1) Rückblick
Exakt einen Tag vor Weihnachten brach der Goldpreis am 23.Dezember wie erwartet aus seinem Konsolidierungsdreieck bei 1.480 US-Dollar nach oben aus. Dieser Befreiungsschlag setzte offensichtlich ungeahnte Kräfte am Goldmarkt frei, so dass die folgende Rally bereits über die Feiertage und den Jahreswechsel für konstante Kursanstiege bis 1.520 US-Dollar sorgte. Im Umfeld der geopolitischen Eskalation um die Ermordung des iranischen Generals Soleimani schossen die Goldnotierungen dann am 8.Januar 2020 mit 1.611 USD auf den höchsten Stand seit dem März 2013!
In den letzten fünf Wochen wurde diese kurzfristige Preisspitze mit einem Kursrückgang bis auf 1.535 USD sowie einer Konsolidierung um das Septemberhoch bei 1.557 USD zunächst verdaut. Bislang gelang den Bullen mit 1.594 US-Dollar dabei nur ein tieferes Hoch. In der vergangenen Handelswoche rutschten die Notierungen daher nochmals bis auf 1.547 US-Dollar ab, ohne dass die Bären allerdings nachhaltigen Raumgewinn verzeichnen konnten. Vielmehr haben die Bullen die psychologische Marke von 1.600 US-Dollar weiterhin im Visier.
2) Chartanalyse Gold in US-Dollar
Quelle: Tradingview
Auf dem Wochenchart bemühen sich die fest im Sattel sitzenden Goldbullen mittlerweile um den Ausbruch aus dem im Dezember 2015 gestarteten Aufwärtstrendkanal. Gelingt der Ausbruch über die psychologische Marke von 1.600 US-Dollar dürfte dieser Schritt vollzogen sein. Aktuell entwickelt sich bereits die sechste Wochenkerze an der oberen Kante dieses Trendkanals. Ein Ausbruch würde den bullischen Trend weiter verschärfen und sollte zu einem Anstieg in Richtung unserer Zielzone um 1.800 US-Dollar führen. Die überkaufte Stochastik steht einer Fortsetzung der Rally bislang noch nicht entgegen, sondern könnte vielmehr in drei bis vier Wochen in den eingebetteten superbullischen Zustand wechseln.
Der Wochenchart ist bullisch und lässt einen baldigen Ausbruch über 1.600 US-Dollar erwarten. Im Anschluss sollte die Rally an Dynamik gewinnen und das parabolische Finale in diesem Frühling im Bereich um 1.800 US-Dollar ansteuern.
Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart scheint die seit Anfang Januar laufenden Konsolidierung mittlerweile die Form eines Dreiecks annehmen zu wollen. Demnach hätten die Bullen kurzfristig möglicherweise noch bis ca. 1.584 US-Dollar Platz. Im Anschluss wäre mit einem nochmaligen Rücksetzer zu rechnen, der sich aber schon oberhalb von 1.550 US-Dollar wieder fangen sollte. Danach wäre der Goldmarkt dann für den Ausbruch über die Marke von 1.600 US-Dollar sowie die nächste Aufwärtswelle bereit.
Positiv ist das neue Kaufsignal bei der Stochastik als auch die Tatsache, dass die Bären in der letzten Woche kein neues Tief unterhalb von 1.535 US-Dollar zustande gebracht haben, sondern bereits bei 1547 US-Dollar wieder abgefangen wurden. Sollte Ihnen ein tieferes Tief aber doch noch gelingen, könnte es sich bei der gesamten Konsolidierung der letzten fünf Wochen auch um eine ABC-Korrektur handeln. Kurse deutlich unterhalb von 1.530 US-Dollar sind dabei aber nicht absehbar, sondern würden vielmehr die bullische Ausgangslage zunehmend in Frage stellen.
Zusammengefasst ist die Konsolidierung seit dem 8.Januar zeitlich vermutlich im letzten Drittel angelangt. Zwei bis drei Wochen könnte sich die Konsolidierung aber noch problemlos hinziehen. Im Bereich um 1.550 – 1.555 US-Dollar könnte sich dabei nochmals eine letzte Einstiegschance ergeben, bevor der Goldpreis dann mit dem Ausbruch nach oben wieder den Turbo zünden sollte. Ein Anstieg über 1.590 US-Dollar dürfte einen raschen Anstieg bis ca. 1.645 US-Dollar nach sich ziehen.
