Von Joe Foster, Portfolio Manager and Strategist
Gold und Goldaktien leiden unter dem Chaos
Im Februar war die Ausbreitung des Coronavirus das beherrschende Thema auf den Märkten weltweit, und der Goldmarkt bildete da keine Ausnahme. Während noch die Auffassung herrschte, die Auswirkungen des Coronavirus könnten eingedämmt werden, und der S&P 500® daher auf ein neues Allzeithoch zusteuerte, erreichte der Goldpreis am 5. Februar seinen tiefsten Stand im Monat. Als mehr Infektionen aus Südkorea gemeldet wurden, trübten sich die Aussichten ein, und der Goldpreis kletterte am 24. Februar auf ein Siebenjahreshoch von 1.689 US-Dollar je Unze. Gold-Indexfonds verzeichneten erstmals Zuflüsse an 25 Tagen in Folge. Als angesichts der Infektionen in Italien, dem Iran und den USA in der letzten Monatswoche jedoch klar wurde, dass sich das Virus weltweit ausbreitet, gerieten die Märkte ins Wanken. Die Aktienbörsen stürzten ab und lösten eine Flucht in liquide Mittel, Margin Calls und einen ungewöhnlichen Handel mit Derivaten aus. Als sicher geltende Anlagen wie Gold, Goldaktien und der US-Dollar gaben inmitten dieses Chaos nach. Der Goldpreis fiel im Laufe des Monats um 3,47 US-Dollar je Unze, was einem Rückgang von 0,2% entspricht. Der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR) gab um 8,13% nach und der MVIS Global Junior Gold Miners Index (MVGDXJTR) um 10,41%.
In der Vergangenheit erholten sich Goldaktien nach einer Panik
Der Ausverkauf von Goldaktien war zwar schmerzhaft, ist aber nicht ungewöhnlich, wenn Aktienmärkte in Panik geraten. Das jüngste Beispiel dafür ist der Crash von 2008 in der Finanzkrise. Nach der Lehman-Pleite am 15. September 2008 sackte der Goldpreis lediglich um 10% ab, ehe er vom 27. Oktober an wieder höher tendierte. Der GDMNTR verlor im selben Zeitraum 48%, erholte sich in einem klassischen V-förmigen Verlauf und erreichte am 16. Dezember 2008 wieder das Niveau von vor der Lehman-Pleite. Im Gegensatz dazu erreichte der S&P 500 nach einem Sturz um 46% erst am 6. März 2009 seinen Tiefpunkt. Und erst im Januar 2011 hatte er die Verluste nach der Lehman-Pleite wieder wettgemacht. Während also der breite Aktienmarkt mehr als zwei Jahre brauchte, um den verlorenen Boden gutzumachen, erholten sich Goldaktien rasch und setzten ihren Bullentrend fort. Unseres Erachtens wird sich im Rückblick zeigen, dass der durch den Schwarzen Schwan „Coronavirus“ ausgelöste Absturz der Börsen eine Kaufgelegenheit für Goldaktien bot. Ob das Schlimmste schon hinter uns liegt, muss aber jeder selbst einschätzen.
Wahrscheinliches Ende des Aufschwungs durch das Virus
Während sich das Virus ausbreitet und es für die Entwicklung eines Impfstoffs oder einer Behandlung wohl Monate brauchen wird, dürften die wirtschaftlichen Folgen beträchtlich sein. Es würde uns daher nicht überraschen, wenn der längste wirtschaftliche Aufschwung und der längste Bullenmarkt der Geschichte im Jahr 2020 ihr Ende finden. Um eine Ahnung vom möglichen Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen zu bekommen, blicken wir nach China, wo das Coronavirus seit mehreren Monaten grassiert. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel dort von 50 Punkten im Januar auf 35,7 Zähler im Februar und damit unter den vormals tiefsten Stand von 38,8 im Jahr 2008. Auch der Einkaufsmanagerindex für das nicht verarbeitende Gewerbe, also den Dienstleistungssektor, ist im Februar auf ein Rekordtief von 29,6 gerutscht (ein Wert von unter 50 ist gleichbedeutend mit einer wirtschaftlichen Kontraktion). In den USA lag der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe bei 50,1 Zählern und für den Dienstleistungssektor bei 57,3 Punkten. Im Euroraum stand der von IHS Markit berechnete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe zuletzt bei 49,2 Punkten. Man beachte jedoch, dass die Daten aus den USA und dem Euroraum vor der jüngsten Ausbreitung des Virus erhoben wurden.
