Aufgrund der um sich greifenden Coronavirus-Panik sind die weltweiten Finanzmärkte in den letzten zweieinhalb Wochen extrem stark unter Druck geraten. Zudem hat Saudi-Arabien einen Preiskrieg um das Öl angezettelt und damit in den letzten Tagen sprichwörtlich zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Der DAX verlor zum Wochenauftakt zeitweise über 10%, während der Handel am S&P500 aufgrund zu starker Kursverluste vorübergehend ausgesetzt wurde.
Die Stimmung war am Montagabend daher zumindest kurzfristig auf einem absoluten Tiefpunkt. Eine vorübergehende Erholung als Reaktion ist nun recht wahrscheinlich geworden und wohl schon angelaufen. Das finale Tief dürfte an den Aktienmärkten aber vermutlich noch nicht gesehen worden sein.
Erst im Bereich zwischen 8.200 und 8.700 Punkten wird der DAX aus antizyklischer Sicht wieder hochinteressant.
Gold konnte sich zunächst extrem stark in dem panischen Umfeld als sicherer Hafen behaupten und erreichte Montagnacht mit 1.703 US-Dollar ein neues 7-Jahreshoch. Allerdings hat die Volatilität in den letzten zwei Wochen am Goldmarkt dramatisch zugenommen.
Die Gefahr größerer Rückschläge aufgrund von Margin-Calls ist daher nicht von der Hand zu weisen. Außerdem hätte Gold aufgrund der weltweiten Verwerfungen in den letzten Tagen eigentlich doch besser performen müssen.
Der Aufwärtstrend ist aber natürlich ungefährdet intakt und gerät erst bei Kursen unterhalb von 1.400 US-Dollar ernsthaft in Gefahr.
Silber hingegen scheiterte mit seinem Ausbruch über 19 US-Dollar schon am 24.Februar und kam im Zuge der crashenden Rohstoffmärkte ebenfalls unter Druck. Bislang fehlt das große Finale der seit August 2018 laufenden Aufwärtswelle im Edelmetallsektor, in welchem Silber eigentlich typischerweise auf der Zielgerade zu einem wichtigen Zwischenhoch noch fulminant am Gold vorbei ziehen müsste.
Stattdessen ist Silber aus dem Aufwärtstrendkanal nach unten durchgerutscht und hinterlässt einen etwas angeschlagenen Eindruck. Kurzfristig sind bei beiden Edelmetallen erstmal etwas schwächere Kurse zu erwarten, die eventuell sogar eine Kaufchance beim Silber mit sich bringen könnten.
Tageschart Silber in US Dollar – Nächste Unterstützung um 16 US-Dollar
Sah es bis vor wenigen Wochen noch nach dem großen Finale im Frühling mit deutlich höheren Preisen für Gold und Silber aus, hat sich das Bild mittlerweile aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage doch etwas eingetrübt.
Auch auf die Gefahr hin das ein oder andere Prozent zu verpassen, empfiehlt sich derzeit eher ein vorsichtiges Herangehen. Schließlich können auch die Edelmetalle in deflationären Liquidationsphasen, wie wir sie in den letzten Tagen zweifelsohne erlebt haben, empfindlich unter Druck geraten.
Zudem bleibt der Bogen an den Terminmärkten für Gold und Silber extrem überspannt. Hier haben die spekulativen Marktteilnehmer (Hedge Fonds) gigantische Long-Positionen im Papier-Gold aufgebaut, während die Profis mit der größten Short-Position aller Zeiten dagegenhalten.
Dass die kommerzielle Short-Position hier weiter überrannt wird, ist natürlich eine Option. Bislang konnten die Profis und Bullion Banken die Gold- und Silbermärkte seit dem Zusammenbrechen des London Gold Pools 1968 aber noch immer zu ihren Gunsten drehen.
Gerade in einer Liquidationsphase wie aktuell sind die spekulativen Long-Positionen, welche meist mit einer Margin-Hinterlegung gekauft wurden, stark gefährdet. Bei einem Margin-Call müssen die Händler auch „gute“ Positionen über Bord werfen. Gerade Gold ist anfällig dafür.
Im Deflationssommer 2008 beispielsweise fiel der Goldpreis innerhalb von drei Monaten von 990 US-Dollar bis auf 680 US-Dollar. Als den Marktteilnehmern dann Anfang November langsam klar wurde, dass die Notenbanken die Geldschleusen massiv öffnen würden, war der Goldpreis bereits der erste, der seinen Boden gefunden hatte. Während der DAX im folgenden Februar/März das finale Tief erreichte, hatte sich Gold schon wieder bis auf 1.000 US-Dollar erholt.
