Mit der spektakulären Pleite der Silicon Valley Bank und der dramatischen Schieflage der Credit Suisse kommt die Finanzkrise mit voller Wucht zurück. Innerhalb von 24 Stunden hatten Anleger versucht, mehr als 40 Mrd. US-Dollar bei der Silicon Valley Bank abzuheben, wodurch ein Bankrun in den USA ausgelöst wurde.
Mit der spektakulären Pleite der Silicon Valley Bank und der dramatischen Schieflage der Credit Suisse kommt die Finanzkrise mit voller Wucht zurück. Innerhalb von 24 Stunden hatten Anleger versucht, mehr als 40 Mrd. US-Dollar bei der Silicon Valley Bank abzuheben, wodurch ein Bankrun in den USA ausgelöst wurde.
Schnell griff das Drama auch auf andere Regionalbanken über und sorgte für heftige Schockwellen an den internationalen Finanzmärkten. Parallel taumelt die einst stolze Schweizer Bank Credit Suisse nach einer unglaublichen Serie an Fehltritten und Compliance-Verstößen immer tiefer in den Abgrund.
Die stark unter Druck geratenen US-Notenbanker reagierten mit noch nie dagewesenen Stützungsmaßnahmen und führten das neue „Bank Term Funding Program (BTFP)“ ein, bei dem es sich letztlich um ein heimliches „Quantitative Easing“-Programm in der Größenordnung von bis zu 2 Bio. US-Dollar handelt. Sofort haben die US-Banken in den letzten Tagen Not-Liquidität in Rekordhöhe von der Federal Reserve angefordert, um die ernsthafte Vertrauens- und Liquiditätskrise zu bekämpfen.
Dieser am Diskontfenster der Fed aufgenommene Betrag in Höhe von rund 150 Mrd. US-Dollar ist rekordverdächtig und viel höher als in der Finanzkrise 2008 oder im Corona-Crash 2020!
FED-Bilanzsumme in US-Dollar vom 15. März 2023. © Quelle: Holger Zschäpitz Dank dieser massiven Liquiditätsspritze schnellte die Bilanzsumme der Fed sofort um 297 Mrd. US-Dollar steil nach oben. Aber nicht nur die amerikanische Notenbank knickte in nur wenigen Tagen ein, sondern auch die Schweizer Nationalbank. Diese stellt der krisengeplagten Credit Suisse bis zu 50 Mrd. Franken an Liquidität zur Verfügung.
Der monatelange Kampf der Zentralbanker gegen die Inflation wurde damit in wenigen Tagen zunichte gemacht. Weitere Zinserhöhungen sind angesichts der fragilen Lage höchst fragwürdig!
Als Hauptgrund für dieses Desaster ist natürlich die völlig überzogene und vor allem brachiale Zinswende zu nennen, vor deren Folgen wir hier immer wieder gewarnt haben. Viel zu schnell und rücksichtslos hatten die Notenbanken die Zinsen angehoben. Die durch jahrelanges unverantwortliches Gelddrucken, durch Mangel-Teuerung aufgrund der absurden Lockdowns, als auch durch eine völlig naive Geopolitik verursachte Inflation lässt sich so nicht bekämpfen.
Der Goldpreis reagierte auf diesen Wahnsinn in den letzten zwei Wochen mit einem starken Anstieg um fast 150 US-Dollar. Das Hoch von Anfang Februar bei 1.959 US-Dollar wurde zwar noch nicht ganz erreicht, der scharfe fünfwöchige Rücksetzer konnte aber mit einem Doppeltief bei 1.804 US-Dollar und 1.809 US-Dollar in der ersten Märzwoche klar beendet werden.
Angesichts der gewaltigen neuen Gelddruckorgien, der zunehmenden Flucht in einen sicheren Hafen, sowie der vielversprechenden technischen Ausgangslage wird der Markt die psychologische Marke von 2.000 US-Dollar höchstwahrscheinlich wohl schon bald sehen wollen. Trotzdem könnte sich ein nachhaltiger Ausbruch über die Widerstandszone zwischen 1.950 US-Dollar und 2.075 US-Dollar durchaus noch bis in den Sommer oder gar bis in den Frühherbst hinziehen.
