Dazu könnte es unter Umständen in nächster Zeit kommen. Jedoch nicht weil sich plötzlich durch gesteigerte Nachfrage ein Angebotsdefizit bei den Seltenen Erden ergeben hätte, sondern weil ein Streit über die Rechte im südchinesischen Meer erneut aufgeflammt ist. Um das besser zu verstehen muss man die Geschichte betrachten.
In nachfolgender Übersicht sieht man das 3,5 Mio. km² große Meer neben China von Staaten wie Japan, Indonesien, Vietnam, Kambodscha, Philippinen, Südkorea und Taiwan als Anrainerstaaten umgeben.
Dieser Meeresteil ist als Transportweg Richtung Westen, als fischreiches Gebiet und als rohstoffreiche Region für alle Staaten ein wichtiger Teil der Wirtschaft. China spekuliert auf die vielen kleinen Inselgruppen im Meer wie z.B. die Spratly Islands und die Paracel Islands, die reich an Rohstoffen sind. Hier in einem Detailausschnitt des Meeres zu erkennen
Den Anrainerländern stehen vorgelagerte Flächen samt Inseln im Abstand von 400 Seemeilen zur Küste als quasi zugesprochenes Eigentum zur freien Verfügung und der Seeweg als Transportstraße ist für alle offen.
China als kommende Weltmacht sieht sich jedoch auf dominante Weise als rechtmäßiger Eigentümer dieses Meeres und beruft sie sich auf eine alte Karte, auf der erkennbar wäre, dass ihnen das alleinige Recht auf das Meer zustünde. Natürlich zum Nachteil aller Anrainerländer.
Da am Verhandlungsweg keine Einigung mit China erzielbar war, so zogen die Anrainerstaaten vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag, um dies von oberster Stelle befinden zu lassen. Nun der Paukenschlag. Der Gerichtshof hat am 12. Juli 2016 dem Ansuchen der Anrainerstaaten in nahezu allen Punkten Recht gegeben und die Karte der Chinesen als unrechtens erkannt. Die 400-Meilen-Grenze muss somit weiter bestehen bleiben, ebenso wie alle Wegerechte. China wurde der Anspruch auf „Eigentum“ des südchinesischen Meeres abgesprochen.
Um jetzt die Querverbindung zu den seltenen Erden besser zu verstehen, müssen wir ins Jahr 2010 zurückgehen, wo Japan zwei illegale chinesische Fischerboote aufgebracht hat, die, wie man so sagt, in fremden Gewässern gefischt hatten. Der daraus resultierende Streit zwischen China und Japan führte dazu, dass man von Seiten Chinas die Lieferungen der im eigenen Land abgebauten seltenen Erden nach Japan einfror. China mit rd.80% Weltmarktanteil als Hauptlieferant dieser Rohstoffe und Japan als einer der Hauptabnehmer in der Elektronikindustrie. Das Ergebnis kennen wir. Die Preise für seltene Erden schossen danach regelrecht in den Himmel.
Nun stehen wir erneut vor einer Situation, bei der keine klare Lösung erkennbar ist. China trommelt seit Jahren medial gegen Japan, muss jetzt eine Schlappe durch das Gerichtsurteil einstecken und die Anrainerstaaten pochen auf ihre Rechte. Vietnam, Kambodscha u.s.w. sind alle zu schwach um sich gegen das dominante China aufzulehnen. Bei Japan als ernstzunehmende Weltmacht sieht die Sache schon etwas anders aus. Die beiden Länder sind daneben bereits seit dem 2. Weltkrieg nicht gerade bestens befreundet und es wird seitens Chinas seither jede Gelegenheit genutzt Japan zu diskreditieren. Gestützt durch die mediale Propaganda sieht auch die chinesische Bevölkerung in Japan keinen Freund mehr und steht hinter der Regierung. Und genau dies alles beinhaltet künftigen Zündstoff.
Auch wenn China offiziell nach außen hin moderate Worte verbreitet, akzeptiert haben sie das Urteil von Den Haag keineswegs. Das haben auch internationale Korrespondenten so gesehen, die am 12. Juli 2016 ihre Stellungnahmen zum Urteil des internationalen Gerichtshofes in einer Dokumentation auf dem deutschen Sender N24 abgegeben haben.
Auch sie vertreten die Meinung, dass sich China absolut nicht dem Urteil beugen wird und weiter versuche seine dominante Rolle als künftige Weltmacht Nr. 1 zu spielen, um die Vorherrschaft im südchinesischen Meer auszubauen. Die kleinen Länder, die überwiegend nach China liefern und von China zumeist abhängig sind, werden sich nur sehr schwer gegenüber dem Expansionsdrang des Riesen wehren können, Japan hingegen wird weiterhin vehement auf seine Rechte pochen, denn auch für Japan ist das südchinesische Meer eine äußerst wichtige Lebensader..
Eskaliert der ohnehin bereits im Untergrund schwelende Streit zwischen China und Japan erneut, dann kann es sehr leicht geschehen, dass China quasi als Drohgebärde erneut die für Japan lebensnotwendigen Importe an seltenen Erden einfriert. Eine Taktik, die ohne militärische Intervention die Macht Chinas dokumentieren würde. Und genau dieses Szenario wird von etlichen Marktteilnehmern befürchtet. Welche Richtung dann die Preise der seltenen Erden nehmen, wenn Japan panisch versuchen muss den Nachschub für ihre Industrien zu sichern, das liegt wohl auf der Hand. Die 3.000% Preisexplosion aus dem Jahr 2010 könnten hier einen Anhaltspunkt liefern.
Klar, noch ist es nicht so weit, noch wird auf politischer Ebene gesprochen, aber wer die chinesische Politik kennt, weiß auch, dass es nur sehr schwer möglich sein wird eine Lösung auf diplomatischen Weg zu erreichen. Kommen wir wieder in eine Situation wie im Jahr 2010, dann hat das für die seltenen Erden mit Sicherheit eine dramatische Auswirkung in punkto Versorgung und Preise. Ein erneuter Exportbann nach Japan würde katastrophale Folgen für die japanische Wirtschaft haben, aber ebenso auf die Preise der seltenen Erden, die sich Japan dann zu Höchstpreisen auf den restlichen Weltmärkten besorgen muss.
So traurig die Situation an sich ist, die seltenen Erden könnten bei Eskalation einen neuen ungeahnten Turbo zünden. Die Wahrscheinlichkeit wird von der Fachwelt als relativ hoch angesehen.
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