Wie so oft werden die Edelmetall-Investoren auch in den letzten Wochen des Jahres 2021 aufgrund der schwachen Kursentwicklung bei den Gold- und Silberpreisen erheblich auf die Probe gestellt. Allerdings kam es in der Vergangenheit im Umfeld der letzten FED-Sitzung zwischen Mitte November und Mitte Dezember fast immer zu einem Abverkauf und im Anschluss dann auch zu einem wichtigen Tief- und Trendwendepunkt.
Gold in US-Dollar seit dem Hoch im August 2020. Tageschart vom 9.Dezember 2021. ©Gold.de
Trotzdem müssen Edelmetall-Investoren auch das gesamte Jahr 2021 als eine Enttäuschung abhacken. Zunächst konnte der Goldpreis zum Jahresauftakt noch zügig bis zum 6.Januar auf 1.960 US-Dollar vorpreschen.
Bis heute, also 11 Monate später konnte der Goldpreis dieses Hoch nicht wieder erreichen. Lediglich Ende Mai gelang mit 1.916 US-Dollar eine Annäherung, nachdem sich die Goldkurse über zwei Monate lang von den Tiefs Ende März um 1.677 US-Dollar deutlich erholt hatten.
Die meiste Zeit ging es seitwärts und konfus, ohne nachhaltigen Trend durch den Chart. Diese tückischen Marktphasen sind die allergefährlichsten. Physische Investoren können das Seitwärtsgeschiebe problemlos aussitzen. Wer aber als Trader mit Hebel unterwegs war, hatte nichts zu lachen.
Entweder änderten sich die Bewegungen am Goldmarkt schnell und abrupt oder es passierte tage- und manchmal auch wochenlang fast gar nichts, während die Handelsspannen in sich zusammenschrumpften. Wie immer wieder geschrieben, hält man dann am besten die Füße still und macht einfach gar nichts. Schließlich gab es genügend andere Sektoren, die in diesem Jahr eine klare Trendrichtung etabliert hatten.
Gold Saisonalität über die letzten 10 Jahre. Stand 9.Dezember 2021. ©Gold.de
Trotzdem darf man die Edelmetalle gerade jetzt nach fast 16-monatiger Korrekturphase keinesfalls abschreiben. Die Stimmung ist am Boden und die meisten schwachen Hände, die im Sommer 2020 noch euphorisch in den Markt geritten waren, sind mittlerweile abgeschüttelt und verschwunden. Saisonal betrachtet steht den Edelmetallen zudem direkt ab Mitte Dezember eine der besten Phasen des Jahres bevor.
Charttechnisch unterstützt die stark überverkaufte Lage die Erwartung einer Erholung in den kommenden ein bis zwei Monaten. Im größeren Bild fehlen dem Goldpreis auf der Oberseite allerdings momentan gut 180 US-Dollar, bevor sich die Lage nachhaltig verbessert hätte. Erst wenn das Jahreshoch bei 1.960 US-Dollar überwunden ist, dürfte das Ende der zähen Korrekturphase nahe sein. Bis dahin wäre im kommenden Frühling auch eine weitere Abwärtsschleife auf neue Tiefs unterhalb von 1.677 US-Dollar durchaus möglich.
Insgesamt gibt es momentan weder Anlass zur Euphorie noch einen ernsthaften Grund zur Panik. Am wichtigsten ist wie immer Geduld. Die schwachen Marktphasen (wie aktuell) eignen sich hervorragend, um die physischen Bestände weiter auszubauen. Langfristig bleiben die Aussichten für die Edelmetalle aufgrund der sich beschleunigenden Kaufkraftentwertung und zahlreicher weiterer Faktoren sehr gut.
Goldpreis Tageschart in US-Dollar – Bodenbildung bis zur FED?
