Dreistellige Silberpreise auf lange Sicht möglich

Stand: 31.05.2024 von Florian Grummes

Während der Goldpreis schon seit Mitte April konsolidiert und kein nachhaltiges Aufwärts-Momentum mehr zustande bringt, haben die Silber-Bullen die Kontrolle über den Silbermarkt übernommen. Insbesondere sorgte hier der Anstieg über 25 US-Dollar Ende März für den lang ersehnten Befreiungsschlag, welchen die Silber-Bullen direkt auch zum Ausbruch über die große Widerstandszone um 30 US-Dollar nutzen konnten. Damit ist die Rallye am Silbermarkt weiterhin intakt und lässt schon in den kommenden Wochen Kurse um ca. 35 US-Dollar erwarten.

Der Silberpreis konnte in den letzten Wochen einen beeindruckenden Anstieg verzeichnen und insbesondere die jahrelang deckelnde Widerstandsmarke um 30 US-Dollar überwinden. Da der Silberpreis inflationsbereinigt aber immer noch weit unter seinen hypothetischen Höchstständen von 2011 bei rund 70 US-Dollar und 1980 bei etwa 152 US-Dollar handelt, kann man auch bei Kursen oberhalb von 30 US-Dollar von einer relativ niedrigen Bewertung sprechen.

Differenz Silber Spot in Prozent USA & China, vom 28.Mai 2024

Differenz Silber Spot in Prozent USA & China, vom 28. Mai 2024. Quelle: PRETIORATES

Tatsächlich ist Silber einer der wenigen Rohstoffe, die noch immer deutlich unter ihren historischen Höchstständen aus dem Jahr 1980 gehandelt werden. Während viele andere Rohstoffe wie Öl, Kupfer oder Eisenerz ihre Rekordpreise von 1980 in den letzten Jahren übertroffen haben, blieb der Silberpreis hartnäckig unter seinem Allzeithoch von rund 50 US-Dollar pro Unze aus dem Januar 1980.

Selbst der Höchststand um 50 USD im April 2011 konnte diesen Rekordwert nicht nachhaltig überschreiten. Im Gegensatz dazu haben sich die Preise für Gold, Platin und Palladium in den letzten Jahrzehnten weit über ihre 1980er Höchststände hinaus entwickelt. Der Silberpreis dürfte im großen Bild also noch erhebliches Aufhol- und Aufwärtspotenzial haben.

Fundamental sorgt die steigende industrielle Nachfrage insbesondere aus der Photovoltaik-Branche in Verbindung mit der physischen Nachfrage aus China und Indien für gewaltigen Druck auf das limitierte Angebot. So werden die Gold- und Silberpreise mittlerweile vom chinesischen Markt diktiert, denn chinesische Investoren zahlen in Shanghai immer noch einen Aufschlag von fast 2 % für physisches Gold.

Physisches Silber wird dort sogar mit einem Aufschlag von über 12,5 % gehandelt. Damit ist die Manipulation an der COMEX und den westlichen Rohstoff-Börsen mittels ungedecktem Papier-Silber beendet. Und solange diese hohen Aufschläge in China bestehen bleiben, dürfte der Aufwärtstrend beim Silber zunächst weitergehen.

Silber in US-Dollar – Tageschart

Silber in US-Dollar, Tageschart vom 31. Mai 2024

Silber in US-Dollar, Tageschart vom 31. Mai 2024. Quelle: Tradingview

Rückblickend begann der laufende Aufwärts-Zyklus am Silbermarkt am 3. Oktober 2023 mit einem Tiefpunkt bei 20,67 US-Dollar. In der Spitze konnte der Silberpreis seitdem um mehr als 57 % zulegen! Insgesamt war dieser beeindruckende Anstieg allerdings keine Einbahnstraße, denn es kam insbesondere von Anfang Dezember bis Ende Februar zu einer langgezogenen und zähen Seitwärts-Konsolidierung. Seit Ende Februar zieht der Silberpreis jedoch steil an und hat innerhalb des Edelmetall-Sektors klar die Führung übernommen.

Dabei führte der Anstieg über 25 US-Dollar Anfang April auch zum klaren Ausbruch aus dem großen Konsolidierungsdreieck, in dem der Silberpreis die letzten dreieinhalb Jahre gefangen war. Beflügelt von diesem Befreiungsschlag zogen die Silber-Notierungen zügig weiter bis auf 29,79 US-Dollar an. Allerdings sorgte die Widerstandszone um 30 US-Dollar zusammen mit dem Rücksetzer am Goldmarkt ab Mitte April zunächst für ein Abprallen, so dass die Feinunze Silber Anfang Mai nochmals für wenige Tage um 26 US-Dollar zu haben war.

