Der Wecker klingel zum zweiten Mal

Über zwei Jahrzehnte hat es den Westen nicht gestört, dass seine Abhängigkeit von China immer größer wurde. Zunächst waren es die vielen preiswerten Produkte und Vorprodukte, welche die Einkaufsmanager begeisterten. Nach und nach kamen auch die Rohstoffe hinzu. Ein erstes Aufwachen setzte ein, als die Volksrepublik 2012 im Konflikt mit Japan um mehrere unbewohnte, aber rohstoffreiche Inseln im Chinesischen Meer die Seltenen Erden plötzlich als Waffe einsetzte und keine Seltenen Erden mehr in Richtung Tokio lieferte.

Die Folge war ein Boom bei Seltenen-Erden-Projekten im Westen. Endlich erhielten sie die Aufmerksamkeit, derer sie schon einige Jahre zuvor bedurft hätten, und die Kurse stiegen steil an. Doch wie bei jedem Rohstoffprojekt braucht man auch bei den Seltenen Erden einen langen Atem. Den hatten jedoch weder die Anleger noch die Manager im Westen.

In China wusste man um diese Schwäche und zögerte nicht, sie auszunutzen. Der Konflikt mit Japan wurde beigelegt und die Märkte anschließend so reichlich mit Seltenen Erden geflutet, dass die Preise ins Bodenlose fielen. Mit ihnen wurden auch zahlreiche Machbarkeitsstudien, die in den Jahren zuvor entstanden waren, schnell Makulatur. Die Folge: Heute rund zwölf Jahre nach den damaligen Ereignissen ist der Wertewesten, für den Beharrlichkeit, Geduld und Ausdauer absolut keine erstrebenswerten Werte darstellen, immer noch auf Gedeih und Verderb auf die Seltenen-Erden-Lieferungen aus dem Reich der Mitte angewiesen.

Der Wecker klingel zum zweiten Mal

Langsam dämmert es vielen Managern, Politikern und Investoren, dass die vergangenen zehn Jahre in dieser Hinsicht eine verlorene Zeit waren. Nun bemüht man sich, die verlorene Zeit, irgendwie aufzuholen und die eigene Abhängigkeit von China bei wichtigen Rohstoffen zu verringern. Die Staaten des Westens ergreifen daher Maßnahmen, um eigene Vorkommen zu entwickeln oder ermuntern ihre Bergbaukonzerne, in Ländern tätig zu werden, die als politisch stabil und dem Westen nahestehend betrachtet werden.

Ein Rohstoff, der dabei seit wenigen Wochen besonders im Fokus steht, ist das Antimon. China steht hier für „lediglich“ 48 Prozent der Weltjahresproduktion und verfügt neben Russland über die größten Reserven. Unglücklicherweise wird das Antimon besonders stark in der Militärtechnik benötigt. Soll eine Artilleriegranate explodieren, muss sie Antimon enthalten und auch die modernen Nachtsichtgeräte sehen ohne Antimon ebenso wenig wie unsere eigenen Augen.

Seit China angekündigt hat, seine Antimonexporte ab dem 15. September beschränken zu wollen, ist deshalb nicht nur die Rüstungsbranche in Aufruhr. Auch die Politik ist alarmiert und die Bemühungen, die bereits seit einigen Jahren zu beobachten sind, eigene Antimonvorkommen zu entdecken und in Produktion zu bringen, werden in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter verstärkt werden.

Eine erste Kursrallye bei den angehenden Antimonproduzenten gab es bereits

So entwickelt beispielsweise Perpetua Resources mit Unterstützung des Pentagons und der US-Export-Import-Bank ein Antimon-Gold-Projekt in den USA. Ursprünglich war geplant, die Förderung im Jahr 2028 aufzunehmen, sofern Perpetua Resources in diesem Jahr alle erforderlichen Genehmigungen erhält. Nun sucht das Unternehmen nach Wegen, um schneller in Produktion gehen zu können.

„Wir prüfen, was wir während der Bauphase tun können, um Antimon für einige dieser strategischen Bedürfnisse schneller produzieren zu können“, versicherte Jon Cherry, der CEO von Perpetua Resources, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Das US-Verteidigungsministerium ist sich des kritischen Charakters von Antimon und der knappen Verfügbarkeit bewusst. Wir haben aus vielen verschiedenen Quellen über den Mangel an Antimon gehört, dass der Markt sehr eng ist und täglich enger wird.“

Die Aktien von Perpetua stiegen nach der chinesischen Ankündigung, die Exporte einzuschränken, sprunghaft und beendeten den Tag mit einem Plus von 19 Prozent. Auch die Aktien von Nova Minerals, auf dessen Estelle-Goldprojekt in Alaska im vergangenen Jahr hohe Antimonkonzentrationen nachgewiesen werden konnten, legten deutlich zu.

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