Bis zum Top bei 1.920 US-Dollar im Sommer 2011 konnte sich der Goldpreis damals ausgehend vom Deflationstief bei 680 US-Dollar insgesamt fast verdreifachen. Auch das Silber kam 2008 zunächst massiv unter Druck, konnte sich dann aber vom Tief bei 8,50 US-Dollar innerhalb von zweieinhalb Jahren bis auf fast 50 US-Dollar fast verfünffachen.
Langfristig kann man dem Silber daher ganz klar enorme Chancen zusprechen. Charttechnisch hat der Silberpreis in US-Dollar im Gegensatz zum Gold aber seine mehrjährige Bodenbildungsphase noch immer nicht verlassen.
Der gescheiterte Ausbruch über 17,50 US-Dollar sowie der Bruch des Aufwärtstrendkanals werfen nun zunehmend ein fahles Licht auf den Tageschart.
Noch können sich die Notierungen allerdings um die steigenden 200-Tagelinie (17,10 US-Dollar) halten. Das Momentum, ablesbar am Stochastik Oszillator, will aber nicht so recht in die Gänge kommen. Da der Silberpreis in der vorletzten Woche bereits das Tief vom Dezember leicht unterboten hatte und bislang nicht den Weg zurück in den Trendkanal gefunden hat, ist ein Abrutschen in Richtung von ca. 16,00 US-Dollar gut möglich.
Obendrein notiert das Gold/Silber-Ratio mit Werten oberhalb von 97 auf dem höchsten Stand seit 1991. Da hier bislang keine Trendwende zu erkennen ist, sind auch Anstiege über 100 und damit eine weitere eklatante Silberschwäche denkbar.
Zusammengefasst macht der Silberpreis einen etwas angeschlagenen Eindruck. Das inflationssensible Edelmetall hat in der aktuellen Marktsituation natürlicherweise einen schweren Stand. Sowohl der Tageschart als auch der CoT-Bericht lassen außerdem zunächst keine fulminante Kurssprünge erwarten.
Im Bereich um bzw. oberhalb von 16,00 US-Dollar könnte der erste Rücksetzer aber bereits enden. Langfristig hat Silber enormes Potenzial, so dass Zukäufe in Schwächephase in jedem Fall Sinn machen. Sollte Gold aber doch noch die Kurve kriegen und schon in Kürze in Richtung 1.800 US-Dollar durchstarten, hellt sich das Bild für den Silberpreis natürlich deutlich auf.
Silberpreis in Euro – Tiefstkurse um ca. 14,70 Euro denkbar
In Euro gerechnet erreichte der Silberpreis, wie bereits am 29.01.2020 in meinem Artikel “Silber – Gewaltiges Aufholpotenzial?”, vermutet tatsächlich die Marke um 17,50 Euro. Seit diesem Hoch am 24.Februar geht es aber für die Silbernotierungen steil bergab, so dass aktuell nur noch 14,91 Euro für eine Feinunze bezahlt werden müssen.
Charttechnisch hat sich das Bild dadurch deutlich eingetrübt. Innerhalb des seit dem Herbst 2018 etablierten Aufwärtstrendkanal wäre sogar ein Rücklauf bis in den Bereich um 13,75 Euro nicht auszuschließen. Die 200-Tagelinie (15,41 Euro) konnte dem Druck der Bären in den letzten Tagen jedenfalls nicht mehr standhalten.
Immerhin wartet um 14,25 bis 14,50 Euro eine erste Unterstützungszone.
Außerdem sind sowohl der Tages- als auch der Wochenchart leicht überverkauft, wodurch sich grundsätzlich das Chance/Risiko-Verhältnis für einen Long-Einstieg schon mal verbessert hat.
Insgesamt sieht es zunächst nach weiter fallenden Notierungen aus. Spätestens im Bereich um 13,50 bis 13,75 Euro dürfte Silber aber einen ersten Boden finden. Wer also weitere Zukäufe im Silber plant, kann bei Kursen unterhalb von 14,00 Euro wieder zugreifen.
Neues Kauflimit unterhalb von 14,00 Euro
Silber befindet sich aktuell in einem Rücksetzer. Dieser hat aber noch Luft nach unten. Es empfiehlt sich ein neues Kauflimit unterhalb von 14,00 Euro.
Bitte erwarten Sie bei den Edelmetallen grundsätzlich keine fulminanten Kursgewinne, sondern machen sie sich nochmals klar, dass es sich bei den Edelmetallen um eine Versicherung gegen dramatische Verwerfungen an den Finanzmärkten handelt!
Florian Grummes
Technischer Analyst
Goldnewsletter.de