Stand: 10.04.2019 von Florian Grummes
Nach einer sechsmonatigen Rally von 1.160 US-Dollar bis auf 1.346 US-Dollar befindet sich der Goldpreis seit Ende Februar in einer Korrektur, deren Ende bislang noch nicht absehbar ist. Dabei scheint sich nun zunächst die erwartete Seitwärtsbewegung um 1.300 US-Dollar zu manifestieren.
Insbesondere die ungünstige saisonale Komponente mahnt derzeit eher zur Vorsicht bzw. zur Zurückhaltung. Zwar kann das insgesamt labile und anfällige Umfeld an den Finanzmärkten als auch die Geopolitik jederzeit eine überraschende Fortsetzung der Rally in Richtung 1.350 US-Dollar erzwingen, grundsätzlich deutet aber auch die Charttechnik weiteren Konsolidierungsbedarf am Goldmarkt an.
Die Aussetzung des Zinserhöhungszyklus in den USA scheint jedenfalls vorerst eingepreist, während die deutlich gestiegenen Aktienmärkte momentan keinen weiteren Bedarf nach dem sicheren Hafen Gold liefern.
Mittel- und langfristig bleibt es aber natürlich bei dem einzig verbliebenen „Lösungsansatz“ der Zentralbanker und Politiker, das Papiergeldsystem mittels der Druckerpresse weiter am Leben zu erhalten. Dies wird den Goldpreis über kurz oder lang nach oben treiben, denn die Edelmetalle bleiben eine der wenigen Möglichkeiten sich vor dem Kaufkraftverlust durch Geldmengenausweitung effektiv zu schützen.
Goldpreis in US-Dollar Tageschart – Seitwärts um 1.300 US-Dollar
Wie vor vier Wochen erwartet, konnte der Goldpreis tatsächlich nochmals bis auf fast 1.325 US-Dollar ansteigen. Am oberen Bollinger Band (1.321 US-Dollar) angelangt, waren die Kräfte der Bullen aber erschöpft.
Nicht überraschend, sondern genau nach Fahrplan, ging es daher in der vorletzten Woche wieder eine deutliche Etage tiefer für den Goldpreis. Erst bei 1.283 US-Dollar wurde der bis dato gültige Tiefpunkt erreicht.
Unterstützt vom neuen Kaufsignal beim Stochastik-Oszillator und einer leicht überverkauft Lage bemühen sich die Bullen nun um die Rückeroberung der psychologischen Marke von 1.300 US-Dollar. Die Fortsetzung dieser Erholung bis zur 50-Tagelinie (1.307 US-Dollar) sowie maximal erneut bis zum oberen Bollinger Band (1.321 US-Dollar) sollte in den kommenden Tagen bzw. ein bis drei Wochen eingeplant werden.
Darüber hinaus kann sich dieses Hin- und Her um die Marke von 1.300 US-Dollar durchaus noch bis in den späteren Mai hinziehen. Nur wenn der Goldpreis entweder über 1.325 US-Dollar ausbricht oder unter 1.275 US-Dollar abrutscht, ist die rechtzeitig angekündigte Seitwärtsphase beendet.
Der Blick auf den Terminmarkt (CoT-Report) liefert allerdings ein neutrales bis leicht positives Bild. Offensichtlich sehen die kommerziellen Händler (= Profis) momentan nur einen relativ geringen Absicherungsbedarf. Ihre kumulierte Netto-Shortpositionierung ist im langfristigen Vergleich mit 118.230 leerverkauften Kontrakten auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau.
Ein extremer Ausverkauf wie im letzten Sommer ist daher für dieses Jahr bislang eher unwahrscheinlich. In den früher oder später fälligen Rücksetzer in Richtung der 200-Tagelinie (1.248 US-Dollar) werden die Profis aber sicherlich gerne ihre Shortposition eindecken, um so für die nächste Aufwärtswelle ideal positioniert zu sein.
So wie es momentan aussieht, wird der Goldpreis also wohl im Mai bzw. Juni die Konsolidierung auf der Unterseite verlassen und in den typischerweise schwachen Frühsommer-Monaten Juni oder Juli ein Tief irgendwo im Bereich zwischen 1.200 und 1.240 US-Dollar markieren. Hier würden geduldige Anleger dann endlich wieder ein ideales Chance/Risiko-Verhältnis am Goldmarkt vorfinden.
Tageschart Gold in Euro – Seitwärts zwischen 1.140 und 1.165 Euro
Auch der Euro-Goldpreis wird vermutlich zunächst einfach weiter seitwärts konsolidieren. Dabei definieren die beiden Bollinger Bänder auf dem Tageschart die zu erwartende Handelsspanne zwischen 1.140 Euro auf der Unterseite und 1.165 Euro auf der Oberseite.
Parallel zum Gold in US-Dollar sollte es schließlich in den kommenden Monaten ebenfalls zu einem Rücksetzer in Richtung der 200-Tagelinie (1.090 Euro) kommen. Die Zielzone für dieses Frühsommertief dürfte im Bereich 1.080 bis 1.110 Euro liegen und wird eine sehr gute Nachkaufgelegenheit bieten.
Antizyklisches Kaufchance nur bei Rücksetzer an die 200-Tagelinie
Alle im letzten Jahr empfohlenen Kauflimits liegen weiterhin klar im Plus. Die nächste antizyklische Kaufchance ist allerdings noch nicht in Sicht. Diese wäre erst wieder bei einem Rücksetzer an die immer noch deutlich entfernte 200-Tagelinie (1.090 Euro) gegeben. Gold bleibt daher eine Halteposition.
Bitte erwarten sie grundsätzlich keine fulminanten Kursgewinne, sondern machen sie sich nochmals klar, dass es sich bei Edelmetallen um eine Versicherung gegen dramatische Verwerfungen an den Finanzmärkten handelt!
Auch wenn die Performance im Vergleich zu anderen Anlageklassen in den letzten Jahren eher enttäuschend war, führt an den Edelmetallen als Stabilisator und ruhender Anker kein Weg vorbei.
Florian Grummes
Technischer Analyst,Goldnewsletter.de
Quelle: www.Gold.de