Edelmetallpreise tun sich weiterhin schwer

Stand: 10.11.2023 von Florian Grummes

Mit dem scharfen Ausverkauf ab Ende September, der darauffolgenden mehrtägigen Bodenbildungsphase sowie der ansehnlichen Erholung (+14,6 %) in den ersten Oktoberwochen sah es so aus, als ob die fünfmonatige Korrektur am Silbermarkt endlich beendet worden wäre. Allerdings liefen sich die Silbernotierungen nach der zweiwöchigen Rally schnell an der leicht fallenden 200-Tagelinie (23,25 US-Dollar) fest.

Zusammen mit dem ebenfalls korrigierenden Goldpreis kam auch der Silberpreis in den letzten Tagen wieder etwas unter Druck, wobei der Rücksetzer bislang überschaubar ausfiel. Insgesamt bleibt es am Silbermarkt jedoch weiterhin bei tieferen Hochs und tieferen Tiefs.

Von einer übergeordneten bullischen Trendwende kann man daher noch immer nicht sprechen.

USA mit massivem Schuldenproblem

US-Staatsverschuldung und US-Zinszahlungen. Quelle: Federal Reserve Bank St.Louis

Angesichts des massiven Schuldenproblems, welches sich in den USA seit dem Ende des Goldstandards in den letzten 52 Jahren sukzessive aufgetürmt hat, führt an den Edelmetallen trotz deren durchwachsener Performance in den letzten Monaten kein Weg vorbei.

Schließlich steigen sowohl die US-Staatsschulden als auch die US-Zinszahlungen dramatisch und vor allem exponentiell an. Allein die jährlichen Zinskosten für die US-Schulden belaufen sich mittlerweile auf über eine Billion US-Dollar pro Jahr.

Diese Summe hat sich in den letzten 19 Monaten verdoppelt und entspricht aktuell ca. 4% des jährlichen US-BIP.

Verhältnis der US-Schulden zum US-BIP. Quelle: Holger Zschäpitz

Die amerikanische Staatsverschuldung ist im Oktober um ca. 530 Milliarden US-Dollar weiter angestiegen und wird für 2023 auf rund 33,7 Billionen US-Dollar prognostiziert! Bei einem Bruttoinlandsprodukt von ca. 26,9 Billionen US-Dollar entsprechen die US-Schulden ca. 137,4 % der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Statistisch betrachtet sind in den letzten 120 Jahren 98 % aller Länder, in denen die Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt über 130% kletterte, in den Konkurs gegangen!

Eine US-Staatspleite ist allerdings ziemlich ausgeschlossen. Stattdessen werden die USA die Weltreservefunktion ihres US-Dollars weiter missbrauchen und wie immer Währung aus dem Nichts erschaffen.

Aktuell fährt die US-Zentralbank allerdings noch einen restriktiven Kurs und schnürt den Märkten die Liquidität mittels Zinserhöhungen und Quantitative Tightening in beispielloser Härte ab.

Das ist auch einer der Hauptgründe dafür, warum sich die Edelmetallpreise weiterhin schwertun.

Parallel sorgt jedoch die US-Regierung mit einer gewaltigen fiskalischen Stimulierung künstlich für ein Scheinwachstum der US-Wirtschaft. Außerdem wurden Liquiditätsmaßnahmen der Zentralbanker wie das Bank Term Funding Program (BTFP) zur Bankenrettung geschickt im US-Einlagensicherungsfond FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) versteckt.

Summe der Bankkredite aller Geschäftsbanken. Quelle: Federal Reserve Bank St.Louis

Insgesamt ist der nächste “Papiergeld-Tsunami” allerdings bereits vorprogrammiert und dürfte im kommenden Jahr angesichts der sich abzeichnenden Kreditkontraktion in Windeseile ausgerollt werden. Nur harte Vermögenswerte außerhalb des Finanzsystems wie bspw. Edelmetalle werden dann noch die Kaufkraft erhalten können.

Silber in US-Dollar – Wochenchart

Silber in US-Dollar, Wochenchart vom 10.November 2023. Quelle: Tradingview & Gold.de

Bereits seit über drei Jahren konsolidiert der Silberpreis innerhalb eines großen Dreiecks. Ein Ausbruch nach oben wäre nur mit Kursen klar oberhalb von 25,30 US-Dollar bestätigt. Erst dann wäre der Weg frei bis zur starken Widerstandszone um 30 US-Dollar. Auf der Unterseite hat die Unterstützung bei 20,60 US-Dollar Anfang Oktober gehalten.

Insgesamt bewegt sich der Silberpreis im großen Bild weiterhin ohne klaren Trend seitwärts.

Die Lage auf dem Wochenchart bleibt damit bis auf weiteres neutral. Der Ausbruch aus dem großen Konsolidierungsdreieck rückt aber näher.

Silber in US-Dollar – Tageschart

Silber in US-Dollar, Tageschart vom 10.November 2023. Quelle: Tradingview & Gold.de

Auf dem Tageschart fällt der Rücksetzer bis auf 22,28 US-Dollar bislang überschaubar aus, während die Tages-Stochastik schon wieder die überverkaufte Zone erreicht hat. Das verbleibende Rückschlagspotenzial dürfte daher kurzfristig begrenzt sein. Bis an das 61,8 %-Retracement bei 21,83 US-Dollar könnte der Rücksetzer theoretisch noch laufen, allerdings würde das untere Bollinger Band die Kurse momentan bereits um 22,43 US-Dollar unterstützen.

Beide Bollinger Bänder haben sich aktuell stark zusammengezogen und könnten zunächst eine sehr enge Handelsspanne über mehrere Tage erzwingen.

Sobald sich ein Boden bzw. Trendwende etabliert hat, müssten die Bullen im nächsten Schritt die 200-Tagelinie (23,26 US-Dollar) zurückerobern. Ausgehend von diesem wichtigen Durchschnitt als Fundament und Sprungbrett wäre dann in den typischerweise starken Monaten Januar und Februar zunächst ein Ausbruch über die Abwärtstrendlinie der letzten Monate im Bereich um 24 US-Dollar sowie ein Anstieg bis an die obere Begrenzung des Dreiecks bei ca. 25 US-Dollar denkbar.

Zusammengefasst ist der Tageschart kurzfristig noch mit Vorsicht zu genießen.

Die am 3.Oktober begonnene Erholung ist derzeit unterbrochen. Sobald das Tief gefunden wurde, sollte ein zweiter Teil der Erholung zumindest Kurse in Richtung von ca. 24 und eventuell 25 US-Dollar mit sich bringen.

Konklusion: Silber – Überschaubare Zwischenkorrektur

Die Edelmetallkurse meldeten sich nach der fünfmonatigen Korrekturphase ab Anfang Oktober mit einer fulminanten Erholung zurück. Fast alle Marktteilnehmer dürften von der Schärfe dieser Erholung überrascht worden sein.

Dennoch ist es dabei bislang weder dem Gold noch dem Silber gelungen, das größere Chartbild auf bullisch zu drehen. Zwar stehen die Chance auf eine weitere Aufwärtswelle im Anschluß an den laufenden Rücksetzer gut, sollte die Erholung bis zum Frühjahr insgesamt aber nur dreiteilig werden, hätte sie lediglich korrektiven Charakter.


Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst
www.midastouch-consulting.com

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