Chinesische Zentralbank kauft wieder Gold
Stand: 10.01.2025 von Florian Grummes
Seit dem letzten US-Zinsentscheid am 18. Dezember 2024 hat der Goldpreis wie erwartet eine bemerkenswerte Erholung erlebt. Von seinem Tiefpunkt bei 2.585 USD stieg er innerhalb von drei Wochen auf ein aktuelles Hoch von 2.686 USD, was einem Zuwachs von rund 100 US-Dollar bzw. 3,85 % entspricht.
Diese Erholung hat allerdings Kraft gekostet. Im Bereich um 2.687 US-Dollar verläuft zudem eine markante Abwärtstrendlinie, die kurzfristig als Widerstand fungieren und einen Rücksetzer einläuten könnte.
Chinesische Zentralbank kauft wieder Gold
Während der Goldpreis nun seit über zweieinhalb Monaten unterhalb des neuen Allzeithochs bei 2.790 US-Dollar konsolidiert, hat die chinesische Zentralbank (People”s Bank of China = PBOC) ihre Goldkäufe im November nach einer längeren Unterbrechung offiziell wieder fortgesetzt.
Diese erneute Aufstockung erfolgt nach einer sechsmonatigen Pause und unterstreicht das anhaltende Bestreben der PBOC, ihre Devisenreserven zu diversifizieren. Dies geschieht, obwohl der Goldpreis, angetrieben durch die stetige Akkumulation durch internationale Zentralbanken, die geldpolitische Lockerung in den USA und eine erhöhte Nachfrage nach sicheren Anlagehäfen mit Rekordkursen oberhalb von 2.600 US-Dollar handelt.
Chinas offizielle Goldreserven. ©Jesse Colombo, 2024
Schon in den letzten zwei Jahren sorgten die Goldkäufe der People´s Bank of China zusammen mit dem Anstieg des Goldpreises für einen deutlichen Anstieg der chinesischen Devisenreserven.
Insgesamt sind Chinas Devisenreserven seit Anfang 2023 um rund 830 Mrd. US-Dollar angestiegen, wobei rund 660 Mrd. US-Dollar bzw. 80 % auf die Wertsteigerung seiner Goldbestände entfielen.
Chinas Goldreserven immer noch weit hinter denen der USA
Im November wurden 160.000 Unzen und im Dezember weitere 330.000 Unzen Gold gekauft. Damit betragen die“offiziellen” Goldreserven Chinas jetzt rund 73,29 Mio. Unzen, was in etwa 2.279,57 Tonnen Gold entspricht.
Im Vergleich dazu verfügen die USA über offizielle Goldreserven von 8.133,5 Tonnen. Dies verdeutlicht, dass China trotz seiner jüngsten Aufstockungen noch einen erheblichen Abstand zu den US-Goldreserven aufweist und weiterhin großen Aufholbedarf hat.
Vierteljährliche Goldkäufe der Zentralbanken. ©World Gold Council, IMF, JanGold_
Die kontinuierlichen Goldkäufe Chinas können als Teil einer langfristigen Strategie zur Diversifizierung der Reserven, zur Reduzierung der Abhängigkeit vom US-Dollar und zur Absicherung gegen wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Spannungen interpretiert werden.
Ganz offensichtlich vertraut China dem Gold mehr als jedem anderen Vermögenswert und beabsichtigt daher, seinen Goldanteil an den Gesamtreserven weiter zu erhöhen.
Das Interesse der PBOC an Gold, selbst bei Rekordpreisen, deutet auf einen strategischen Schritt hin, Reserven unabhängig von Marktpreisen aufzubauen.
Goldpreis dank China gut unterstützt
Dementsprechend dürfte der Goldpreis selbst im Falle von kollabierenden Aktienmärkten im Jahresverlauf 2025 halbwegs gut nach unten unterstützt sein. Ein Rücksetzer bis zur schnell steigenden 200-Tagelinie (aktuell um 2.500 US-Dollar) erscheint in diesem Kontext aus fundamentalen Überlegungen heraus schon das “worst case” Szenario für den Goldpreis.
Nur im Extremfall eines Deflations- bzw. Liquiditätsschocks wären deutlich tiefere Kurse theoretisch vorstellbar.
Gold in US-Dollar – Dreieck
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 10. Januar 2025. ©GOLD.DE
Ausgehend vom Tief am 18. Dezember um 2.585 US-Dollar konnte sich der Goldpreis in den letzten drei Wochen um über 100 US-Dollar erholen. Die runde Marke von 2.600 US-Dollar wurde also nur kurzzeitig unterschritten und brachte schnell neue Käufer in den Markt.
Damit steht nun eine kleine Serie höherer Tiefs zu Buche: 2.535 US-Dollar am 14. November und 2.585 US-Dollar am 18. Dezember.
Insgesamt bewegt sich der Goldpreis aber schon seit Anfang November zwischen grob gesagt 2.600 US-Dollar auf der Unterseite und 2.700 US-Dollar auf der Oberseite seitwärts. Die Bullen müssten die starke Widerstandszone um 2.700 bis 2.725 US-Dollar nachhaltig überwinden, während die Bären ihrerseits die breite Unterstützungszone zwischen 2.535 US-Dollar und 2.600 US-Dollar durchbrechen müssten.
Nach dem Anstieg der letzten drei Wochen ist die Widerstandszone oberhalb von 2.700 US-Dollar wieder in den Blick gerückt. Bis dorthin fehlen eigentlich nur noch „wenige Meter“, die momentan allerdings noch von einer fallenden Abwärtstrendlinie versperrt werden.
Angesichts der leicht überkauften Lage wäre eine Verschnaufpause und damit ein Scheitern im Bereich zwischen 2.690 und 2.700 US-Dollar kurzfristig keine Überraschung.
Alternativ marschiert der Goldpreis aber weiter und bricht schon jetzt aus dem Dreieck nach oben aus. In diesem Fall dürften die Notierungen in den kommenden Wochen bis zum Allzeithoch um 2.790 US-Dollar stürmen, bevor es dann dort zu einem Rücksetzer kommen könnte.
Im größeren Bild ist die Dreieckskonsolidierung in jedem Fall bullisch.
Die Fortsetzung der übergeordneten Aufwärtsbewegung ist nur eine Frage der Zeit. Angesichts der günstigen saisonalen Phase wären Goldpreise oberhalb von 3.000 US-Dollar in diesem Frühjahr keine Überraschung.
Gold – Konsolidierung fast beendet
Insgesamt ist in den ersten Tagen des neuen Jahres ein etwas wackeliger Start an den Finanzmärkten zu beobachten. Wirklich gesund schauen die Bewegungen an den Aktienmärkten derzeit nicht aus.
Dramatische Einbrüche gab es aber auch nicht.
Die Edelmetalle hingegen schieben sich insbesondere im asiatischen Handel fast täglich nach oben. Kurzfristig ist die Lage am Goldmarkt etwas heiß gelaufen. Ein Rücksetzer in den Bereich 2.645 US-Dollar könnte nochmal eine gute Einstiegschance liefern.
Alternativ, und danach sieht es am heutigen Freitagnachmittag aus, will der Goldpreis zügig aus dem Dreieck der letzten zweieinhalb Monate nach oben ausbrechen.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte
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