Wochen seitwärts.
Innerhalb dieses Dreiecks könnten die Goldnotierungen noch ein bis drei Wochen weiter konsolidieren. Spätestens mit dem letzten FED-Zinsentscheid des Jahres am 18. Dezember könnten wieder mehr Momentum und ein neuer Aufwärtstrend in den Goldmarkt kommen.
Natürlich ist auch eine Auflösung der Dreieckskonsolidierung nach unten nicht vollkommen ausgeschlossen. Wir würde allerdings erst bei einem klaren Unterschreiten des Tiefpunktes bei 2.535 US-Dollar deutlich skeptischer werden. Ansonsten sind wir bereit, dem Goldmarkt auf dem Weg zur psychologischen Marke von 3.000 US-Dollar deutlich mehr Luft zum Atmen zuzugestehen.
Nach der atemberaubenden Rallye der letzten zwei Jahre sind 100 US-Dollar Bewegungen am Goldmarkt fast schon normal geworden.
Parallel dazu zieht die Volatilität am Goldmarkt schrittweise an.
Gold – Konsolidierung setzt sich fort
Der Trump-Wahlsieg löste wie erwartet heftige Gewinnmitnahmen am Goldmarkt aus. Der Goldpreis fiel innerhalb von zwei Wochen von seinem neuen Allzeithoch bei 2.790 US-Dollar um etwa 9 % auf 2.535 US-Dollar. Die überraschende Genehmigung von US-Langstreckenraketen für den Einsatz in Russland durch Biden führte jedoch zu einer erneuten geopolitischen Eskalation, was den Goldpreis kurzzeitig bis auf 2.720 US-Dollar ansteigen ließ. In dieser Handelswoche fiel der Goldpreis zunächst erneut scharf bis auf 2.605 US-Dollar, konnte sich in den letzten vier Handelstagen aber insgesamt wieder auf Preise oberhalb von 2.660 US-Dollar erholen.
Trotz dieser volatilen Marktbedingungen bleibt Gold als strategische Anlage gefragt und konsolidiert nach den starken Anstiegen der letzten Monate für ein paar Wochen in einer bullischen Dreiecksformation.
Typischerweise dürfte der Goldpreis erst nach dem letzten Fed-Zinsentscheid wieder nach oben durchstarten. Bis dahin gilt es geduldig auf mögliche Kaufchancen unterhalb von 2.600 US-Dollar zu warten.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte
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