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 9.Dezember 2021. ©Gold.de
Vor vier Wochen gelang dem Goldpreis noch der Ausbruch über den Abwärtstrend der vorangegangenen 15 Monate. Mittlerweile hat sich diese vielversprechende Entwicklung aber als klassische Bullenfalle entpuppt, denn die Notierungen sind ausgehend vom letzten Hoch bei 1.877 US-Dollar wieder deutlich zurückgekommen. Mit dem kürzlich erreichten Tief bei 1.761 US-Dollar wurde die vorangegangene Erholungsbewegung fast vollständig zurückgenommen. Und trotz der klar überverkauften Lage auf dem Tageschart hat der Goldpreis schon Mühe den Blickkontakt mit der weiterhin fallenden 200-Tagelinie (1.790 US-Dollar) zu wahren. Immerhin kriecht der Stochastik-Oszillator trotz dem zähen Seitwärtsgeschehen in den letzten Tagen langsam aus der überverkauften Zone nach oben.
Die enge Handelsspanne zwischen primär 1.775 und 1.785 US-Dollar könnte in den nächsten Tagen bis zum FED-Zinsentscheid am 15.Dezember durchaus noch anhalten. Kurze Ausreißer nach oben und unten sind dabei natürlich jederzeit möglich. Erst im Anschluss an die FED-Pressekonferenz sollte die überverkaufte Situation zumindest eine Erholungsbewegung in Richtung der Abwärtstrendlinie im Bereich um 1.810 bis 1.815 US-Dollar einleiten können. Der dünne Handel über die Feiertage und zum Jahresende hat in der Vergangenheit immer wieder starke, aber meist nicht nachhaltige Kursbewegungen mit sich gebracht.
Eventuell reichen die Kräfte der Bullen auch für einen Durchmarsch bis zum Widerstand bei 1.830 – 1.835 US-Dollar. Dann könnte das saisonale Muster für weitere Kursanstiege bis zum Frühling sorgen. Auf der Unterseite hingegen würde ein Tagesschlusskurs unterhalb von 1.760 US-Dollar die Bären wohl zu weiteren Angriffen ermutigen. In diesem Fall könnte es dann schnell bis auf 1.720 US-Dollar und sogar unter 1.675 US-Dollar auf neue Tiefs zurückgehen, denn übergeordnet fehlt der 16-monatigen Korrekturbewegung immer noch der finale Ausverkauf (Kapitulation). Dieses bärische Szenario hat aber auf Sicht der kommenden zwei Monate eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit, sondern wäre eher für den kommenden Frühsommer denkbar.
Zusammengefasst hat der Goldpreis vermutlich noch ein paar schwierige Tage vor sich, bevor sich dann eine Erholungsrally bis in den Januar hinein ihren Weg bahnen sollte. Mittelfristig befindet sich der Edelmetall-Sektor weiterhin in einer Korrektur, so dass spätestens im kommenden Frühjahr bzw. Frühsommer mit neuerlichen Rücksetzern und evtl. neuen Tiefs gerechnet werden muss.
Langfristig betrachtet korrigiert der Goldpreis innerhalb des übergeordneten Aufwärtstrends und sollte diesen früher oder später wieder aufnehmen. Größere Rücksetzer bleiben daher Kaufchancen.
Kauflimit bleibt bei 1.550 Euro
Das aktuelle Nachkauflimit von 1.550 Euro wurde in den letzten Wochen nicht erreicht, sondern mit 1.555 Euro ganz knapp verfehlt. Mit 1.575 Euro handelt der Goldpreis aktuell immer noch leicht darüber. Wer unseren Limit-Empfehlungen in diesem Jahr gefolgt ist, konnte Gold insgesamt acht Mal unterhalb unserer Limits kaufen.
Diese Limits wurden alle vier Wochen angepasst und jeweils unterhalb von 1.550 Euro, 1.475 Euro, 1.475 Euro, 1.460 Euro, 1.440 Euro, 1.525 Euro, 1.480 Euro und 1.500 Euro ausgeführt.
Angesichts der aktuellen Kurse um 1.575 Euro und einem insgesamt sehr schwierigen Jahr am Goldmarkt hat sich unsere Geduld und Disziplin ausbezahlt.