Es mag sich für den geneigten Leser nun doch schon eine gefühlte Ewigkeit lang hinziehen, aber die Gold- und Silberpreise befinden sich im großen Bild nach wie vor in einer zähen Seitwärtsphase.
Dabei ist die Volatilität am Goldmarkt zuletzt bis auf den niedrigsten Stand seit fast einem Jahrzehnt gefallen. Gleichzeitig scheint sich das Gold/Silber-Ratio immer weiter von seinen natürlichen Gegebenheiten loslösen zu können, denn ein Verhältnis von mehr als 86 Unzen Silber für eine Unze Gold (Stand 07.05.2019) findet sich nirgendwo auf unserem Planeten in der Erde.
Zäh und seitwärts verläuft auch die Bewegung der letzten Wochen. Gold kämpft um die Unterstützungszone zwischen 1.265 und 1.285. Intraday gibt es zwar mit einer Handelsspanne von bis zu 15 US-Dollar durchaus noch Bewegung, unterm Strich können aber weder die Bullen noch die Bären wirklich einen Raumgewinn für sich verzeichnen.
Dennoch liegen die Vorteile, bedingt durch die bis zum Frühsommer ungünstige Saisonalität sowie dem seit Ende Februar intakten Abwärtstrend, auf Sicht der nächsten zwei Monate immer noch bei den Bären.
Wenig ermunternd sind auf den ersten Blick zudem die absurden Abgesänge in den Mainstream Medien à la „Die Inflation ist tot“ und „Drop Gold“. Allerdings liefert genau dieses Sentiment in meinen Augen den idealen Nährboden für ein wahres Kurs-Feuerwerk im zweiten Halbjahr. Denn unabhängig vom aktuell eher pessimistischen Stimmungsumfeld und der niedrigen Vola bastelt der Goldpreis übergeordnet weiter an seinem aufsteigenden Dreieck.
In den typischerweise schwachen Monaten Mai und Juni wird es daher nun darauf ankommen, wie tief Gold noch korrigieren wird. Ich vermute, dass der Boden irgendwo zwischen 1.200 und 1.250 US-Dollar zustande kommen wird. Eventuell hält sogar die 200-Tagelinie um 1.250 US-Dollar.
Für den Silberpreis bedeutet dies zwar zunächst ebenfalls einige weitere schwierige Wochen, sollte sich der Goldpreis aber ab dem Frühsommer wieder in Richtung der entscheidenden Widerstandszone um 1.360 US-Dollar nach oben bewegen, hätte Silber erhebliches Aufholpotenzial. Insofern lässt sich die derzeit extrem niedrige Volatilität wohl am besten mit der bekannten Redewendung „die Ruhe vor dem Sturm“ umschreiben.
Silberpreis in US Dollar – Fallender aber bullischer Keil
Auf dem Tageschart läuft der Silberpreis seit März in einen fallenden Keil hinein. Diese Formation ist bullisch und deren Auflösung könnte ab dem Frühsommer wieder für steigende Silberpreise sorgen. Bis es allerdings soweit ist, müsste Silber aber zunächst noch in Richtung 14,20 – 14,40 US-Dollar zurückfallen.
Aktuell haben sich die Bullen wieder bis an die nur noch leicht fallenden 200-Tagelinie (14,93 US-Dollar) voran getastet. Gleichzeitig konnte die Unterstützungszone um 14,70 – 15,00 US-Dollar erneut verteidigt werden. Das kurzfristige Bild bleibt aber angeschlagen. Im besten Fall gelingt in den nächsten Tage eine Erholung bis zur schnell fallenden 50-Tagelinie (15,14 US-Dollar).
An der saisonalen Komponente hat sich in den letzten sechs Wochen nichts geändert. Bis ca. Ende Juni war in der Vergangenheit wenig am Silbermarkt zu holen. Grundsätzlich finden Gold und Silber fast immer zwischen Ende Juni und Mitte August einen wichtigen Boden.
Mit dieser sommerlichen Trendwende im Rücken gelingt dann meist eine mehrmonatige Rally. Teilweise startete hier in der Vergangenheit aber auch nachhaltige Aufwärtswellen, die bis in das nächste Frühjahr liefen und sowohl Gold als auch Silber in neue Sphären katapultieren. Je ruhiger sich das Kursgeschehen im Frühsommer präsentieren wird, umso höher stehen die Chancen für eine derartige nachhaltige Aufwärtswelle!
Insgesamt betrachtet bleibt es bei dem immer wieder dargelegten Fahrplan. Gold- und Silber sollten bis zum Frühsommer noch leicht unter Druck bleiben, ohne dass dramatische Ausverkäufe zu befürchten sind. Jeder deutliche Rücksetzer sollte ab jetzt zu Käufen genutzt werden, um für das zweite Halbjahr bestens aufgestellt zu sein.
Silber in Euro Tageschart – Kaufkurse rücken näher
Auf Eurobasis ist der fallende Keil etwas flacher. Dennoch sieht es auch hier nach zunächst weiter fallenden Kursen aus. Zudem steht Silber hier kurzfristig vor einem Widerstandscluster, welches sich aus zwei fallenden Trendlinie und der 50-Tagelinie (13,48 Euro) zusammensetzt.
Ein direktes Durchkommen ist eher unwahrscheinlich. Vielmehr sieht es nach einem Abprallen an der ehemaligen Aufwärtstrendlinie nach unten aus.
Gleichzeitig könnte die breite Unterstützungszone zwischen 12,80 und 13,30 Euro tatsächlich halten.
Insofern gilt ab jetzt: Kurse unterhalb von 13,00 Euro sind Kaufkurse!
Silber unterhalb von 13,00 Euro KAUFEN
In den vergangenen Monaten gab es keinen Grund den gestiegenen Silbernotierungen hinterherzulaufen. Nun nähert sich der Euro-Silberkurs langsam, aber sicher wieder einem vernünftigen Chance/Risiko-Verhältnis und damit guten Einstiegsgelegenheiten.
Auf Sicht der nächsten zwei Monate gilt ab jetzt: Silber unterhalb von 13,00 Euro KAUFEN!
Bitte erwarten sie bei den Edelmetallen grundsätzlich keine fulminanten Kursgewinne, sondern machen sie sich nochmals klar, dass es sich bei den Edelmetallen um eine Versicherung gegen dramatische Verwerfungen an den Finanzmärkten handelt!
Auch wenn die Performance im Vergleich zu anderen Anlageklassen in den letzten Jahren ziemlich enttäuschend war, führt an den Edelmetallen als Stabilisator und ruhender Anker kein Weg vorbei. Die letzten drei Monate haben das mal wieder eindrucksvoll bewiesen.
Florian Grummes
Technischer Analyst,Goldnewsletter.de
Quelle: www.Gold.de