1. Rückblick
In den letzten vier Wochen konnte der Goldpreis ausgehend von 1.400 US-Dollar zunächst deutlich ansteigen. Dabei wurde am 13.August mit 1.535 US-Dollar ein neues Sechsjahreshoch erreicht. Seitdem konsolidiert Gold diesen fulminanten Anstieg mit einer Seitwärtsbewegung um die psychologische Marke von 1.500 US-Dollar.
Zwar kam es direkt im Anschluss an das neue Sechsjahreshoch vorübergehend zu einem scharfen Abverkauf bis auf 1.480 US-Dollar, bislang hat dieses Tief aber in den letzten Tagen ohne Probleme gehalten. Den Bären gelang lediglich ein höheres Tief bei 1.492 US-Dollar. Damit zeigt Gold trotz des bereits beeindruckenden Anstieges in den letzten drei Monaten weiterhin eine enorme Stärke.
Auch die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell sorgten am Freitagnachmittag nicht für die von vielen befürchtete Korrektur. Stattdessen ist das Hoch bei 1.535 US-Dollar bereits wieder zum Greifen nach.
2. Chartanalyse Gold in US-Dollar
Quelle: Tradingview
Im großen Bild hat sich der Goldpreis aus der sechs Jahre währenden Bodenbildung klar und deutlich in diesem Sommer befreit. Seitdem geht es ziemlich senkrecht nach oben. Ähnliches war ab dem 4.Quartal 2012 in umgekehrter Richtung zu beobachten. Damals stürzte der Goldpreis von 1.800 US-Dollar bis auf 1.080 US-Dollar innerhalb von neun Monaten in die Tiefe. Da Märkte fast immer schneller fallen als dass sie steigen, wird der Anstieg bis auf 1.800 US-Dollar aber mehr Zeit benötigen.
Da jedoch die Widerstandszone um 1.525 US-Dollar bislang nicht für einen deutlichen Abpraller, sondern lediglich für eine Konsolidierung gesorgt hat, ist ein weiterer Anstieg zunächst sehr wahrscheinlich. Insbesondere das 61,8%-Retracement des gesamten Bärenmarktes (von 1.920 US-Dollar bis auf 1.046 US-Dollar) scheint den Goldpreis magnetisch anzuziehen. Demnach hat der Goldpreis in den kommenden Wochen noch ein Aufwärtspotential bis ca. 1.585 US-Dollar. Im Anschluss wäre dann aber tatsächlich ein größerer Rücksetzer einzuplanen.
Insgesamt bleibt der Wochenchart bullisch. Das nächste Kursziel liegt bei 1.585 US-Dollar.
Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart musste der Goldpreis seinen schnellen Anstieg von 1.400 bis auf 1.535 US-Dollar in den letzten Tagen konsolidieren. Mittlerweile ist die heiß gelaufene Lage aber zumindest ansatzweise abgebaut worden und die Kurse bewegen sich wieder innerhalb der beiden Bollinger Bänder. Da am heutigen Freitagnachmittag der Ausbruch aus dem Konsolidierungsdreieck geglückt ist, sind jetzt mehr oder weniger direkte Anstiege bis zum oberen Bollinger Band (1.553 US-Dollar) zu erwarten. Hier könnte es nochmal zu einem Rücksetzer an die Oberkante des Dreiecks kommen, bevor die Bullen das Finale der laufenden Aufwärtswelle einläuten und die Kurse mit einem letzten Kraftakt bis auf 1.585 US-Dollar treiben.
Im Anschluss muss dann jedoch ein scharfer Rücksetzer bzw. eine Korrekturwelle einkalkuliert werden, welche den Goldpreis durchaus in den Bereich 1.480 US-Dollar, möglicherweise aber auch bis auf 1.440 US-Dollar zurückwerfen könnte.
Mit dem starken Kursverlauf an diesem Freitag ist der Tageschart wieder bullisch. Die Chancen auf weitere Kursanstiege überwiegen deutlich. Gold sollte mit kleinen Umwegen in den kommenden Tagen bzw. ein bis vier Wochen noch bis auf 1.585 US-Dollar ansteigen können.
3. Terminmarktstruktur Gold
Quelle: CoT Price Charts
Die Lage am Terminmarkt präsentiert sich weiterhin sehr ungünstig. Die kommerzielle Netto-Shortposition bewegt sich mit zuletzt 323.727 leerverkauften Kontrakten schon seit Wochen auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Sommer 2016. Die Profis mit den tiefen Taschen sind am Futuresmarkt also ganz klar auf fallende Kurse positioniert.