3) Terminmarktstruktur Gold
Quelle: CoT Price Charts
Am Terminmarkt hat sich die Lage trotz der seit Anfang Juli 2019 konstant hohen Goldpreise weder verbessert noch weiter verschlechtert. Seit dem Ausbruch über 1.400 US-Dollar halten die kommerziellen Händler eine exorbitant große Shortposition auf den Goldfuture. Diese kumulierte Netto-Shortposition bewegt sich in den letzten Monaten zwar oberhalb von 300.000 Kontrakten, den Anstieg bis auf 1.600 US-Dollar haben die Profis aber nicht nachhaltig zu weiteren Leerverkäufen genutzt!
Quelle: Sentimenttrader
Zuletzt wurden vor einer Woche bei einem Goldpreis von 1.552 US-Dollar kumuliert 331.687 leerverkaufte Kontrakte gezählt.
Damit lässt sich folgendes festhalten:
Die kommerzielle Shortposition gerät seit Juni 2019 immer weiter unter Wasser.
Eine deutliche Ausweitung ihrer Hedges und Wetten auf fallende Goldpreise ist den kommerziellen Händler daher wohl nicht mehr möglich.
Die Bullionbanken und professionellen Händler haben derzeit also die Kontrolle über den Goldmarkt verloren. Es gelingt ihnen nicht mehr, die Preise mit Papiergold zu drücken!
Die Profis spielen aber auf Zeit. Mit ihren tiefen Taschen versuchen sie, ihre Buchverluste solange wie möglich auszusitzen, um bei der irgendwann in diesem Jahr fälligen Korrektur ihre Shortpositionen eindecken zu können (siehe 2008).
Insgesamt liefert der CoT-Report nach wie vor ein klares Verkaufssignal. Die Bereinigung des Terminmarktes hat bislang nicht stattgefunden und wird früher oder später nur über eine deutliche Preiskorrektur von statten gehen. Zuvor kann der Goldpreis aber trotzdem auf deutliche höhere Kurse ansteigen.
4) Sentiment Gold
Quelle: Sentimenttrader
Sowohl im August/September 2019 als auch im Januar 2020 kam es bei den Sentimentdaten zu einer kurzfristigen Übertreibung. Dank der gestiegenen Goldpreise war die Stimmung unter den Marktteilnehmern zu optimistisch. Eine völlig übertriebene Euphorie war in den letzten eineinhalb Jahren bislang aber noch nicht zu beobachten. Es liegen daher seitens der Sentimentanalyse bislang noch keine Signale für eine nachhaltige Trendwende am Goldmarkt vor. Vielmehr dürfte das große Finale der seit dem August 2019 laufenden Party noch bevorstehen.
Aktuell ist die Stimmung unter den Goldinvestoren zwar optimistisch, der Gold Optix hat aber noch viel Luft nach oben.
5) Saisonalität Gold
Quelle: Sentimenttrader
Bis Ende Februar/Anfang März ist der Goldmarkt in jedem Fall vom saisonalen Muster unterstützt. In bullischen Ausbruchsjahren, welches seit dem Ausbruch im Mai 2019 aktuell definitiv vorliegt, konnten die Goldnotierungen in der Vergangenheit meist bis weit in das Frühjahr des folgenden Jahres hinein rallieren. Daher wäre das Zeitfenster März bis Mai für einen wichtigen Hochpunkt am Goldmarkt prädestiniert. Typischerweise kommt es dabei erst ganz am Ende der Aufwärtswelle zu einer völligen Übertreibung.
Die Saisonalität steht einem Anstieg bis 1.800 US-Dollar in den kommenden ein bis drei Monaten also nicht im Wege.
Fazit und Empfehlung
Die Konsolidierung der letzten Wochen am Goldmarkt scheint zwar noch nicht hundertprozentig ausgestanden, dennoch deutet bis zum Frühjahr alles auf einen Ausbruch über die Marke von 1.600 US-Dollar hin. Denn obwohl der Goldpreis seit dem August 2019 ausgehend von 1.160 US-Dollar bereits um über 450 US-Dollar zulegen konnte, bleiben die Bullen am Drücker und lassen den Bären kaum eine Chance. Rücksetzer werden schnell gekauft und die Überraschungen sind regelmäßig auf der Oberseite zu finden.
Bis auf die miserable Lage am Terminmarkt spricht daher im 1.Quartal 2020 alles für steigende Goldpreise. Gelingt der Sprung über 1.590 US-Dollar ist der Ausbruch aus dem Dreieck bzw. aus der Konsolidierungszone im Gange. Unser Kursziel von 1.800 US-Dollar bis zum Frühjahr 2020 steht unverändert. Auf der Unterseite sollte die Marke von 1.530 US-Dollar idealerweise nicht mehr unterschritten werden. Längerfristig betrachtet fehlt der seit August 2018 laufenden Aufwärtsbewegung nach wie vor das parabolische Finale!
Florian Grummes
Edelmetall- und Krypto-Experte