Der Preis für Rhodium explodiert seit 2020 geradezu. Eine Feinunze dieses seltenen Edelmetalls kostet aktuell 28 000 USD, ein absoluter Rekord. Mitte Januar war das Nebenprodukt des Platinabbaus noch für 21 000 USD je Feinunze gehandelt worden.
Rhodium ist damit zehnmal teurer als Gold. Marktbeobachtern zufolge ist ein Ende dieser Entwicklung nicht in Sicht. Vorerst bleibe dieses Metall knapp, sagte Hans-Günter Ritter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Berater bei dem Edelmetallhändler Heraeus in Hanau schließt mittelfristig aber einen Preisrückgang auf 15 000 USD je Feinunze nicht aus.
Von den enormen Preissprüngen profitieren nur wenige Privatanleger, denn Rhodium wird nicht an der Börse gehandelt. In der Regel verständigen sich die Minenbetreiber direkt mit den Abnehmern über die Preise. Entsprechend intransparent ist der Markt, und entsprechend volatil sind die Kurse. Schon kleine Änderungen in der Nachfrage können extreme Preisschwankungen auslösen, wie zuletzt im Jahr 2008, als der Preis für eine Feinunze von 10 000 auf weniger als 1000 USD abstürzte.
Autoindustrie ist größter Abnehmer
Wieso das extrem widerstandsfähige Edelmetall so begehrt ist? Die Antwort ist einmal mehr in dem Bemühen zu suchen, Fahrzeuge herzustellen, die weniger die Umwelt belasten. Denn 80 Prozent des geförderten Rhodiums kommen in Katalysatoren bei der Reinigung von Abgasen zum Einsatz. Rhodium zerlegt Stickoxide in ungefährlichen Stickstoff und Wasser. Dass die Nachfrage gewaltig steigt, obwohl die Elektrofahrzeuge in naher Zukunft eine größere Rolle spielen werden als Autos mit Verbrennungsmotor, liegt an den immer schärferen Abgasnormen. Nicht nur in der westlichen Welt, sondern vor allem auch in Asien. Das aufstrebende Indien nähert sich mittlerweile den europäischen Vorschriften an. In China könnten sogar schon bald die weltweit restriktivsten Abgasvorschriften in Kraft treten. Auch der sogenannte Dieselskandal schlägt sich in der steigenden Nachfrage nach Rhodium nieder. Je uninteressanter Dieselfahrzeuge für die Verbraucher sind, desto besser verkaufen sich Benziner. Und, nicht zu vergessen: Rhodium lässt sich nur schwer oder überhaupt nicht ersetzen.
Große Abhängigkeit von Südafrika
Dass Rhodium als das „edelste Edelmetall“ gilt, liegt auch daran, dass es äußerst selten in der Erdkruste vorkommt. Weltweit werden pro Jahr nur etwa 25 Tonnen hergestellt, das entspricht einem Volumen von nur etwa zwei Kubikmetern. Zum Vergleich: bei Gold sind es 3 500 Tonnen. Das Edelmetall muss in einem äußerst aufwendigen Verfahren von dem geförderten Platin getrennt werden. Das ist teuer. Der Löwenanteil des Rhodiums, nämlich 87 Prozent, kommt aus Südafrika. Für die Autozulieferer bedeutet das eine starke Abhängigkeit von nur wenigen Minenbetreibern. Im Pandemie-Jahr 2020 wurde das der Autoindustrie zum Verhängnis. Infolge der Corona-Krise wurde die Arbeit in den Minen Südafrikas mehrere Wochen lang eingestellt. Zuvor hatten Pannen bei Anglo Platinum, eine Tochtergesellschaft von Anglo American, zu Betriebsausfällen und damit ebenfalls zu einer Verknappung des Metalls geführt. Generell gilt das Förderumfeld in Südafrika als sehr instabil. Häufig kommt es dort zu Stromausfällen und einem Stillstand in den Betrieben.
Auch die Platinmetalle Palladium und das seltenere Iridium befinden sich, wenngleich auch auf einem deutlich niedrigeren Niveau als Rhodium, im Höhenflug. Davon profitiert Südafrikas Bergbau, der über Jahre hinweg aufgrund niedriger Platinpreise mit Verlusten gearbeitet hatte.
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