Liebe Leserin, lieber Leser, auch heute wollen wir uns noch einmal mit den Berechnungsmethoden und Modifikationen an den Verbraucherpreisindizes beschäftigen.
Nachdem wir uns in den vorhergehenden Ausgaben intensiv damit beschäftigt haben welche methodischen (und nebenbei bemerkt äußerst trickreichen) Veränderungen insbesondere bei der Erstellung des US-amerikanischen CPI-U in den letzten 30 Jahren vorgenommen wurden, möchte ich heute wieder einmal auf den US-Ökonom John Williams zu sprechen kommen.
John Williams – der die Wahrheit über die Inflation spricht
Als eifriger Leser kennen Sie John Williams sicher schon. Der US-Ökonom rechnet die offiziellen US-Indizes nach. Dabei benutzt er Methoden zu Berechnung, wie sie die Offiziellen noch vor ein paar Jahren selbst einmal benutzt haben und kommt dabei auf komplett andere (und nebenbei bemerkt, höchst erschreckende) Ergebnisse, als die offiziellen Stellen. Nach seinen Berechnungen liegt beispielsweise die tatsächliche Arbeitslosenrate der USA bereits bei fast 23%, während das BIP-Wachstum im negativen Bereich herum pendelt.
Das ist aber noch nicht alles, denn John Williams berechnet selbstredend auch den Verbraucherpreisindex (also den CPI) der USA nach alten Methoden, bzw. ohne all die trickreichen Bereinigungen und Modifizierungen, welche die Offiziellen nutzen.
Hierbei berechnet er einen alternativen CPI und stellt diesen den offiziellen CPI-U Berechnungen gegenüber. Doch dazu erst weiter unten.
Zuvor wollen wir noch einen Blick auf einen anderen Chart werfen:
Quelle: shadowstats.com (Courtesy of ShadowStats.com)
Hier sehen Sie: in rot ist die Entwicklung des offiziellen CPI-U, wie er vom Bureau of Labor Statistics berechnet wird, angegeben. In gelb sehen wir die Entwicklung des C-CPI-U (Sie erinnern sich sicher an die Dailies von letzter Woche: der C-CPI-U ist die, während der Amtszeit der zweiten Bush-Administration vorgestellte Alternative zum CPI). In blau sehen wir den von Williams berechneten Pre-Clinton-Era-CPI, der nach den Methoden wie sie noch 1990 benutzt wurden berechnet wird.
Zum Unterschied zwischen CPI-U und C-CPI-U
Der C-CPI-U weist – wie wir sehen – noch einmal eine deutlich niedrigere Inflation aus als der offizielle CPI-U, da der C-CPI-U auf weiteren Modifikationen beruht und überdies als Kettenindex berechnet wird.
Williams geht davon aus, dass der C-CPI-U die Inflationsrate gegenüber dem CPI im Durchschnitt um 0,4 % nach unten verzerrt.
Wie berechnet Williams den Pre-Clinton-Era-CPI?
Mit dem Pre-Clinton-Era-CPI versucht Williams schlicht die starke Verzerrung durch die Einführung der geometrischen Gewichtung (während der Clinton-Administration) auszumerzen.
Den Pre-Clinton-Era-CPI berechnet Williams also indem er den CPI von den Auswirkungen der geometrischen Gewichtung bereinigt.
Die Auswirkungen durch hedonische Methoden oder Interventionsbereinigung bezieht er hier also nicht mit ein.
Doch ist es nicht faszinierend zu sehen, dass die Berechung des CPI ohne diese eine methodische Veränderung, also die geometrische Gewichtung, bereits solch eine starke Differenz hervorruft?!
US-Inflation ohne jegliche Beschönigung
Doch, ehrlich gesagt, das ist noch gar nichts im Vergleich zu der Differenz zwischen dem offiziellen CPI-U und John Williams alternativ berechnetem Verbraucherpreisindex, der nach den Methoden von 1980 berechnet wird. Sehen Sie sich einmal folgenden Chart an:
Quelle: shadowstats.com (Courtesy of ShadowStats.com)
In rot sehen wir hier die Entwicklung des offiziellen CPI-U. In blau die Entwicklung des SGS Alternate CPI, wie ihn John Williams berechnet. Erschreckend, nicht wahr?! Nach John Williams liegt die aktuelle jährliche Inflationsrate in den USA nicht, wie offiziell ausgewiesen, bei 1,7%, sondern bereits bei fast 10%. Doch wie erstellt Williams den SGS Alternate CPI eigentlich?
Beim Pre-Clinton-Era-CPI nimmt Williams – ich sage einmal lapidar – die geometrische Gewichtung heraus. Doch beim alternativen CPI bereinigt Williams den CPI nicht nur um die geometrische Gewichtung, sondern auch um die früheren Methoden zur Modifikation.
Sie erinnern sich, dass bereits seit Beginn der 1980er Jahre Modifikationen und Qualitätsbereinigungen bei der Berechnung des CPI eingesetzt werden.
Hierzu zählt unter anderem die Umstellung auf den Eigenmietwert für den Preis des Wohnens im Eigenheim und zwar gemessen an der Entwicklung der Mieten für vergleichbare Wohnobjekte. Diese Modifikation wurde 1983 als wohl eine der frühesten eingeführt. Zuvor dienten sowohl die jeweiligen Immobilienpreise als auch die Kapitalkosten als Maßstab. (Hübsch nicht?! Hilft sicher, wenn die Mieten stagnieren, aber die Immobilienpreise – z.B. während einer Blase – explodieren. 😉 )
Nun, wie gesagt, Williams berechnet seinen Alternate CPI also nicht nur indem er um den Einfluss der geometrischen Gewichtung bereinigt, sondern auch indem er die vorhergehenden methodischen Veränderungen aus der Berechnung herausnimmt.
Man könnte also sagen: John Williams berechnet seinen SGS Alternate CPI auf der Grundlage der Methoden aus dem Jahre 1980.
Ist das Ergebnis nicht beeindruckend?
So long liebe Leser…damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Ihnen noch einen gesunden und uns allen einen nicht allzu kalten Start in die neue Woche…liebe Grüße und bis morgen…
Ihre Miriam Kraus
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