Liebe Leserin, lieber Leser,es ist an der Zeit für den Jahresausblick auf den globalen Erdölmarkt in 2017. Während der aktuell von den mehr oder minder fleißigen Umsetzungen der Produktionskürzungsversprechen der OPEC bestimmt wird, geht der wichtigste Faktor in der öffentlichen Wahrnehmung größtenteils unter: die enorm hohen OECD-Lagerbestände. Es ist nicht davon auszugehen, dass es hier vor Ende des Jahres zu einem signifikanten Abbau kommt. Entsprechend gering ist die Chance für eine substanzielle Erholung der Ölpreise in diesem Jahr. Daran kann auch Saudi-Arabien alleine nichts ändern.
Hohe Erdöl-Lagerbestände halten die Ölpreise in 2017 unten
Nach der Finanzkrise in 2008 war es die Kombination aus niedrigen Zinssätzen, sinkenden OECD-Lagerbeständen und rückläufigen freien OPEC-Kapazitäten, welche die Ölpreise extrem antrieb und schließlich zu einer massiven Überproduktion führte. Diese resultierte schließlich in massiv steigenden Lagerbeständen, die ab Ende 2014 den Preiscrash in den Ölpreisen auslösten.
Hier sehen Sie die Entwicklung der OECD-Öllagerbestände seit Januar 2010:
Quelle: EIA und Labyrinth Consulting Services, Inc
Wie Sie erkennen können, sind – neben einem allgemeinen Anstieg der OECD-Lagerbestände – vor allem die US-Bestände (in orange) massiv angewachsen seit Anfang 2014. In rot sehen Sie die Entwicklung des Brent-Ölpreises.
Erst seit Anfang 2016 haben sich die Preise wieder etwas stabilisiert. Grund dafür ist die Kombination aus einer steigenden Nachfrage in Asien, einer bis Mitte 2016 zunächst rückläufigen Anzahl an aktiven US-Bohrungen und immer wieder aufkeimender Erwartungen an eine konzertierte OPEC-Produktionskürzung.
Die extrem hohen OECD-Lagerbestände (vor allem in den USA) müssten um 400 Millionen Barrel! sinken um das Durchschnittsniveau der vergangenen 5 Jahre zu erreichen.
Wie realistisch ist das?
Ende des vergangenen Jahres 2016 hatte sich die OPEC auf eine Produktionskürzung in Höhe von 1,2 Millionen Barrel pro Tag verständigt. Weitere Nicht-OPEC-Länder hatten sich zudem bereit erklärt ihre Produktion um weitere 560.000 Barrel pro Tag zu kürzen. Der Löwenanteil dieser Kürzungen soll von Saudi-Arabien als Teil des Ölkartells und Russland (Nicht-OPEC) geschultert werden.
Versprochene Produktionskürzungen im Ölmarkt: die Realität ist brüchig
Bislang lässt die Umsetzung der versprochenen Produktionskürzungen zu wünschen übrig. Da stehen auf der einen Seite Ölproduzenten wie Saudi-Arabien und Kuwait, die ihren Verpflichtungen zur Produktionskürzung bereits nachgekommen sind, bzw. ihre Verpflichtungen sogar übererfüllt haben. So produziert Saudi-Arabien inzwischen laut Aussagen des saudischen Energieministers weniger als 10 Millionen Barrel pro Tag. Vereinbart worden war lediglich eine Kürzung auf 10,06 Millionen Barrel pro Tag.
Auf der anderen Seite stehen aber Länder wie der Irak, der trotz versprochener Produktionskürzung rekordhohe Ölexporte für Februar plant. Auch was Russland angeht lässt die Umsetzung versprochener Produktionskürzungen sehr zu wünschen übrig. Dort wurde zwar ein Rückgang der Ölproduktion um 100.000 Barrel pro Tag vermeldet, dies ist aber lediglich den extremen Wetterbedingungen geschuldet.
Hinzu kommt die US-Rohölproduktion, die laut EIA in diesem Jahr auf 9 Millionen Barrel pro Tag steigen soll. Das wären 220.000 Barrel pro Tag mehr als zuvor angenommen. In 2018 soll die US-Produktion um weitere 300.000 Barrel pro Tag auf 9,3 Millionen Barrel pro Tag steigen. Für eine wachsende US-Produktion spricht in diesem Zusammenhang auch die seit Wochen wieder beständig wachsende Bohraktivität in den USA. Diese ist laut Baker Hughes seit Juli 2016 um fast 20% gestiegen.
Auch Länder wie Libyen und Nigeria, die von jeglichen Produktionskürzungen von vornherein ausgenommen sind und bei einer Stabilisierung ihrer politischen Lage sehr schnell die Produktion hochfahren könnten, bilden ein nicht zu unterschätzendes Aufwärtsrisiko für die globale Ölproduktion.
Erdöl in 2017: nachhaltige Erholung nicht zu erwarten
Selbst wenn alle versprochenen Produktionskürzungen umgesetzt werden würden und die Zeitspanne für diese von 6 Monaten verdoppelt werden würde und es zudem keine Produktionssteigerungen in den USA oder anderen Ländern gäbe, würde es mindestens 1 Jahr dauern, bis die extrem hohen OECD-Lagerbestände nur auf das Durchschnittsniveau der vergangenen 5 Jahre abgebaut wären.
Angesichts dessen, dass zusätzlich zur steigenden US-Ölproduktion, nicht mit einer vollumfänglichen und funktionalen Umsetzung aller beschlossenen Produktionskürzungen zu rechnen ist, gehe ich davon aus, dass das Ölpreisniveau in diesem Jahr eher gedämpft bleiben dürfte und nicht mit einer nachhaltigen Fortsetzung der im letzten Jahr begonnenen Erholung zu rechnen ist.
Davon ausgehend, dass der Markt rund 10-15 US-Dollar pro Barrel an reinen Erwartungen an die Kürzungsversprechen von OPEC und Co. einpreist, besteht sogar – in Abhängigkeit von der Stimmungslage – die Möglichkeit für eine Korrektur in diesem Preisrahmen.
So long liebe Leser…so viel zu meinem Ausblick auf den Ölmarkt in 2017….nächste Woche geht es an dieser Stelle weiter…und am Freitag lesen wir uns wieder mit einem neuen Beitrag aus meiner Silbermünzenreihe…liebe Grüße…
Ihre Miriam Kraus
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