Goldpreis in US-Dollar – 2.000 US-Dollar als Magnet
Mit einem Tief bei 1.804 US-Dollar verfehlte der Goldpreis Ende Februar seine leicht steigende 200-Tagelinie (1.777 US-Dollar) knapp um rund 25 US-Dollar. Schnell gelang den Bullen von hier aus eine erste Erholung bis auf 1.858 US-Dollar. Fed-Chef Jerome Powell sorgte dann aber noch mal für einen kurzzeitigen Abverkauf am Goldmarkt, als er im Wirtschaftsausschuss vor dem US-Kongress am 7. März während der Befragung seine Absicht auf weitere Zinserhöhungen bekräftigte.
Nur einen Tag später begann jedoch das Drama um die Silicon Valley Bank und der Goldpreis drehte zügig ausgehend von 1.809 US-Dollar wieder nach oben. Damit hat sich nicht nur ein Doppeltief im Bereich um 1.805 US-Dollar etabliert, sondern das zweite Tief war auch marginal höher als das erste.
Seitdem kennt der Goldpreis kein Halten mehr und zog in den letzten sieben Handelstagen um fast 150 US-Dollar an. Weder die 50-Tagelinie (1.878 US-Dollar) noch das obere Bollinger Band (1.933 US-Dollar) konnten die Bullen stoppen. Stattdessen stehen die Goldnotierungen mit 1.950 US-Dollar aktuell nur noch knapp unter dem Februar-Hoch (1.959 US-Dollar).
Natürlich ist der Tageschart nach diesem Spike überkauft. Zudem kann man argumentieren, dass im Bereich um 1.868 US-Dollar eine offene Kurslücke gerissen wurde, welche möglicherweise irgendwann geschlossen werden müsste. Obendrein ist das saisonale Fenster bis zum Hochsommer nicht gerade günstig.
Gleichzeitig ist die charttechnische Ausgangslage jedoch eindeutig bullisch, während der Goldpreis am oberen Bollinger Band weiter nach oben klettert. Die nächste (altbekannte) Widerstandszone liegt im Bereich zwischen 1.950 und 1.965 US-Dollar. Bis hierhin hat es der Goldpreis bereits fast geschafft. Von dort aus fehlt dann auch nicht mehr viel bis zur runden psychologischen Marke von 2.000 US-Dollar.
Gut möglich, dass bereits die laufende Aufwärtswelle Kurse um oder leicht oberhalb von 2.000 US-Dollar sehen will, bevor der Goldmarkt wieder durchatmen muss.
Goldpreis in Euro – Vorerst kein neues Kauflimit
Auf Euro-Basis hat der Goldpreis fünf Wochen lang im Bereich seiner 200-Tagelinie (1.720 Euro) nach einem Boden gesucht. In den letzten sieben Tagen zündeten die Bullen schließlich die Kursrakete und die Feinunze kostet mittlerweile rund 110 Euro bzw. fast 7% mehr.
Gelingt dem Goldpreis heute ein Wochenschlusskurs oberhalb von 1.822 Euro wäre dies der höchste Wochenschlusskurs aller Zeiten. Bis zum Allzeithoch (1.902 Euro) fehlen aktuell weniger als 70 Euro!
Unser letztgenanntes Kauflimit bei 1.700 Euro Spot wurde leider um 2 Euro ganz knapp verfehlt. Wir setzen vorerst kein neues Kauflimit, sondern warten geduldig ab.
Zusammenfassung – Der Markt will die 2.000 US-Dollar sehen
Insgesamt stehen die Zeichen also auf weiter steigenden Preisen. Der Ausbruch auf neue Allzeithochs oberhalb von 2.075 US-Dollar im 3. oder spätestens 4. Quartal nimmt zunehmend Formen an.
Vermutlich wird der Goldpreis allerdings ähnlich wie bei großen Widerstands-Marken in der Vergangenheit mehrere Anläufe benötigen, bis der finale Durchbruch gelingt. D.h. bis zum Frühsommer könnte es ausgehend von Preisen um oder oberhalb von 2.000 US-Dollar durchaus nochmals zu einem ca. 100 US-Dollar großen Rücksetzer kommen.
Dabei wäre der „Worst Case“ ein Schließen der offenen Kurslücke um 1.865 bis 1.870 US-Dollar. Eventuell kann sich der nächste Rücksetzer aber auch schon oberhalb von 1.900 US-Dollar fangen. Kurzfristig scheint der Goldpreis jedenfalls die Marke von 2.000 US-Dollar fest im Visier zu haben.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst
www.midastouch-consulting.com