Nach der jüngsten Leitzins-Erhöhung in den USA richtet sich der Blick auf die langfristigen Einflussfaktoren des Goldpreises
In den vergangenen beiden Jahren folgte auf Zinserhöhungen im Dezember stets eine Rallye in den ersten zwei Monaten des Folgejahres
Weitere Straffung der Geldpolitik könnte amerikanische Wirtschaft in einer spätzyklischen Phase treffen und Abgleiten in die Rezession verursachen
Anleger sollten bei der Aktienauswahl auf verantwortungsvolle Minenbetreiber in Sachen Gesellschaft und Umwelt achten
Die Experten des US-amerikanischen Asset Managers VanEck halten einen Goldpreis-Anstieg zu Beginn des neuen Jahres für möglich. „In den beiden zurückliegenden Jahren war dies der Fall: Auf eine Schwächephase im Vorfeld der Ankündigung einer Zinserhöhung im Dezember 2015 und 2016 folgte jeweils eine starke Rallye in den ersten beiden Monaten des Folgejahres“, erklärt Joe Foster, Portfoliomanager und Stratege für die Gold-Fonds von VanEck. Nun sei die Situation wieder ähnlich: Die jüngste Zinserhöhung durch die Fed am 13. Dezember war bereits vorher erwartet und eingepreist worden, die Preise sackten erwartungsgemäß vor der Zinsentscheidung ab, stabilisierten sich danach aber leicht. „Der Zinsausblick der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) war einer der Hauptfaktoren, der 2017 den Goldpreis beeinflusst hat. In der Folge schwankte der Goldpreis zumeist in einer Spanne von 1.200 bis 1.300 US-Dollar je Feinunze“, so Foster.
Längerfristig schwächere Wirtschaft und höherer Goldpreis wahrscheinlich
„Was aktuell noch nicht im Goldpreis eingepreist ist, ist die längerfristige Auswirkung, die eine mögliche weitere Straffung der Geldpolitik im Jahresverlauf 2018 auf die dann vermutlich spätzyklische Konjunkturphase haben kann. Die Folge könnte ein schnelles Abgleiten der US-Wirtschaft in die nächste Rezession sein“, warnt Portfoliomanager Foster. Denn grundsätzlich beurteilen die Marktteilnehmer Zinserhöhungen als positiv für den Dollar- und negativ für den Goldkurs. „Zusätzlich könnte die Last des durch die Steuerreform ansteigenden Fiskaldefizits die Wirtschaftsentwicklung hemmen.“ Vor diesem Hintergrund rechnet Foster damit, dass der Goldpreis einen Boden bei 1.200 bis 1.350 US-Dollar je Unze findet. „Längerfristig könnte der Goldpreis aber deutlich höher steigen. Wichtige Faktoren können die steigenden Risiken durch eine potenziell schwächere US-Wirtschaft, höhere globale geopolitische Risiken sowie eventuelle politische Querelen in Washington D.C. sein.“
In verantwortungsvolle Unternehmen investieren
Wer vor diesem Hintergrund frühzeitig in Aktien von Goldminenunternehmen investieren möchte, dem rät Gold-Stratege Foster zu einer gründlichen Auswahl anhand von Kriterien wie sozialer Verantwortung und Umweltbewusstsein der Unternehmen. Ein aktueller Report des Mining Journals benennt als größte Herausforderungen für Minenbetreiber die Themen Projektgenehmigungen, Umweltmanagement, öffentliche Zustimmungen sowie Minenschließungen. Aber auch die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeiter, Kostensteigerungen und geopolitische Risiken sieht die Analyse als potenzielle Probleme. „Minenunternehmen werden natürlich besonders kontrolliert, schon alleine wegen des Eingriffs in die Natur und die großen Dimensionen der Schürfungen. Der Gesamtprozess, von ersten Studien und Tests über Konstruktionsplanungen, Konsultationen, Anträge und Genehmigungen, die für eine Betriebslizenz notwendig sind, braucht mehrere Jahre, oft sogar ein Jahrzehnt oder mehr“, weiß Foster. Das Donlin Gold Projekt von NovaGold Resources und Barrick Gold beispielsweise habe in der Vorbereitung 22 Jahre gedauert: Mehr als 100 Erlaubnisse mussten beantragt werden, unter anderem für Rohrleitungen, Abfallmanagement, die spätere Stilllegung und Renaturierung. „Wie gut die Minenbetreiber mit ihrer gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung umgehen, wird immer wichtiger, um den Unternehmenswert zu halten und zu steigern. Angesichts der Anstrengungen und Investments, die Goldunternehmen bereits im Vorfeld vornehmen, wandelt sich das Image der Branche derzeit zum Positiven“, so Foster.
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Jörg Schüren
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