Angesichts der weltweit hohen Inflation gekoppelt mit dem geopolitischen Drama in der Ukraine sowie der „Quasi-Golddeckung des russischen Rubels“ dürften die Edelmetallpreise zunächst weiter unterstützt bleiben.
Trotzdem überwiegt die Wahrscheinlichkeit für einen bereits begonnen größeren Korrektur-Zyklus am Goldmarkt. Neben dem ständig steigenden Stress an den Anleihen- und Aktienmärkten aufgrund der aggressiven Zinserhöhungsrhetorik seitens der US-Zentralbanker könnte auch das russische Finanzsystem aufgrund der Sanktionen im Laufe der nächsten Monate möglicherweise an die Grenzen seiner Belastbarkeit kommen.
Russland hatte in den letzten Jahren konsequent und jeden Monat seine Goldreserven für den Krisenfall aufgestockt. Sollte man dort gezwungen sein, einen Teil der aufgebauten Goldbestände am Markt zu verkaufen, dürfte es zu erheblichem Druck auf den Goldpreis kommen.
Krieg in Europa, Kriegstreiberei und Propaganda auf allen Seiten, Volksaufstände in der 3.Welt aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise, explodierende Inflationszahlen und eine Abkehr vom offenen Diskurs in der Wissenschaft sowie absurde Vorschriften wohin man auch blickt.
Inmitten der Inflationspanik wäre nun jedoch das Gegenteil, ein deflationärer Crash, gerade auch aus der Sentiment-Perspektive nicht auszuschließen. Die nächsten Monate sind daher weiterhin mit größter Vorsicht zu genießen. Nur wenn der Goldpreis über sein Allzeithoch bei 2.075 US-Dollar ausbrechen kann, geht die Gold-Rally ungeachtet der ungünstigen saisonalen Vorgaben weiter.
Andernfalls dürfte sich in den kommenden Tagen bzw. maximal zwei bis drei Wochen ein Hoch um ca. 2.027 USD einstellen und der Goldpreis im Anschluss in eine mehrmonatigen Korrekturphase abgleiten.
Goldpreis in US-Dollar – Erholung im Gange, aber zunehmend überkauft
Auf dem Tageschart stoppte der Rücksetzer am 29.März exakt an der 50-Tagelinie (1.922 US-Dollar) und die Goldnotierungen arbeiten sich seit diesem Tief bei 1.890 US-Dollar wieder mit Schwung und Momentum nach oben. Dabei konnte in der laufenden Handelswoche auch die starke und altbekannte Widerstandszone um 1.960 US-Dollar recht problemlos überwunden werden.
Angesichts der überkauften Stochastik wird die Luft jetzt aber täglich dünner. Auch das obere Bollinger Band (1.976 US-Dollar) bremst die Bullen bereits etwas aus.
Gleichzeitig, und das hatten wir in den letzten Wochen bereits mehrmals geschrieben, fehlt beim Silber immer noch der fulminante Endspurt auf der Zielgeraden. Sollte Silber daher in den kommenden Tagen oder Wochen in Richtung von 30 US-Dollar durchstarten, läge das klassische Verkaufssignal für den gesamten Edelmetall-Sektor vor. Kurzfristig könnte durch den ausbrechenden Silberpreis sowie die anziehenden Goldminenaktien allerdings nochmals Überraschungspotenzial auf der Oberseite freigeschaltet werden. Dementgegen steht jedoch der saisonale Zyklus, welcher bis in den Frühsommer hinein zu Geduld und Zurückhaltung mahnt.
Im Extremfall wären auch noch Kurse um 2.050 US-Dollar denkbar. Trotzdem gehen wir momentan davon aus, dass der Ausbruch über 2.000 US-Dollar letztlich scheitern wird und der Goldpreis bis zum Sommer in Richtung seiner 200-Tagelinie (1.827 US-Dollar) sowie der Ausbruchstelle bei 1.830 US-Dollar zurücksetzten wird.
Derzeit kein neues Kauflimit
Seitdem unser letztgenanntes Kauflimit am 20.Januar unterhalb von 1.575 Euro gegriffen hat, sind die Goldpreise in Euro zunächst auf eine neues Allzeithoch (1.900 Euro) davon enteilt.
Die nun laufende Rally hinterlässt ebenso wie auf US-Dollar-Basis den Eindruck einer Gegenbewegung innerhalb einer bereits gestarteten, größeren Korrektur.
Demnach empfehlen sich momentan Zurückhaltung und Geduld, zwei seltene Tugenden, die jedem Investor und Trader gut zu Gesichte stehen. Die nächste gute Kaufchance wird sicherlich im weiteren Jahresverlauf (vermutlich im Frühsommer) kommen.
Den deutlich gestiegenen Kursen hinterherzulaufen, macht nur Sinn, wenn man noch überhaupt gar keine oder nicht ausreichend physische Edelmetalle besitzt.