Signifikanter Zukauf


So wie viele Menschen nicht gerne über ihre Vermögensverhältnisse sprechen, so geben auch viele Staaten nur ungern Informationen darüber preis, wie es um ihre Gold- und Devisenreserven bestellt ist. Im Extremfall wird die Höhe der aktuellen Goldbestände als ein Staatsgeheimnis gewertet, das es zu hüten gilt.

Nicht nur kritisch beäugte Staaten wehren sich dagegen, einen genauen Einblick in ihre Goldbestände zu gewähren. Auch die USA wehren sich hartnäckig gegen die von ihren Bürgern immer wieder geforderte Revision der Goldbestände in Fort Knox. Sowohl von der Federal Reserve Bank wie auch vom US-Finanzministerium werden diese Forderungen immer wieder abschlägig beschieden.

Die fehlende Transparenz führt zwangsläufig zu Spekulationen und alle Eventualitäten werden durchgespielt. Im schlimmsten Fall laufen die Spekulationen auf die Frage hinaus, ob die gemeldeten Zahlen immer noch die Realität widerspiegeln. Leichtfertig zur Seite wischen, sollte diese kritischen Fragen niemand. Vor allem nicht in einem Fiat-Money-System, in dem der Wert des Geldes abgesehen von geringen Gold– und Devisenreserven vor allem auf dem Vertrauen in die Notenbank beruht.

Immer mehr Notenbanken verkaufen US-Dollar gegen Gold

Auch international lassen sich viele Staaten nicht gerne in die Karten schauen. So hat kürzlich die saudi-arabische Währungsbehörde SAMA in der Schweiz heimlich 160 Tonnen Gold gekauft. Vergleicht man diese Menge mit den Käufen anderer Notenbanken wie sie beispielsweise in den monatlichen Berichten des World Gold Councils veröffentlicht werden, dann sind die saudi-arabischen Käufe nicht nur große, sondern sehr große Käufe.

Bekannt wurden die Käufe durch die offiziellen Zolldaten der Schweiz. Sie lassen erkennen, dass das Gold erst Anfang August aus der Schweiz nach Saudi-Arabien ausgeführt wurde. Geht man davon aus, dass der Kauf des Goldes und seine Ausfuhr nach Saudi-Arabien zeitlich nicht allzu lang auseinanderlagen, wurde das Gold vermutlich zu Preisen zwischen 2.300 und 2.500 US-Dollar je Feinunze erworben.

Trotz dieses hohen Preises und der kurzen Zeit, die seit dem Erwerb vergangen ist, dürfte sich Saudi-Arabien bereits über Buchgewinnen freuen. Aktuell kommen die 160 Tonnen Gold auf einen Marktwert von etwa zehn Milliarden US-Dollar. Auch gemessen am bisherigen saudischen Goldbestand von 323,1 Tonnen stellt der Zukauf eine beträchtliche Erhöhung dar.

Mit einem aktuellen Goldbestand von 483,1 Tonnen könnte Saudi-Arabien damit unter die weltweit 20 größten Goldhalter aufgestiegen sein. So genau weiß das allerdings niemand, denn die tatsächlichen Goldbestände sind intransparent und entsprechend geheimnisumwittert.

Die geopolitische Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen

So schätzt beispielsweise der Analyst Alasdair Macleod, dass China entgegen der offiziellen Angaben längst über Goldreserven von weit über 20.000 Tonnen verfügt. Sollte dies stimmen, wäre der chinesische Goldbesitz heute größer als der von Italien, Frankreich, Deutschland und den USA zusammen.

Der Vergleich zeigt, wie groß die geopolitische Sprengkraft ist, die in diesen vermeintlich unscheinbaren Zahlen schlummert. Im Weltfinanzsystem steht derzeit nichts geringeres auf der allgemeinen Agenda als die Frage der Ablösung des US-Dollars als führende Weltreserve- und Welthandelswährung. Sie wird insbesondere von den BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika vorangetrieben und Saudi-Arabien hat bereits sein Interesse bekundet, den BRICS-Staaten beitreten zu können.

In Fachkreisen wird deshalb schon intensiv diskutiert, welche mittel- bis langfristigen Auswirkungen der saudische Goldkauf haben wird, denn die Bemühungen des Landes, seine Wirtschaft und Finanzstrategien zu diversifizieren und sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen, sind hinlänglich bekannt. Mit Spannung wird deshalb auf eine offizielle Bestätigung oder Stellungnahme der saudischen Behörden zu diesem bedeutenden Goldkauf gewartet.

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