In den letzten eineinhalb Monaten konnte sich der Goldpreis schrittweise immer besser oberhalb der runden psychologischen Marke von 2.000 US-Dollar etablieren. Während die ersten beiden Anläufe im März noch umgehend mit einem deutlichen Rücksetzer bis auf 1.935 bzw. 1.945 US-Dollar endeten, gelang im April der Vorstoß bis auf 2.048 US-Dollar. Auch diesen Angriff konnten die Gold-Bären allerdings abwehren, indem sie die Notierungen bis auf 1.969 US-Dollar drücken.

Nach einer fast dreiwöchigen Konsolidierung, in der es konfus zwischen 1.970 und 2.020 US-Dollar hin und her ging, fassten die Gold-Bullen schließlich wieder Mut und trieben den Goldpreis am 4. Mai bis auf 2.067 US-Dollar in die Höhe. Am Terminmarkt (Juni Kontrakt) wurde mit 2.085 US-Dollar sogar ein neues Allzeithoch erreicht.

Seitdem sind die Goldnotierungen aber erneut auf rund 2.000 US-Dollar zurückgekommen und handeln aktuell trotz nochmaligem Aufbäumen mit 2.015 US-Dollar rund 60 US-Dollar unter dem Allzeithoch (2.075 US-Dollar) vom August 2020.

Rückblickend hat der Goldpreis seit dem dreifachen Tief im letzten Spätherbst von 1.615 US-Dollar bis auf 2.067 US-Dollar eine beeindruckende (Erholungs-) Rally (+27,86 %) aufs Parkett gelegt. Das Momentum auf der Oberseite schwindet jedoch zunehmend, auch wenn im Rahmen dieser sechseinhalb Monate laufenden Rally zuletzt immer noch höhere Hochs erreicht worden sind.

Insgesamt betrachtet handelt der Goldpreis seit fast zwei Monaten auf hohem Niveau eher seitwärts und passt sich mit diesem Verhalten schrittweise der meist trendlosen Frühsommer-Phase an. Typischerweise kommt es bis Mitte Juli bzw. Mitte August auch zu einem Rücksetzer und einem wichtigen Tiefpunkt, welcher häufig den Startschuss für eine neue Aufwärtswelle legt.

Insofern ist man am Goldmarkt momentan gut beraten, die Dinge geduldig anzugehen und auf den mit hoher Wahrscheinlichkeit kommenden Rücksetzer zu warten.

Goldpreis in US-Dollar – Die Goldnotierungen laufen sich zunehmend fest

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 11. Mai 2023. © GOLD.DE

Vor vier Wochen hatten wir vor einem Rücksetzer gewarnt. Dieser kam tatsächlich postwendend und sorgte für einen zügigen Abverkauf von 2.048 US-Dollar bis auf 1.969 US-Dollar. Da der Goldmarkt aber unbedingt einen Angriff auf das Allzeithoch sehen wollte, erzwangen die Goldbullen in der letzten Woche mit Höchstpreisen von 2.067 US-Dollar tatsächlich mehr oder weniger das Wiedersehen mit dem Allzeithoch, welches seit dem 7.August 2020 Bestand hat.

Im Anschluss sind die Goldnotierungen jedoch mehrmals deutlich attackiert worden, so dass sich das Preisgeschehen mittlerweile fast zwei Etagen tiefer bewegt. Dabei machen sich die zunehmenden Divergenzen bei den Indikatoren sowie die generell überkaufte Lage langsam, aber sicher bemerkbar. Die Rallye der letzten sechseinhalb Monate hat viel Kraft gekostet, so dass ein Durchatmen und Luftholen nicht nur verständlich, sondern auch verdient und logisch wäre.

Fraglich ist für uns eigentlich nur noch, auf welche Art und Weise der Goldmarkt nun genau eine Pause einlegen wird. Entweder gibt es eine eher milde Konsolidierung auf hohem Niveau, welche primär über die Zeitachse für Entspannung sorgt. Alternativ muss die Aufwärtsbewegung doch auch deutlicher über den Preis korrigiert werden. In diesem Fall sollte man sich auf Rücksetzer in Richtung von 1.900 bis 1.920 US-Dollar einstellen. Auch ein Test der jetzt zügig steigenden 200-Tagelinie (1.819 US-Dollar) müsste mit eingeplant werden.

Der potenzielle Keil, in welchen der Goldpreis seit März hineinläuft, spricht eher für größeren Korrekturbedarf beim Preis. Die fundamentale Ausgangslage hingegen hat in den letzten 14 Monaten einen derart großen Vertrauensverlust in das von den Amerikanern dominierte Papiergeldsystem gebracht, dass sich weltweit vermutlich schon bei Preisen um 1.970 US-Dollar wieder jede Menge physische Käufer finden dürften.

Goldpreis in Euro – Neue Kauflimits bei 1.795 Euro und 1.755 Euro

Gold in Euro, Tageschart vom 11. Mai 2023. © GOLD.DE

Auf Euro-Basis wurde unser aktives Kauflimit (1.775 Euro) am 24. April mit Tiefstkursen von 1.791 Euro knapp verpasst. Ebenso wurde bislang das Allzeithoch vom März 2022 (1.902 Euro) mit einem Höchstkurs von 1.885 Euro verfehlt. Gleichzeitig handelt der Goldpreis seit zwei Monaten grob gesagt zwischen 1.860 und 1.795 Euro seitwärts.

Sowohl die langsam steigende 200-Tagelinie (1.740 Euro) als auch die viereinhalbjährige Unterstützungslinie (aktuell ca. 1.730 Euro) sollten einen möglichen Rücksetzer auffangen. Um in den typischerweise eher schwachen Monaten Mai und Juni zum Zuge zu kommen, setzen wir neue Kauflimits bei 1.795 Euro und 1.755 Euro.

Zusammenfassung – Konsolidierung bis in den Hochsommer

Der vor vier Wochen vermutete „Topping-Prozess“ ist weiterhin unser präferiertes Szenario für den Goldmarkt bis zum Hochsommer. Der in diesem Rahmen vermutete Rücksetzer muss nicht unbedingt sehr tief ausfallen. Im besten Fall könnten schon um 1.970 US-Dollar wieder deutlich mehr Käufer als Verkäufer auftauchen. Andernfalls dürfte ein Rücksetzer wohl bis in den Bereich um 1.900 bis 1.920 US-Dollar laufen und dort auch das noch offene Mini-Gap beim Gold-Future schließen.

Wir würden einen Rücksetzer und eine Bereinigung der überkauften Lage sehr begrüßen, damit der Goldpreis dann in der zweiten Jahreshälfte mit frischen Kräften nachhaltig auf neue Allzeithochs ausbrechen kann. Sollten die Notierungen stattdessen direkt durchmarschieren, wären Goldpreise um 2.250 US-Dollar eventuell erreichbar. Deutlich darüber hinaus wird die Kraft der Goldbullen dann aber in diesem Jahr wohl nicht reichen.

 

Autor: Florian Grummes

Technischer Analyst

www.midastouch-consulting.com

 
 

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst
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Gold – Konsolidierung bis in den Hochsommer
Quelle: Depositphotos

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