„Cobalt“ ist nicht Berlin. Während Investoren die Immobilienpreise in der deutschen Hauptstadt in immer neue Höhen schrauben, kann man in dem verschlafenen Bergbaunest, Cobalt, Ontario, noch Schnäppchen machen. Häuser im „Zentrum“ gibt es ab 49.000 CAD zu kaufen. So berichtet es Bloomberg in einem unterhaltsamen Artikel vergangene Woche.
Es sei hier die Prognose gewagt, dass die Hauspreise in Cobalt nicht mehr lange im Keller bleiben. Denn rund um das Städtchen haben sich jüngst eine ganze Reihe von Explorationsfirmen Lizenzen von aufgelassenen Minen gesichert. Ihr gemeinsames Ziel ist es, hochgradige Kobaltvorkommen zu finden, die historisch gut dokumentiert sind. Die Gehalte sind zum Teil spektakulär und reichen in Einzelfällen bis zu 9 Prozent dazu noch in Verbindung mit Gold oder Silber. Zur Einordnung: Der angehende „primäre“ Kobaltproduzent eCobalt (TSX: ESC) in Idaho will durchschnittliche Gehalte von 0,54 % zusammen mit 0,71 % Kupfer abbauen.
Es gibt aus der Region um Cobalt eine schöne Anekdote zum Goldkonzern Agnico (TSX: AEM), der bis in die 80er Jahre rund um das Städtchen aktiv war. Agnico trägt – was die wenigsten wissen – den Hinweis auf „Cobalt“ sogar noch im Namen: Ag für Silber, Ni für Nickel und Co für Cobalt! Seine eigentliche Hochzeit erlebte das Städtchen allerdings schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Man schätzt, dass während der ersten 60 Jahre 420 Millionen Unzen Silber gefördert wurden. Die Stadt ist auf einem Labyrinth von Stollen gebaut.
Die letzte Silbermine hat in Cobalt schon vor 30 Jahren geschlossen. Damals war Kobalt nicht viel mehr als ein Beiprodukt, das allenfalls für das Einfärben von Keramik und Glas verwendet wurde. An Batterien dachte seinerzeit kaum niemand. Doch das ist heute völlig anders: Den Automobilkonzernen droht eine echte Versorgungskrise bei Kobalt. VW musste jüngst erfahren, dass der große Konzern eben doch nicht alles kaufen kann. Keiner der großen Kobalthändler war bereit, sich auf einen mehrjährigen Festpreis festzulegen. 60 Prozent des weltweit produzierten Kobalts stammen ausgerechnet aus dem Kongo als Beiprodukt der Kupfer- bzw. Nickelproduktion. Die weltweite Nachfrage nach dem Metall belief sich 2016 auf 123.000 Tonnen. Kanada steuerte dazu ganze 6 Prozent bei, etwa so viel wie China, aber immer noch mehr als Russland oder Australien. Es ist schwer vorstellbar, was mit dem Kobaltpreis passiert, wenn Elektroautos sich durchsetzen und sich der Kobaltbedarf in den kommenden acht bis 15 Jahren tatsächlich – wie von Fachleuten vorausgesagt – verdoppelt?
(Kanadische) Anleger haben das Thema – und das Städtchen Cobalt – längst für sich entdeckt: First Cobalt Corp. (TSXV: FCC), einer der kanadischen Explorer rund um Cobalt, hat in diesem Jahr 90 Prozent zugelegt. Cobalt 27 Capital Corp. aus British Columbia hat sogar eine Performance von 600 Prozent hingelegt. Keine der beiden Gesellschaften macht Umsatz.
Dass die Wiederbelebung von „Cobalt“ einen ernst zu nehmenden wirtschaftlichen Hintergrund hat, zeigt eine Transaktion, auf die wir hier besonders hinweisen wollen. Der zweitgrößte Lithiumproduzent der Welt, Jiangxi Ganfeng Lithium Co.,Ltd, hat sich jüngst in einer Privatplatzierung Aktien an dem winzigen Unternehmen Explorex Resources Inc. (CSE: EX, FRA: A2H5T7) beteiligt. Zunächst beträgt die Beteiligung nur eine halbe Million CAD, aber geknüpft an das Erreichen bestimmter Meilensteine, hat sich Gangfeng schon zu einer weiteren halben Million CAD verpflichtet.
Es würde wohl zu weit gehen, zu behaupten, dass Explorex der verlängerte Arm von Gangfeng in Cobalt sei. Aber CEO, Gary Schellenberg, bestätigt, dass die Chinesen ihr Engagement strategisch verstehen. Er möchte Explorex, das zunächst zwei aufgelassene Minen rund um Cobalt erworben hat, als M&A Platform etablieren – und sieht gute Chancen, im Fall der Fälle auf die tiefen Taschen seines Großaktionärs zurückzugreifen zu können. Derzeit ist Explorex mit rund 4 Mio. CAD noch ein Leichtgewicht an der Börse, aber das kann sich in der schnelllebigen Kobaltwelt über Nacht ändern. Wir empfehlen, das Unternehmen auf die Watchliste zu setzen. Der Handel in Deutschland hat gerade erst begonnen. Die Liquidität lässt noch zu wünschen übrig. Geduld ist gefragt.
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