Schon seit Mitte April konsolidiert der Goldpreis seitwärts und sorgt mit seinem trendlosen Hin- und Her für ein Wechselbad der Gefühle. In derartigen Marktphasen werden Trendfolger bestraft und ständig auf die falsche Fährte gelockt. Nur gewiefte und sehr kurzfristig agierende Trader können hier, wenn überhaupt, Geld verdienen.
Allerdings war eine Verschnaufpause am Goldmarkt dringend notwendig, nachdem die Notierungen seit dem Atugust 2018 um über 50% zulegen konnten. Auch erholte sich der Goldpreis ab Mitte März als erster vom Corona-Crash und war damit allen anderen Marktsektoren voraus gelaufen. Außerdem passt die korrektive Seitwärtsphase gut zum saisonalen Muster im Frühling.
Vergleicht man die aktuelle Konsolidierung mit der Konsolidierung im Frühjahr 2019 sowie mit der im Herbst 2019 sind die Ähnlichkeiten frappant. Auch jetzt scheint dem Goldpreis Schritt für Schritt das Kunststück zu gelingen, ohne allzu große Rücksetzer die überkaufte Lage und das heiß gelaufene Sentiment über die Zeitachse zu bereinigen. Die Volatilität kommt bereits seit Mitte März deutlich zurück.
Dieses Verhalten ist typisch für einen Bullenmarkt!
Auf Sicht der kommenden Sommermonate dürfte der Goldpreis daher höchstwahrscheinlich seine nächsten Kursziele bei 1.800 US-Dollar und 1.920 US-Dollar anpeilen. Allerdings schüttelt Gold gerne noch rechtzeitig vor dem nächsten Anstieg alle schwachen Hände mit einem letzten tückischen Rücksetzer ab.
Insofern gilt es derzeit geduldig abzuwarten. Schwache Kurse und Rücksetzer unter 1.700 US-Dollar bzw. unter 1.500 Euro sind schon wieder Kaufchancen. Auf der Oberseite signalisiert nur ein mehrtägiger Schlusskurs oberhalb von 1.750 US-Dollar das Ende der Seitwärtsphase und den erfolgreichen Ausbruch.
Goldpreis-Chart in US-Dollar – Weiterhin seitwärts
Noch immer sind die Spot-Goldnotierungen in der grauen Box gefangen und konsolidieren seitwärts zwischen 1.660/1.670 US-Dollar auf der Unterseite und 1.745/1.765 US-Dollar auf der Oberseite. Rückblickend war unser Pessimismus im April durchaus gerechtfertigt. Allerdings kam es nicht zu einer tiefen Korrektur.
Vielmehr hielten sich Bullen und Bären gegenseitig in Schach.
Dank der wochenlangen Konsolidierung ist die 50-Tagelinie (1.714 US-Dollar) mittlerweile beim aktuellen Preisgeschehen angekommen und dient als eine Unterstützung. Ebenso sorgt die Oberkante des Aufwärtstrendkanals für regelmäßige Stabilisierung, denn die Bullen können das Preisgeschehen nach wie vor oberhalb dieses seit August 2018 laufenden Aufwärtstrendkanals halten.
Gleichzeitig bewegen sich die Bollinger Bänder seit Wochen parallel seitwärts, so dass schon jetzt ein sogenannter Bollinger Band Squeeze absehbar wird. Dabei ist der zu erwartende Squeeze ein reines Spiegelbild der Volatilität, die aus ruhigem Fahrwasser relativ plötzlich zu deutlich wilderen Preisschwüngen wechselt. Letztlich entlädt sich der über Wochen aufgestaute Druck in einer scharfen Kursbewegung. Ähnliches war am Goldmarkt zuletzt kurz vor Weihnachten und dann nochmal Mitte Februar zu beobachten.
Sobald der Squeeze startet, könnte der Goldpreis schnell bis auf ca. 1.800 -1.815 US-Dollar anziehen. Kurse oberhalb von 1.738 US-Dollar würden dazu eine erste Indikation liefern, während ein mehrtägiger Schlusskurs oberhalb von 1.750 US-Dollar bereits den sich entfaltenden Squeeze bestätigt.
Dementgegen steht allerdings die überkaufte Stochastik auf dem Tages-, Wochen- und Monatschart.
Während Wochen- und Monatschart in einem Bullenmarkt meist über einen langen Zeitraum im überkauften Zustand verweilen, wäre zumindest ein neutrales Momentum auf dem Tageschart hilfreich. Andernfalls könnte den Bullen auf dem Weg in Richtung 1.800 US-Dollar schon wieder die Luft ausgehen. Insofern könnte die immer noch laufende Konsolidierung auch aus dieser Perspektive einen nochmaligen Rücksetzer unter 1.700 US-Dollar gut vertragen.
Zusammengefasst kann die Konsolidierung beim Goldpreis als recht weit fortgeschritten bezeichnet werden.
Vermutlich befinden wir uns im letzten Viertel. Noch fehlt aber jede Indikation, dass der Ausbruch unmittelbar bevorsteht. Ein nochmaliger tückischer Rücksetzer kann daher nicht ausgeschlossen werden. Kurse deutlich unter 1.660 US-Dollar sind aber nicht mehr absehbar. Vielmehr sorgt der angelaufene Crack-Up-Boom (Katastrophenhausse) aufgrund der ständig wachsenden Geldmenge regelmäßig für neue Käufer bei den jeweiligen Rücksetzern.
Auf der Oberseite signalisieren Kurse oberhalb von 1.738/1.740 US-Dollar den sich anbahnenden Ausbruch, während auf der Unterseite erst Kurse unterhalb des Tiefs vom 21.April (1.660 US-Dollar) ein Umdenken erzwingen würden. Deutlich tiefere Kurse sind am Goldmarkt nur denkbar, wenn die Finanzmärkte insgesamt erneut aufgrund einer zweiten Corona-Welle oder dramatischen geopolitischen Verwerfungen implodieren.
Sehr viel maßgeblicher scheinen aber die weltweiten Bilanzausweitungen der Notenbanker, die letztlich alle Assetklassen nominal weiter nach oben drücken werden.
Kauflimit unterhalb von 1.545 Euro erfolgreich
In Euro setzte der Goldpreis in den letzten Wochen bis auf 1.477 Euro zurück. Damit hat unser Kauflimit unterhalb von 1.545 Euro problemlos gegriffen. Auch jetzt, bei Kursen um 1.535 US-Dollar sind weitere Zukäufe gerechtfertigt. Natürlich sind die aktuellen Preise im Vergleich zu den letzten Jahren relativ hoch. Darauf zu setzten, dass der Goldpreis aber nochmal deutlich billiger wird, wäre im aktuellen Umfeld zu riskant.
Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst
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