Der Fed geht die Munition aus
Jegliche Maßnahmen, die die US-Notenbank ergreifen wird, um eine durch die Epidemie geschwächte Wirtschaft zu stützen, dürften weitgehend verpuffen. Eine durch das Coronavirus gebeutelte Wirtschaft zu stimulieren, ist aus zwei Gründen extrem schwierig. Zum einen gibt es einen deflationären Schock, denn die Arbeitstätigkeit, das Reise- und Freizeitverhalten und andere Formen der wirtschaftlichen Aktivität nehmen ab oder werden ganz eingestellt. Zum anderen wird es wahrscheinlich zu Engpässen aufgrund von Unterbrechungen in den globalen Lieferketten kommen, welche normalerweise inflationär wirken würden. Solange die Menschen und Unternehmen ihre normale Aktivität nicht wieder aufnehmen können, werden Zinssenkungen oder quantitative Lockerungen, unabhängig davon, wie hoch sie ausfallen, keinen großen Effekt haben. Davon abgesehen haben die Zentralbanken wenig oder gar keinen Spielraum. In den USA liegt das Zielband für die Fed Funds Rate mit 1,0% bis 1,25% bereits tief, und in weiten Teilen Europas und in Japan sind die Leitzinsen negativ. Die US-Notenbank hat in vergangenen Rezessionen die Zinsen jeweils um rund 5% gesenkt.
Enorme Verschuldung könnte Gold in die Höhe treiben
Sollte es zu einer Rezession kommen, dann liegt unseres Erachtens, wie in fast jeder Rezession, das größte Risiko in der Verschuldung. Das Wachstum der Unternehmensgewinne war zuletzt rückläufig, und Goldman Sachs prognostiziert für dieses Jahr überhaupt keinen Anstieg. Gleichzeitig liegen die Schulden der Unternehmen auf Rekordniveau, ebenso wie die risikoreichen Leveraged Loans. Darüber hinaus werden in einer Rezession wahrscheinlich mehr Schuldtitel auf Junk-Status herabgestuft, was viele Fonds zum Verkauf zwingen könnte. Unterdessen kann die enorme Staatsverschuldung die Fähigkeit der Regierung einschränken, sich in einem Abschwung Geld zu leihen und auszugeben. Die Zentralbanken könnten unter Druck geraten, Schulden zu monetarisieren oder Geld zu drucken, um Staaten und Unternehmen über Wasser zu halten. Dies sind die finanziellen Risiken, die Gold in der nächsten Rezession nach oben treiben könnten.
Goldanleger dürfen das größere Bild nicht aus den Augen verlieren
Während die Märkte taumeln, dürfen Goldanleger das größere Bild nicht aus den Augen verlieren. Über mehr als ein Jahr waren fallende Realzinsen die treibende Kraft hinter dem Anstieg des Goldpreises. Nach der durch das Coronavirus ausgelösten Krise rentieren zehnjährige US-Staatsanleihen so tief wie noch nie. Angesichts der Turbulenzen an den Märkten hat Gold nicht auf die sinkenden Realzinsen reagiert. Sobald die Volatilität nachlässt, werden unserer Erwartung nach die Realzinsen wieder zum Haupttreiber des Goldpreises.
Gold und Goldaktien befinden sich gerade in einem langen Bullenmarkt, der im Dezember 2015 begann, als der Goldpreis bei 1050 US-Dollar je Unze seine Talsohle erreichte. Die zwei Grafiken zum Goldpreis verdeutlichen die technischen Ähnlichkeiten zwischen dem aktuellen Bullenmarkt und jenem von 2001 bis 2011. Die erste Grafik zeigt den Preistrend im aktuellen Bullenmarkt. Zunächst war der Trend mehrere Jahre lang schwach steigend, dann beschleunigte er sich 2019. Auch in der zweiten Grafik nahm ein anfänglich schwach steigender Preis im Jahr 2005 etwas an Fahrt auf, und nach der Finanzkrise 2008 verlief der Trend steiler. Der rote Kreis markiert die Stelle, wo sich der aktuelle Markt ungefähr befinden könnte, wenn man auf die Entwicklung von 2001 bis 2011 abstellt.
Die fundamentalen Gründe für den Aufschwung sind jeweils unterschiedlich. Zu Beginn des Jahrtausends stieg der Goldpreis nach dem Platzen der Technologieblase und im Zuge eines schwachen US-Dollar. Die ersten Jahre der aktuellen Hausse waren dagegen durch geopolitische Risiken und die Maßnahmen der Fed bestimmt. Doch ganz gleich, welche Faktoren die Entwicklung begünstigten: In beiden Fällen stiegen die Märkte, als die Risiken für das globale Finanzsystem zunahmen und Gold als sichere Anlage gekauft wurde.
Bullenmärkte im Vergleich: Aktueller Markt mit letzter langer Goldrallye vergleichbar
Quelle: Bloomberg, VanEck. Stand der Daten: 28. Februar 2020. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse. Nur zu Illustrationszwecken.
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Alle Gewichtungen von Unternehmen, Sektoren und Subbranchen zum 29. Februar 2020, sofern nicht anders angegeben. Wirtschaftsdaten von Bloomberg und Wall Street Journal
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