"Normale" Sommerkorrektur?
Stand: 25.07.2024 von Florian Grummes
Wie erwartet konnte sich der Silberpreis ab Ende Juni aufgrund der überverkauften Lage im Zuge einer typischen Sommerrallye deutlich erholen. Dabei stiegen die Preise innerhalb von zwei Wochen von 28,57 US-Dollar bis auf 31,75 US-Dollar um rund 11 % an. Allerdings gelang dem Silberpreis dabei im Gegensatz zum Goldpreis kein neues Hoch. Stattdessen wurde das Jahreshoch vom 20.Mai bei 32,52 US-Dollar klar verfehlt.
Im Anschluss ist der Silberpreis in den letzten Tagen stark unter Druck geraten und hat heute Morgen mit Tiefstkursen von 27,74 US-Dollar bereits das Tief von Ende Juni unterschritten. Damit wurden alle Gewinne der Sommerrallye zunichtegemacht.
Heatmap Nasdaq 100, vom 24.Juli 2024. Quelle: Tradingview
Nachdem das gescheiterte Attentat auf Donald Trump zunächst für einen Spike beim Gold auf ein neues Allzeithoch bei 2.483 US-Dollar sowie für eine Rotation aus den Tech-Aktien in die Value-Aktien gesorgt hatte, sind mittlerweile fast alle Marktsektoren heftig unter Druck geraten. Die Aktienmärkte zeigen erstmals deutliche Schwäche. So verzeichnete beispielsweise der Nasdaq 100 mit einem Tages-Minus von -3,7 % am Mittwoch den größten Rückgang seit Oktober 2022. Insbesondere aber ist der Goldpreis von seinem neuen Allzeithoch bei 2.483 US-Dollar innerhalb von einer Woche um fast 120 US-Dollar implodiert.
Insgesamt sehen wir uns damit in unseren Warnungen zunehmend bestätigt.
Die laue Sommerphase könnte in den kommenden zwei Monaten schrittweise für die typische Korrektur bis in den September/Oktober hinein an den Aktienmärkten sorgen und sollte auch die Edelmetallpreise nach unten ziehen. Die US-Wahlen im November in Verbindung mit der dadurch extrem aufgeheizten Stimmung sowie der gestiegenen Verunsicherung könnten mögliche Verwerfungen an den Finanzmärkten weiter anstacheln. Es empfiehlt sich eine deutlich erhöhte Cash-Quote.
Silber in US-Dollar – Wochenchart
Silber in US-Dollar, Wochenchart vom 25. Juli 2024. Quelle: Tradingview
Seit dem Hoch bei 32,51 US-Dollar vom 20. Mai haben sich die Silbernotierungen zunehmend festgelaufen. Obwohl die alte Widerstandszone um 30 US-Dollar Mitte Mai noch fulminant übersprungen werden konnte, ist den Silber-Bullen in den letzten zwei Monaten ihr Momentum abhandengekommen. Im Zuge der Sommerrallye gelang nur noch ein tieferes Hoch bei 31,75 US-Dollar.
Auch lieferte die runde Marke von 30 US-Dollar bislang keine Unterstützung, sondern wurde bereits in der letzten Woche wieder klar unterboten.
Angesichts der monatelangen Rallye (+57 %), ausgehend vom Tief um 20,68 US-Dollar Anfang Oktober 2023, mehren sich die Anzeichen für eine Trendwende und größere Korrektur. Das aktive Verkaufssignal bei der Wochen-Stochastik sitzt fest im Sattel und weist auf Sicht der kommenden Wochen bzw. ein bis drei Monate den Weg gen Süden. Ein mögliches Kursziel liegt im Bereich um 25 US-Dollar. Hier verläuft die alte Abwärtstrendlinie. Ein Rücklauf dorthin bzw. ein Test von oben kommend wären typisch. Zudem nähert sich das untere Bollinger Band (24,54 US-Dollar) dieser Marke.
Silber in US-Dollar – Tageschart
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 25. Juli 2024. Quelle: Tradingview
Kurzfristig positiv ist die Tatsache, dass der Stochastik Oszillator auf dem Tageschart schon wieder klar überverkauft ist. Zudem hat der Silberpreis im Bereich um 27,70 US-Dollar eine wichtige Trendlinie als Unterstützung erreicht. Eine Erholung wäre also jederzeit denkbar und könnte die Silbernotierungen in Richtung des Juni-Tiefs um 28,57 US-Dollar führen.
Die steigende 200-Tagelinie (25,84 US-Dollar) ist allerdings noch ein gutes Stück vom derzeitigen Preisniveau entfernt. Der Kontakt mit der 50-Tagelinie (30,15 US-Dollar) wurde hingegen erstmals seit Februar wieder deutlich verloren. Sehr viel sollte man sich also von einer möglichen Erholung bzw. Gegenbewegung vorerst lieber nicht erwarten.
Konklusion: Silber – Nach der Sommerrallye kommt die überfällige Korrektur
Seit Mitte April handelt der Goldpreis primär zwischen 2.300 und 2.400 US-Dollar seitwärts. Das neue Allzeithoch bei 2.483 US-Dollar vom 17. Juli entpuppt sich in diesen Tagen als eine üble Bullenfalle.
Der Silberpreis hingegen demonstrierte erst im Mai seine relative Stärke gegen das Gold und kam damit wie immer sehr spät in der laufenden Rallye im Edelmetall-Sektor.
Dieses klassische Warnsignal scheint auch dieses Mal zu funktionieren, denn insgesamt hat sich die charttechnische Lage sowohl beim Gold als auch beim Silber mittlerweile deutlich eingetrübt.
Sollte es im Extremfall an den Finanzmärkten zu einer Liquiditätskrise kommen, dürften auch die Edelmetallpreise stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Erst wenn die Notenbanker mit drastischen Gegenmaßnahmen zur Hilfe eilen, dürfte die Stunde der Edelmetalle schlagen. Bis dahin dürfte es aber vermutlich erst noch richtige Turbulenzen an den Märkten benötigen.
Sollte es hingegen lediglich zu einer völlig normalen und gesunden Sommer-Korrektur kommen, könnten die Edelmetallpreise bis zum chinesischen Nationalfeiertag (oft als „Goldene Woche“ bezeichnet) Anfang Oktober unter Druck bleiben.
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