Goldpreis in US-Dollar – Chartbild hat sich eingetrübt
Stand: 08.12.2023 von Florian Grummes
Eine spektakuläre und turbulente Handelswoche neigt sich am Goldmarkt ihrem Ende entgegen. Seit dem Ausverkaufstief am 6.Oktober bei 1.810 US-Dollar hatte sich beim Goldpreis in den letzten zwei Monaten immer mehr Druck nach oben hin aufgebaut. Die Widerstandszone um 2.075 US-Dollar agierte zunehmend als Magnet und die Marktteilnehmer wollten den Ausbruch nach oben sowie neue Allzeithochs sehen.
Nachdem sich die Goldnotierungen am Freitag, 1.Dezember, bereits bis zum Allzeithoch emporgearbeitet hatten, kam es zum Wochenbeginn schließlich zur Entladung der aufgestauten Energie.
Dabei sorgte der Ausbruch im frühen asiatischen Handel in der Nacht von Sonntag auf Montag zunächst für einen gewaltigen Kurssprung von 2.075 US-Dollar bis auf 2.149 US-Dollar innerhalb von nicht einmal 30 Minuten. In diesen luftigen Höhen kam es jedoch direkt zu einer harten Umkehr, so dass der Goldpreis dann im Tagesverlauf bis auf 2.020 US-Dollar nach unten durchgereicht wurde und den Tag sogar im Minus schloss.
Obwohl also ein neues Allzeithoch erreicht wurde, blieben unterm Strich ein sehr fragwürdiges Kurs-Geschehen, eine Handelsspanne von rund 130 US-Dollar sowie eine große Umkehrkerze zurück.
In der Folge musste der Goldmarkt diesen verrückten Handelstag erstmal verdauen und konsolidieren. Dabei bewegten sich die Goldnotierungen in den letzten Tagen meist zäh und richtungslos in einer engen Handelsspanne zwischen 2.020 und 2.030 US-Dollar.
Gelegentliche Ausreißer nach oben und unten wurden schnell wieder eingefangen.
Die am Freitagnachmittag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten sorgten zum Wochenausklang dann allerdings für den nächsten Dämpfer. Demnach wurden in der noch immer robusten US-Wirtschaft im November 199.000 neue Stellen geschaffen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die amerikanische Zentralbank wieder gesunken, was wiederum dem US-Dollar hilft und den Goldpreis ausbremst.
Insgesamt endet eine sehr unerfreuliche Handelswoche für den Goldpreis nur knapp oberhalb von 2.000 US-Dollar und es bleibt ein „Geschmäckle”.
Wenn jemand den aufgestauten Druck im Goldmarkt ablassen und gleichzeitig ein negatives Chartbild hätte zeichnen wollen, so ist dies mit diesem Kursverlauf bestens gelungen. Die bullische Ausgangslage ist jedenfalls erstmal zunichte gemacht worden. Stattdessen wird der Goldmarkt nach Abschluss der Korrektur einen neuen Anlauf nehmen müssen.
Damit bleibt es bei dem Ergebnis der letzten 12 Jahre:
Das Unvermeidliche wurde wieder einmal in die Zukunft verschoben.
Goldpreis in US-Dollar – Chartbild hat sich eingetrübt
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 8.Dezember 2023. ©Gold.de
Mit 2.149 US-Dollar erreichte der Goldpreis am Montag, 04.12, im asiatischen Handel ein neues Allzeithoch und überbot damit das bisherige Top bei 2.075 US-Dollar um rund 75 US-Dollar.
Ebenso gelang am 30. November der erste Monats-Schlusskurs oberhalb von 2.000 US-Dollar. Beides stellt aus der Perspektive eines klassischen Trendfolgers ein klares prozyklisches Kaufsignal dar, welches durch den starken Kursrückgang der letzten Tage auch nicht einfach negiert wird.
Der Fairness halber muss auch angeführt werden, dass der Goldpreis seit dem Ausverkaufs-Tief am 6. Oktober bei 1.810 US-Dollar in gerade einmal zwei Monaten um 340 US-Dollar bis auf 2.149 US-Dollar (+18,8 %) angestiegen war.
Dass dann in den luftigen Höhen um 2.150 US-Dollar weit oberhalb des oberen Bollinger Bandes (2.068 US-Dollar) Gewinnmitnahmen einsetzten, sollte nicht überraschen.
Und natürlich hat der Kursverfall im Laufe des Montags immer mehr Stopp-Orders aktiviert, so dass sich letztlich viel mehr Verkäufer als Käufer gegenüberstanden.
Gleichzeitig bleibt es aber ein Unding, dass an einem einzigen Tag rund ein Drittel der gesamten Goldförderung eines Jahres lediglich auf dem Papier gehandelt werden und damit die Preisfindung maßgeblich beeinflusst wird.
Wie auch immer, der Goldpreis befindet sich nun etwas überraschend nach dem neuen Allzeithoch im Korrekturmodus. Die runde psychologische Marke von 2.000 US-Dollar wurde bereits fast erreicht, ohne dass die Tages-Stochastik schon in ihre überverkaufte Zone gerutscht wäre. D.h. wir müssen von weiterem Korrekturpotential ausgehen. Dabei kommen die mittlerweile leicht steigende 200-Tage-Linie (1.950 US-Dollar) sowie das untere Bollinger Band (1.942 US-Dollar) auf dem Tageschart als mögliche Ziel- und Unterstützungszonen ins Spiel.
Im besten Fall könnte sich der Goldpreis schon um die Marke von 2.000 US-Dollar wieder fangen und einen ersten Erholungsversuch in Richtung 2.030 US-Dollar starten. Realistischer erscheint jedoch ein Rücksetzer bis auf ca. 1.940 bis 1.960 US-Dollar, denn das 61,8%-Retracement der zweimonatigen Aufwärtswelle läge bei 1.839 US-Dollar und somit recht nahe bei der 200-Tage-Linie.
Im schlechtesten Fall muss der Goldpreis jedoch sogar die offene Kurslücke bei 1.830 US-Dollar schließen. In diesem Fall würde dem Goldmarkt eine wesentlich größere Korrekturschleife bevorstehen.
Zusammenfassung- Fehlausbruch trotz neuem Allzeithoch
An nur einem einzigen Handelstag wurde die Ausgangslage am Goldmarkt recht unvermittelt auf den Kopf gestellt. Statt zunehmender Euphorie und logischer Anschlusskäufe kam es zu einer 130 US-Dollar großen Umkehrkerze sowie einem harten Ausverkauf, der sich bis zum Freitagnachmittag bis auf 2.002 US-Dollar fortsetzte.
Trotzdem kann man vorerst weiterhin davon ausgehen, dass der Goldpreis seine Rallye in den kommenden Wochen wieder aufnehmen wird. Kann die Marke von 2.000 US-Dollar auch kurzfristig verteidigt werden, könnte die neuerliche Trendwende nach oben sogar recht schnell im Umfeld des nächsten FED-Zinsentscheids am kommenden Mittwoch gelingen. Alternativ kommt es ähnlich wie Mitte November zu einem zwei- bis dreiwöchigen Rücklauf bis an die 200-Tage-Linie.
Im großen Bild kämpft der Goldpreis weiterhin mit dem Ausbruch aus seiner 12-Jahre währenden Konsolidierung. Scharfe Rücksetzer wie in dieser Woche sind dabei nur Nebelkerzen, die den Anstieg in Richtung 2.500 US-Dollar und höher lediglich verzögern, aber nicht aufhalten können.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst
www.midastouch-consulting.com
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