Gestärkt von diesem Durchschnaufen kamen die Silber-Bullen aber sofort zurück in den Markt. Zielstrebig und mühelos sprengten sie im nächsten Schritt die große Widerstandszone um 30 US-Dollar, woraufhin die Silberpreise mit 32,50 US-Dollar schnell auf den höchsten Stand seit Dezember 2012 anziehen konnten.

Erst hier kam es in der letzten Woche zu einem neuerlichen Rücksetzer, welcher bislang mit einem Tief von 30,04 US-Dollar aber lediglich das Ausbruch-Niveau erfolgreich getestet hat. In der heute zu Ende gehenden Handelswoche blieben die Silber-Bullen am Drücker, verfehlten mit 32,30 US-Dollar allerdings leicht das Hoch der Vorwoche.

Oberhalb von ca. 29 US-Dollar ist die dynamische Ausbruchs- und Aufwärtsbewegung am Silbermarkt weiterhin intakt. Wir hatten aus der Dreiecksformation ein erstes Kursziel bei ca. 35 US-Dollar ermittelt und vermuten, dass dieses in den kommenden Wochen erreicht werden kann. Das obere Bollinger Band gibt auf dem Tageschart bereits Kurse um 33,33 US-Dollar frei.

Darüber wartet die nächste Widerstandszone zwischen ca. 34 und 37,50 US-Dollar. Zuletzt wurde in dieser Preisregion zwischen März 2011 und Dezember 2012 gehandelt. Ein direktes Überschießen bis auf ca. 50 US-Dollar wäre zwar angesichts des Nachholbedarfs beim Silberpreis nicht ganz auszuschließen, ist aber angesichts der starken Widerstände auf dem Weg nach oben nicht sehr wahrscheinlich. Wir vermuten eher, dass die laufende Rallye im Bereich um ca. 35 USD zunächst ihren Abschluss finden wird.

Silber in Euro – Tageschart

Silber in Euro, Tageschart vom 31. Mai 2024

Silber in Euro, Tageschart vom 31. Mai 2024. Quelle: Tradingview

Auf Euro-Basis steht ausgehend vom letzten Tiefpunkt bei 20,15 Euro am 22. Januar in der Spitze ein Anstieg von 48,5 % innerhalb von gerade einmal vier Monaten zu Buche. Zuletzt konnte der Silberpreis am 20. Mai mit 29,92 Euro auf den höchsten Stand seit dem Dezember 2012 haussieren.

Silberpreis in Euro seit 1979, vom 31. Mai 2024

Silberpreis in Euro seit 1979, vom 31. Mai 2024. Quelle: GOLD.DE

Interessanterweise sind die Allzeithochs um 34,15 Euro und um 34,50 Euro gar nicht mehr so weit entfernt, denn sowohl im Jahr 2011 als auch 1980 waren der Euro bzw. die D-Mark gegen den US-Dollar viel stärker als heute.

Es würde uns nicht wundern, wenn die Silberkurse in den kommenden Wochen den Bereich um ca. 33 bis 34,50 Euro erstmals seit 2011 zumindest einmal attackieren würden. Angesichts der fast acht Monate währenden Rallye als auch der überkauften Lage gehen wir jedoch davon aus, dass die Silber-Bullen hier zunächst scheitern werden und im Anschluss eine längere Konsolidierungsphase notwendig werden wird.

Konklusion: Silber-Bullen auf dem Vormarsch

Spätestens seit Ende April hat der Silberpreis die Führung im Edelmetall-Sektor übernommen. Der Goldpreis hingegen will nicht mehr so recht Dynamik auf der Oberseite entwickeln und konnte am Pfingstmontag nur mühevoll mit 2.450 US-Dollar auf ein minimal höheres neues Allzeithoch ansteigen.

Die Silber-Bullen hingegen machen weiterhin einen agilen und hungrigen Eindruck. Technisch wäre ein Anstieg bis auf ca. 35 US-Dollar locker machbar. Auch etwas höhere Kursziele bis in den Bereich um ca. 37 US-Dollar sind denkbar.

Trotzdem sei daran erinnert, dass Edelmetall-Rallyes immer mit einem Schlussspurt am Silbermarkt enden. D. h. der starke Silberpreis dürfte das Schlusskapitel der im Oktober begonnenen Rallye aufgeschlagen haben. Die Edelmetallpreise müssten daher im Anschluss an das kommende Zwischenhoch vermutlich für einige Wochen, wenn nicht sogar Monate, konsolidieren und korrigieren.

Im großen Bild dürfte der Silberpreis aber in den kommenden Jahren nicht nur locker sein Allzeithoch um 50 US-Dollar wiedersehen, sondern sollte sich darüber hinaus auch in Richtung dreistelliger Kurse entwickeln können.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte
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