Geraten die Metallbörsen in Bedrängnis?
In beispiellosem Tempo entleeren sich derzeit die oberirdischen Silberlager. Bislang waren es die großen Metallbörsen in London und New York gewohnt, dass nur eine sehr kleine Menge des an den Märkten gehandelten Silbers am Ende der Laufzeit des Kontrakts physisch an den Käufer ausgeliefert werden musste. Es genügte also, nur wenig Silber physisch vorzuhalten, um diesen Bedarf zu decken.
Doch an dieser Stelle könnten wir gerade einen Paradigmenwechsel erleben. Schon im Oktober war das Niveau der physischen Silberauslieferungen der Metallbörse in London außergewöhnlich hoch. Dieses hohe Niveau wird im November nochmals um 73% überboten werden.
Der Anstieg der physischen Auslieferungen ist nicht unerheblich, denn pro Tag werden an den großen Metallbörsen Silberkontrakte gehandelt, deren Silbergehalt einer kompletten Jahresproduktion entspricht. Bislang war das viele Papiersilber kein allzu großes Problem weder für die Börsen noch für die Verkäufer der Silberkontrakte, weil nur für einen Bruchteil der gehandelten Kontrakte die physische Auslieferung gewünscht wurde.
Aggressive Silberkäufe könnten die Metallbörsen in Bedrängnis bringen
Nun aber scheinen immer mehr Silberkäufer dazu überzugehen, ihren Bedarf über die Metallbörsen zu decken und sich das gekaufte Silber anschließend physisch aus den Lagerhäusern der Börse liefern zu lassen. Bedenkt man nun noch, dass der Markt durch die steigende Silbernachfrage der Industrie 2024 schon das vierte Jahr in Folge in einem Defizit ist, könnte es sein, dass sich hier der perfekte Sturm zusammenbraut.
Silber wird in vielen grünen Technologien benötigt. Es ist in Solarmodulen ebenso enthalten wie in den Elektrofahrzeugen. Auch für die Luft- und Raumfahrttechnik sowie für das Militär und die Elektronik ist das Silber ein wichtiger und unverzichtbarer Rohstoff.
Bestehende Defizite können zwar über einen bestimmten Zeitraum durch den Abbau von Lagerbeständen überbrückt werden, doch spätestens, wenn sich die Lager zu leeren beginnen, sind starke Auswirkungen auf den Preis zu erwarten. In der Vergangenheit wurde der Silberpreis insbesondere durch den Handel mit Papiersilber bestimmt. Nun aber besteht die Möglichkeit, dass der reale Bedarf der Industrie zu einem wesentlicheren Element für den Silberpreis aufsteigt.
Bestimmt tatsächlich die Nachfrage in Zukunft über den Silberpreis?
Bislang glich der Silbermarkt einem Schwanz, der mit dem Hund wedelt, weil es die Derivate, also abgeleitete Finanzprodukte, waren, die über den Preis des physischen Silbers bestimmten. Dieser war oftmals so niedrig, dass er nicht einmal die Produktionskosten der Minen deckte.
Indien hat den Preisverfall der ersten Novemberhälfte bereits dazu genutzt, aggressiv Silber einzukaufen. Da dieses Silber nicht als Spekulationsobjekt, sondern als Grundlage für die eigenen Industrieproduktion benötigt wird, wurde es auch zur physischen Lieferung angemeldet.
Damit steigt der Druck auf fünf US-Banken. Sie haben in der Vergangenheit große Shortpositionen aufgebaut, also Silber am Markt verkauft, über das sie physisch nicht verfügen. Sie können über dieses Silber auch nicht physisch verfügen, denn die insgesamt als Shortpositionen im Feuer stehenden Kontrakte entsprechen rund fünf Weltjahresproduktionen.
Verlangen nun aber immer mehr Silberkäufer in London, New York und Shanghai die physische Auslieferung des von ihnen gekauften Silbers, dürften die Banker schnell merken, dass sie auf einer sehr, sehr heißen Herdplatte Platz genommen haben.
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