Stand: 27.03.2019 von Florian Grummes
Der scharfe Rückgang an den weltweiten Aktienmärkten im vierten Quartal 2018 hat die amerikanische Federal Reserve Bank (FED) wie vermutet zu einer Kursänderung gezwungen. Alle weiteren Zinserhöhungen sind für dieses Jahr vom Tisch. Darüber hinaus ist wohl schon im dritten Quartal mit einer erneuten Bilanzausweitung zu rechnen. Diesen Kurswechsel hat der Goldpreis in den letzten vier Monaten antizipiert und sukzessive eingepreist. Gleichzeitig wurde er damit seinem Ruf als sicherer Hafen gerecht.
Aktuell sind die notenbank politischen Entwicklungen also zunächst eingepreist. Trotz des zwischenzeitlich scharfen Rücksetzers können sich sowohl der Goldpreis als auch der Silberpreis bislang aber relativ gut behaupten, so dass die in den letzten Wochen mehrmals dargestellte Chance auf eine finale fünfte Aufwärtswelle weiterhin besteht.
Gleichzeitig trübt sich nun aber die saisonale Komponente zunehmend ein, denn die Frühlingsmonate sind generell nicht das ideale Umfeld für steigende Edelmetallpreise. Aus dieser Perspektive in Verbindung mit den leicht überkauften Tagescharts ist eine verwirrende Seitwärtsphase inkl. Sommerschlussverkauf weiterhin das wahrscheinlichere Szenario.
Silberpreis in US Dollar – Entscheidung an der 50-Tagelinie
Das mit 25% Wahrscheinlichkeit bewertete bullische Szenario einer fünften Welle mit Kursziel um 16,90 bis 17,30 US-Dollar konnte sich bislang nicht bewahrheiten. Vielmehr hängt der Silberpreis aktuell knapp unter seiner 50-Tagelinie (15,69 US-Dollar) fest, während die Stochastik auf dem Tageschart bereits die überkaufte Zone erreicht.
Dass dieser Momentum-Oszillator die Transformation in den bullisch eingebetteten Zustand schafft, ist nicht auszuschließen. Statistisch betrachtet ist diese seltene Konstellation aber eher unwahrscheinlich.
Insofern dürfte die leicht überkaufte Lage in den kommenden Wochen wohl eher einen erneuten Rücksetzer in Richtung der immer noch fallenden 200-Tagelinie (15,07 US-Dollar) erzwingen. In dessen Anschluss wäre ein erneuter Anstieg bis zur 50-Tagelinie möglich, womit unterm Strich eine seitwärts verlaufende Konsolidierungsphase definiert wäre.
Im späteren Frühlingsverlauf sollte man aber weiterhin von einem deutlichen Rücksetzer bei den Edelmetallen auszugehen, denn in der Regel eröffnet sich erst im Frühsommer wieder eine wirklich günstige Einstiegschance.
Kann der Silberpreis jedoch das obere Bollinger Band (15,69 US-Dollar) in den kommenden ein bis zwei Wochen nach oben aufbiegen, greift das bullische Szenario (Wahrscheinlichkeit 25%) der finalen 5.Welle.
Für den Goldpreis liegt die entscheidende Marke bei 1.325 US-Dollar. Ein erfolgreicher Tagesschlusskurs oberhalb von 1.325 US-Dollar sollte eine weitere Aufwärtswelle bestätigen, deren Kursziel im Bereich um 1.375 US-Dollar zu finden ist
Silber in Euro im Tageschart – Geduld wird sich auszahlen
Auch in Euro gerechnet dürfte dem Silberpreis eine eher schwierige Phase bevorstehen. Allerdings hat die Korrektur seit Ende Februar die Form eines aufsteigenden Dreiecks angenommen.
Gelingt der Ausbruch über die horizontale Begrenzung um 13,75 Euro, erhöht sich die Chance auf eine explosive 5. Welle deutlich.
Andernfalls, und das ist momentan deutlich wahrscheinlicher, wird der Silberpreis in Euro in den kommenden Wochen gen Süden abdriften und nach einer verwirrenden Seitwärtsphase im Frühsommer in einen „Ausverkauf“ übergehen.
Dann sollte sich auch endlich wieder eine sinnvolle Einstiegsmöglichkeit unterhalb von 13,00 Euro ergeben.
Silber weiter HALTEN
Weiterhin gibt es keinen Grund den gestiegenen Silbernotierungen hinterherzulaufen. Silber bleibt eine Halte-Position und sollte erst in die nächste größere Kursschwäche (vermutlich im Juni/Juli) wieder akkumuliert werden.
Bitte erwarten sie bei den Edelmetallen grundsätzlich keine fulminanten Kursgewinne, sondern machen sie sich nochmals klar, dass es sich bei den Edelmetallen um eine Versicherung gegen dramatische Verwerfungen an den Finanzmärkten handelt!
Auch wenn die Performance im Vergleich zu anderen Anlageklassen in den letzten Jahren ziemlich enttäuschend war, führt an den Edelmetallen als Stabilisator und ruhender Anker kein Weg vorbei.
Die letzten drei Monate haben das mal wieder eindrucksvoll bewiesen.
Florian Grummes
Technischer Analyst, Goldnewsletter.de
Quelle: Gold.de