Turbulenzen nach Trump-Wahl nur vorübergehend?
Eine Besonderheit des starken Preisanstiegs, den Gold in der ersten Hälfte des laufenden Jahres vollzog, war, dass die hohe Nachfrage nach dem Edelmetall vor allem aus den asiatischen Ländern kam. Während in Asien deutlich mehr Gold gekauft als verkauft wurde, agierten die Anleger aus den westlichen Ländern zunächst zurückhaltend auf den Preisanstieg.
So stand man im Westen lange Zeit bestenfalls an der Seitenlinie. Die starke Bereitschaft zum physischen Goldverkauf, von der beispielsweise der Edelmetallhandel in Deutschland in den vergangenen Monaten immer wieder berichtete, zeugt jedoch davon, dass viele Goldanleger auch glaubten, ein günstiger Moment sei gekommen, um die aufgelaufenen Buchgewinne in reale Gewinne zu wandeln.
Im dritten Quartal hat sich das Bild im Vergleich zu den Vorquartalen jedoch deutlich verändert. Insgesamt betrachtet ist die weltweite Nachfrage nach Gold auch weiterhin hoch. Der World Gold Council (WGC), die Lobby der Goldproduzenten, berichtet, dass die Goldnachfrage zwischen Juli und September um fünf Prozent auf 1.313 Tonnen angestiegen ist. Dies entspricht einem Gegenwert von etwa 100 Milliarden US-Dollar und stellt einen neuen Rekord dar.
Die Haltung vieler westlicher Anleger zum Gold beginnt sich, zu wandeln
Ein bedeutsamer Unterschied zu den ersten beiden Quartalen des Jahres ist dabei, dass die Nachfrage inzwischen verstärkt aus den westlichen Ländern kommt. Erstmals seit längerer Zeit stellte der World Gold Council wieder einen stärkeren Mittelzufluss bei den mit Gold gedeckten ETFs fest. Sie erfreuen sich insbesondere bei den westlichen Anlegern einer großen Beliebtheit. Wurde bei den ETFs bislang in diesem Jahr mehr Gold verkauft als gekauft, hat sich dieses Verhältnis im dritten Quartal gedreht, sodass die Anleger netto wieder auf der Käuferseite standen.
Auch bei den außerbörslichen Goldkäufen und -verkäufen registrierte der World Gold Council einen bemerkenswerten Anstieg der Aktivitäten. In diesem Segment sind in der Regel vermögende Privatanleger, Familienstiftungen und die Banken aktiv. Obwohl diese Geschäfte außerhalb des Börsenhandels abgewickelt werden, hat der WGC ein System entwickelt, mit dem diese Aktivitäten recht gut erkannt und abgeschätzt werden können.
Der World Gold Council schätzt, dass im dritten Quartal etwa 137 Tonnen Gold auf diesem Markt gehandelt wurden. Gegenüber dem zweiten Quartal entspricht dies einem Anstieg von 98 Prozent. Die annähernde Verdopplung des Goldumsatzes innerhalb von lediglich drei Monaten könnte darauf hindeuten, dass die Stimmung der vermögenden Privatanleger zum Gold dabei ist, zu drehen.
Unbeherrschbar hohe Staatsschulden lassen Anleger zunehmend zum Gold greifen
Als mögliche Gründe für diesen Sinneswandel benennt der Word Gold Council nicht nur die schwache Weltkonjunktur und die anhaltend hohen geopolitischen Risiken, sondern auch die aus dem Ruder laufende Schuldenentwicklung in den USA. John Reade, der Chefstratege des WGCs, erklärte kürzlich in einem Interview, das er der Nachrichtenagentur Bloomberg gab, dass das Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten viel zu groß sei und das Gold in diesem Zusammenhang eine Absicherungsfunktion wahrnehme.
Bis Ende August, also einen Monat vor dem Ende des laufenden Haushaltsjahrs, hatten die USA ein Defizit von 1,9 Billionen US-Dollar angehäuft. Die Höhe der Gesamtschulden hat daher die Marke von 35 Billionen US-Dollar überschritten und liegt damit deutlich über dem Bruttoinlandsprodukt, das in den USA im Jahr 2023 noch bei 27,7 Billionen US-Dollar gelegen hatte.
Zuletzt hatte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) eine deutliche Warnung ausgesprochen und betont, wie gefährlich das hohe Schuldenrisiko nicht nur für die USA, sondern auch für die gesamte Welt ist. Bei vielen Anlegern im Westen ist diese Botschaft inzwischen offenbar angekommen und diese Investoren wollen das in den US-Schulden liegende Risiko offenbar mit dem Kauf einer beständigen Wertanlage wie Gold abfedern.
Auch psychologische Motive treiben den Goldpreis in diesen Wochen
Der ständig steigende Goldpreis hat natürlich auch die Trader und die eher kurzfristig orientierten Anleger aufhorchen lassen. John Reade sieht hier das Wirken eines nicht zu unterschätzenden psychologischen Effekts, denn diese Akteure fürchten, etwas zu verpassen und investieren deshalb einen Teil ihres Geldes in das Gold.
Diese an der Börse FOMO (Fear of missing out) genannten Käufe, sind auch bei Aktien und anderen Kapitalanlagen, die stark steigen, immer wieder zu beobachten. Deshalb ist es nur natürlich, auch im Goldsektor mit ihnen zu rechnen, nachdem der Goldpreis nun schon einige Zeit nur noch in eine Richtung zu laufen scheint.
Zwar ist auch diese Aufwärtsbewegung immer wieder von Korrekturen unterbrochen, doch diese fielen beim Gold in den letzten Monaten ausgesprochen flach und kurz aus. Diese Beobachtung spricht für die Annahme, dass viele Anleger dem Gold weiteres Aufwärtspotential zubilligen und deshalb unbedingt sicherstellen wollen, beim nächsten Anstieg garantiert mit von der Partie zu sein.
Unterstützt wird diese Annahme von einigen US-Banken, die wie beispielsweise die Citi-Bank, einen Anstieg des Goldpreises auf über 3.000 US-Dollar je Feinunze bis zum Ende des Jahres 2025 erwarten.
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