Demgegenüber stehen die großen spekulativen Anleger, welche wiederum massiv auf weiter steigende Kurse positioniert sind. Diese Trendfolger (vor allem Hedgefonds), welche den Goldmarkt über die Gold Futures spielen, werden dabei von der massiven Nachfrage bei den Gold ETFs unterstützt. In die Gold ETFs, und insbesondere in den GLD, dürfte wiederum seit dem Startsignal von Ray Dalio vor allem institutionelles Geld fließen.
Quelle: Sentimenttrader
Zusammengefasst kommt von der Terminmarktanalyse weiterhin ein sehr starkes Warnsignal. Trotzdem kann die kommerzielle Shortposition zunächst auch noch weiter ansteigen.
4. Sentiment Gold
Quelle: Sentimenttrader
Bedingt durch die weiter steigenden Kurse ist natürlich auch die Stimmung am Goldmarkt in den letzten drei Monaten immer optimistischer geworden. Allerdings war in diesen Tagen ganz kurzfristig betrachtet bereits eine hohe Skepsis vor der Rede von US-Notenbank Jerome Powell unter den Analysten zu beobachten. Viele befürchteten sogar schon das Ende der Goldrally und warnten vor der dringend benötigten Korrektur. Bislang ist davon aber nichts zu sehen. So konnte der Goldpreis zum Wochenschluss hin zunächst noch weiter an der „wall of worry“ nach oben klettern.
Im etwas größeren Zeitfenster hingegen sammeln sich weitere Warnsignale. Die quantitativen Daten von Sentimentrader zeigen relativ hohe Euphorie-Werte für den Goldoptix an. Hier wird die Luft langsam knapper. Auch nimmt die Zahl der marktschreierischen Börsenbriefe zu, die mit vollmundigen Versprechungen Goldminenaktien bewerben.
Insgesamt liefert daher auch die Sentimentanalyse zunehmend Warnsignale. Kurzfristige Trader sind davon weniger betroffen. Wer aber längerfristig und physisch in Gold und Silber investieren möchte, kauft mittlerweile Euphorie und nicht Panik bzw. Angst. Die Chance, dass es in den nächsten Monaten nochmal zu deutlich günstigeren Kursen kommt, ist auf Basis der Sentimentanalyse nicht von der Hand zu weisen.
5. Saisonalität Gold
Quelle: Sentimenttrader
Seit Ende Mai explodiert der Goldpreis und bislang ist kein Ende abzusehen. Blickt man auf das saisonale Muster, sind positive Sommermonate mit deutlichen Anstiegen am Goldmarkt aber keine Überraschung. Statistisch bleibt der Goldpreis meist bis Ende September bzw. Anfang Oktober stark. Da die Rally in diesem Jahr knapp einen Monat zu früh begann, wäre eine ebenfalls vorgezogene Korrektur im September keine Überraschung.
Demnach ist die saisonale Komponente vermutlich noch für zwei bis drei Wochen unterstützend. Im Anschluss wäre eine mehrwöchige Korrektur typisch.
7. Fazit und Empfehlung
Seit über drei Jahren korreliert der Goldpreis mittlerweile sehr eng mit dem Volumen an negativ verzinsten Schulden. Für ein Investment in Deutsche, Dänische, Holländische oder schweizerische Staatsanleihen müssen Anleger mittlerweile in jedem Fall noch Geld obendrauf bezahlen. In dieser verrückten Welt ist die Flucht in den unverzinsten aber sicheren Hafen Gold vorprogrammiert. Genau das ist in den letzten drei Monaten verstärkt zu beobachten gewesen.
Charttechnisch hat der Goldpreis meiner Meinung nach in den kommenden Tagen und Wochen noch etwas mehr Luft nach oben. Im Bereich um 1.585 US-Dollar sehe ich aber zunächst das Ende der laufenden Aufwärtswelle. Im Anschluss wäre mindestens eine mehrwöchige Korrektur zu erwarten.
Im größeren Bild sind bis zum Frühjahr 2020 allerdings durchaus auch Kursanstieg bis auf 1.800 US-Dollar denkbar. Längerfristige Anleger, die die Rally bislang verpasst haben, müssen sich jetzt gedulden und bis zum ersten größeren Rücksetzer warten.
Florian Grummes
Edelmetall- und Krypto-Experte
Autor: CelticGold.eu